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Zwei Roboter und ein entlaufener Hund

Raumfahrt. - Am frühen Sonntag morgen meldete die US-Weltraumbehörde Nasa die sichere Landung ihrer zweiten Sonde auf dem Mars. "

Von Dirk Lorenzen |
    Opportunity" soll auf dem roten Planeten ebenfalls nach Wasser oder zumindest seinen Spuren suchen. Gute Nachrichten kamen auch zu dem angeschlagenen Rover "Spirit": Das Vehikel reagiert inzwischen wieder auf Zuruf von der Erde. Europäische Wissenschaftler dagegen suchen noch immer nach ihrem seit Weihnachten verschollenen Mars-Lander "Beagle 2". Doch die Hoffnung tendiert gegen Null.

    "Was für eine Nacht!", schwärmte NASA-Chef Sean O'Keefe kurz nachdem die Sonde "Opportunity" am späten Samstagabend kalifornischer Zeit auf dem Mars gelandet war.

    Offenbar werden wir desto glücklicher, je härter wir arbeiten.

    Dem NASA-Chef war die Erleichterung nach der zweiten geglückten Mars-Landung genau drei Wochen nach der Ankunft der ersten Sonde "Spirit" deutlich anzumerken. Auf der US-Raumfahrtbehörde hatte immenser Druck gelastet: 1999 hatte die NASA schon einmal zwei Sonden zum Mars geschickt, aber damals waren beide binnen weniger Wochen auf dem Mars zerschellt. Dieses Mal dagegen ist alles glatt gegangen – "Opportunity==" landete von Luftkissen gepolstert am Sonntag morgen um kurz nach sechs deutscher Zeit in der Region Meridiani Planum, bezogen auf die Schwestersonde "Spirit" genau auf der anderen Seite des Mars. Wenige Stunden später funkte "Opportunity" die ersten Bilder zur Erde: Sie zeigen nicht nur die vom Aufsetzen stammenden Abdrücke der Luftkissen im Marssand, sondern auch wichtige geologische Strukturen, erklärt Steven Squyres, einer der führenden Wissenschaftler im Opportunity-Team:

    Wir sehen da zum einen eine dicke Schichtung von Gestein - die hat einen hellen Farbton und ragt aus dem Boden heraus. Wir wissen nicht, was das ist. Und dann liegt darüber eine dünne Schicht von grauem körnigem Material. Dieser Stoff enthält vermutlich Hämatit.

    Das Mineral Hämatit - eine Art Rost - entsteht am einfachsten in stehendem Wasser. War also in der Gegend, in der "Opportunity" gelandet ist, vor langer Zeit mal ein See oder gar eine Ozean? "Opportunity" wird in den nächsten Wochen die Umgebung untersuchen und dieser Frage nachgehen. Dazu muss der Roboter gar nicht weit fahren - denn Opportunity hat eine Art Punktlandung hingelegt:

    Der Krater, in dem wir gelandet sind, hat etwa 20 Meter Durchmesser. Wir blicken auf die Innenkante des Kraterrands. Der Krater ist wohl zwei, drei Meter tief. Man sieht schon auf den ersten Bildern das geschichtete Gestein und die Staubschicht - wir haben beide wichtigen geologischen Strukturen genau hier, im Umkreis von zehn Metern!

    Die NASA hat nun doppelten Grund zur Freude: Denn nur Stunden vor der Landung von "Opportunity" war es den Flugingenieuren gelungen, auch wieder Kontakt zur Schwestersonde "Spirit" zu bekommen. "Spirit" hatte zwei Tage lang keine Daten zur Erde gefunkt. Nun heißt es bei der NASA, die Lage von "Spirit" sei zwar noch ernst, aber nicht mehr kritisch. Und so nutzte NASA-Chef Sean O'Keefe die Gunst der Stunde, um auf der Pressekonferenz vor Hunderten Mitarbeitern und Journalisten seine Planetenabteilung überschwänglich zu loben:

    Dies war ein enormes Zeugnis dafür, dass die NASA, wenn sie ein großes Ziel wirklich erreichen will, jedes Gramm an Mühe, Energie, Gefühl und Talent dafür aufbringt. Kein Zweifel, dieses Team ist das beste in der Welt.

    Diese Worte hatten vor allem politischen Bezug nach innen - denn die NASA steht nach wie vor massiv unter Druck. Zudem hatten die ersten sehr guten Daten, die Europas "Mars Express"-Sonde aus der Marsumlaufbahn liefert, auch in den USA für Aufsehen gesorgt. Nun aber kurven erstmals zwei NASA-Roboter durch den roten Sand - dazu kommen die einzigartigen Bilder von Europas "Mars Express": Den Marsforschern in aller Welt stehen aufregende Wochen und Monate ins Haus.