Jule Reimer: Zwei Grad: Nicht mehr als eine Erwärmung der mittleren Temperatur um zwei Grad auf dieser Erde bis zum Ende des Jahrhunderts: Das war lange die magische Formel, um zu vermeiden, dass die Klimaerwärmung unumkehrbare Schäden bewirkt. Doch die Emissionen stiegen in den vergangenen Jahren weltweit so rasant an, dass viele warnten, das Zwei-Grad-Ziel sei längst Makulatur.
Frage an meinen Kollegen Georg Ehring: Klimaforscher des Hamburger Max-Planck-Instituts sagen jetzt: Das Zwei-Grad-Ziel ist doch noch erreichbar. Woher kommt jetzt dieser Optimismus was muss getan werden, damit diese Reduzierung der Emissionen erreicht wird?
Georg Ehring: Es ist erreichbar durch eine drastische und schnelle Verringerung des Ausstoßes von Treibhausgasen und der Optimismus, der kommt durch neue Berechnungen, neue Klima-Simulationen. Die Wissenschaftler haben eine neue Simulation gemacht, die in den nächsten Sachstandsbericht des Weltklimarats IPCC eingeht. Das Ergebnis ähnelt früheren Simulationen: Zu den knapp ein Grad um die sich die Erdatmosphäre schon erwärmt hat, kommen im ungünstigsten Fall in diesem Jahrhundert noch etwa vier Grad, im günstigsten nur noch ein Grad, so Professor Jochem Marotzke, der Direktor des Max-Planck-Instituts für Meteorologie in Hamburg. In diesem Fall wäre das Zwei-Grad-Ziel noch zu schaffen.
"Es ist mit den Naturgesetzen vereinbar. Was es erfordern würde, um dieses Zwei-Grad-Ziel zu erreichen und das zeigen unsere Simulationen, ist ein Maximum der menschengemachten Kohlendioxid-Emissionen im Jahr 2020, ein Abfall danach - also ein Maximum in sehr naher Zukunft. Und der Abfall muss sehr drastisch sein, nämlich nach unseren Rechnungen dürfen die menschengemachten CO2-Emissionen im Jahr 2100 nur noch zehn Prozent des Stands von 2000 erreicht haben."
Der guten Nachricht folgt gleich eine schlechte - in den vergangenen Jahren sind die Treibhausgas-Emissionen bekanntlich drastisch weiter gewachsen, allein seit der Jahrhundertwende um rund ein Drittel. Und eine weltweite Kraftanstrengung, diesen Trend zu wenden ist bisher nicht in Sicht. Jochem Marotzke will seine Antwort auf die Frage, ob die Welt das Zwei-Grad-Ziel auch erreichen wird, nicht als wissenschaftliche Aussage verstanden wissen.
"Ich glaube nicht, dass das möglich sein wird. Allerdings genau so, das ist mein Bauchgefühl, das ist meine Einschätzung der politischen Prozesse. Ich habe keine wissenschaftlichen Grundlagen, auf denen ich diese Aussagen basieren könnte. Im Gegensatz zu der Kombination zwischen Zwei-Grad-Ziel und CO2-Emissionen. Das ist eine wissenschaftliche Aussage."
Jule Reimer: Haben sich die Forscher auch geäußert zu der Frage, was getan werden muss um diese Reduzierung der Emissionen zu erreichen
Georg Ehring: Nein, das war nicht Gegenstand der Pressekonferenz. Sie haben auf die Folgen, wenn es nicht erreicht wird. Das sind beispielsweise stärkere Hitzewellen, wie im Jahr 2003 bei uns oder noch drastischer 2010 in Russland mit vielen Toten und verbreiteten Waldbränden. Hingewiesen haben die Forscher auch auf Veränderungen in den Weltmeeren: Die versauern durch den Eintrag von Kohlendioxid und wenn die Versauerung zu stark wird, dann können sich Schalen von Korallen, Muscheln und Schnecken auflösen. Bisher gab es solche Verhältnisse nur in der Tiefsee, aber es gibt Anzeichen, dass auch in den Südpolar-Meeren die kritische Grenze erreicht werden könnte.
Jule Reimer: Wir haben zu Anfang dieser Sendung über die Reaktionen der Bundesregierung in Sachen Energieeffizienzrichtlinie gesprochen. Es soll der Freiwilligkeit der Unternehmen überlassen werden, wie und wo Energieverbrauch eingespart wird? Was bedeutet das für das Zwei-Grad-Ziel?
Georg Ehring: Solche politischen Entscheidungen sind nicht Gegenstand der Klimawissenschaft am Hamburger Max-Planck-Institut, aber klar ist, das das Zwei-Grad-Ziel nur dann erreicht werden kann, wenn der Ehrgeiz im Klimaschutz gesteigert wird - nicht, wenn Ziele verwässert werden.
Frage an meinen Kollegen Georg Ehring: Klimaforscher des Hamburger Max-Planck-Instituts sagen jetzt: Das Zwei-Grad-Ziel ist doch noch erreichbar. Woher kommt jetzt dieser Optimismus was muss getan werden, damit diese Reduzierung der Emissionen erreicht wird?
Georg Ehring: Es ist erreichbar durch eine drastische und schnelle Verringerung des Ausstoßes von Treibhausgasen und der Optimismus, der kommt durch neue Berechnungen, neue Klima-Simulationen. Die Wissenschaftler haben eine neue Simulation gemacht, die in den nächsten Sachstandsbericht des Weltklimarats IPCC eingeht. Das Ergebnis ähnelt früheren Simulationen: Zu den knapp ein Grad um die sich die Erdatmosphäre schon erwärmt hat, kommen im ungünstigsten Fall in diesem Jahrhundert noch etwa vier Grad, im günstigsten nur noch ein Grad, so Professor Jochem Marotzke, der Direktor des Max-Planck-Instituts für Meteorologie in Hamburg. In diesem Fall wäre das Zwei-Grad-Ziel noch zu schaffen.
"Es ist mit den Naturgesetzen vereinbar. Was es erfordern würde, um dieses Zwei-Grad-Ziel zu erreichen und das zeigen unsere Simulationen, ist ein Maximum der menschengemachten Kohlendioxid-Emissionen im Jahr 2020, ein Abfall danach - also ein Maximum in sehr naher Zukunft. Und der Abfall muss sehr drastisch sein, nämlich nach unseren Rechnungen dürfen die menschengemachten CO2-Emissionen im Jahr 2100 nur noch zehn Prozent des Stands von 2000 erreicht haben."
Der guten Nachricht folgt gleich eine schlechte - in den vergangenen Jahren sind die Treibhausgas-Emissionen bekanntlich drastisch weiter gewachsen, allein seit der Jahrhundertwende um rund ein Drittel. Und eine weltweite Kraftanstrengung, diesen Trend zu wenden ist bisher nicht in Sicht. Jochem Marotzke will seine Antwort auf die Frage, ob die Welt das Zwei-Grad-Ziel auch erreichen wird, nicht als wissenschaftliche Aussage verstanden wissen.
"Ich glaube nicht, dass das möglich sein wird. Allerdings genau so, das ist mein Bauchgefühl, das ist meine Einschätzung der politischen Prozesse. Ich habe keine wissenschaftlichen Grundlagen, auf denen ich diese Aussagen basieren könnte. Im Gegensatz zu der Kombination zwischen Zwei-Grad-Ziel und CO2-Emissionen. Das ist eine wissenschaftliche Aussage."
Jule Reimer: Haben sich die Forscher auch geäußert zu der Frage, was getan werden muss um diese Reduzierung der Emissionen zu erreichen
Georg Ehring: Nein, das war nicht Gegenstand der Pressekonferenz. Sie haben auf die Folgen, wenn es nicht erreicht wird. Das sind beispielsweise stärkere Hitzewellen, wie im Jahr 2003 bei uns oder noch drastischer 2010 in Russland mit vielen Toten und verbreiteten Waldbränden. Hingewiesen haben die Forscher auch auf Veränderungen in den Weltmeeren: Die versauern durch den Eintrag von Kohlendioxid und wenn die Versauerung zu stark wird, dann können sich Schalen von Korallen, Muscheln und Schnecken auflösen. Bisher gab es solche Verhältnisse nur in der Tiefsee, aber es gibt Anzeichen, dass auch in den Südpolar-Meeren die kritische Grenze erreicht werden könnte.
Jule Reimer: Wir haben zu Anfang dieser Sendung über die Reaktionen der Bundesregierung in Sachen Energieeffizienzrichtlinie gesprochen. Es soll der Freiwilligkeit der Unternehmen überlassen werden, wie und wo Energieverbrauch eingespart wird? Was bedeutet das für das Zwei-Grad-Ziel?
Georg Ehring: Solche politischen Entscheidungen sind nicht Gegenstand der Klimawissenschaft am Hamburger Max-Planck-Institut, aber klar ist, das das Zwei-Grad-Ziel nur dann erreicht werden kann, wenn der Ehrgeiz im Klimaschutz gesteigert wird - nicht, wenn Ziele verwässert werden.