Am 1. September 2006 um 10:23 Uhr Ortszeit startete an der Küste Alaskas eine Interkontinental-Rakete Richtung Süden. 16 Minuten später stieg nördlich von Santa Barbara in Kalifornien eine zweite Rakete in den Himmel. An Bord hatte sie ein so genanntes "kill vehicle", das sich von der Rakete löste und den Gefechtskopf der Rakete aus Alaska ins Visier nahm. Weitere sieben Minuten später rammte das "kill vehicle" die Rakete. Um 10:46 Uhr regnete es über dem Pazifischen Ozean große und kleine Metallteile. Donald Rumsfeld, der amerikanische Verteidigungsminister war zufrieden. Der erste erfolgreiche Abfangtest seit vier Jahren. Zumindest scheinbar eine positive Bilanz: elf Abfangtests seit Ende der 90er Jahre, sechs davon erfolgreich, also mehr als die Hälfte. Entsprechend euphorisch bewerten auch weite Teile der amerikanischen Presse die Entwicklung. Nun werde es bald möglich, sich vor Raketen zu schützen, die von so genannten Schurkenstaaten wie etwa Nordkorea abgefeuert werden könnten. Der Verteidigungsexperte Philip Coyle vom Center for Defense Information in Washington D.C. sieht das anders:
"”Die Abfangrakete hat Infrarotsensoren, mit denen sie ihr Ziel findet. Diese Technologie wird allmählich immer besser, aber für ein echtes Verteidigungssystem braucht man auch noch große Radaranlagen und Satelliten, die dem "kill vehicle" die Richtung weisen. Bei diesem und allen bisherigen Tests war es aber so, dass die Abfangrakete von vornherein wusste, wohin sie schauen musste.""
Den Militärforschern ist es also gelungen, mit einem gezielten Experiment zwei Raketen zusammenstoßen zu lassen. Das kann man durchaus als Fortschritt ansehen, denn bei den vorangegangenen beiden Tests hatte noch nicht einmal das geklappt. Zunächst hatte eine Abfangrakete ihr Silo gar nicht verlassen, beim darauf folgenden Versuch löste sich das "kill vehicle" nicht von seiner Trägerrakete. Beim jüngsten Test haben die Raketenbauer es ihrem "kill vehicle" besonders einfach gemacht. Sie haben gänzlich darauf verzichtet, mit Attrappen zu arbeiten, die von feindlichen Raketen abgeworfen werden könnten, um die amerikanischen Abfangraketen zu irritieren. Coyle:
"”Das ist erstaunlich, bei den vorangegangenen Tests haben sie immer mit Gegenmaßnahmen gearbeitet. Früher hatte man zumindest einen großen Ballon gestartet, obwohl da viele gesagt haben: ein Ballon sieht ja nicht wirklich so aus wie eine feindliche Rakete. Beim jüngsten Test haben sie nun sogar darauf verzichtet.""
Die bisherigen Erfahrungen der Amerikaner bei Testflügen mit Attrappen sind denkbar schlecht. Es ist mehrfach vorgekommen, dass die Abfangraketen nicht zwischen einem Ballon und dem angreifenden Flugobjekt unterscheiden konnten. Ein Problem, das auch nach Jahren intensiver Entwicklungsarbeit noch immer ungelöst ist. Coyle:
"”Man kann das vergleichen mit dem Versuch, beim Golf einen Ball einzulochen, wenn das Loch sich mit 10.000 Stundenkilometern bewegt. Wenn der Gegner jetzt aber noch Attrappen nutzt, dann bewegt sich auch das Grün mit 10.000 Stundenkilometern und es ist voller schwarzer Löcher, die genau so groß sind wie das Loch – da können sie dann wirklich nicht mehr wissen, wohin sie noch zielen sollen.""
Mit zehn Milliarden US-Dollar pro Jahr finanziert der amerikanische Kongress derzeit die Entwicklung der Raketenabwehr. Etwa 100 Milliarden hat er ausgegeben, seit Ronald Reagan in den 80er Jahren seine Vision vom "Krieg der Sterne" verkündete. Voraussichtlich wird eine zukünftige US-Regierung daran gehen müssen, diesen Geldhahn zumindest teilweise wieder zuzudrehen - Ganz unabhängig davon, ob der neue Präsident ein Demokrat oder ein Republikaner sein wird. Coyle:
"Das Überzeugendste was die Vertreter der Raketenabwehr der amerikanischen Öffentlichkeit sagen können, lautet: ‚Aber sollten wir uns denn nicht verteidigen?’ Und die meisten Amerikaner würden sagen: ‚Ja, das sollten wir tun.’"
"”Die Abfangrakete hat Infrarotsensoren, mit denen sie ihr Ziel findet. Diese Technologie wird allmählich immer besser, aber für ein echtes Verteidigungssystem braucht man auch noch große Radaranlagen und Satelliten, die dem "kill vehicle" die Richtung weisen. Bei diesem und allen bisherigen Tests war es aber so, dass die Abfangrakete von vornherein wusste, wohin sie schauen musste.""
Den Militärforschern ist es also gelungen, mit einem gezielten Experiment zwei Raketen zusammenstoßen zu lassen. Das kann man durchaus als Fortschritt ansehen, denn bei den vorangegangenen beiden Tests hatte noch nicht einmal das geklappt. Zunächst hatte eine Abfangrakete ihr Silo gar nicht verlassen, beim darauf folgenden Versuch löste sich das "kill vehicle" nicht von seiner Trägerrakete. Beim jüngsten Test haben die Raketenbauer es ihrem "kill vehicle" besonders einfach gemacht. Sie haben gänzlich darauf verzichtet, mit Attrappen zu arbeiten, die von feindlichen Raketen abgeworfen werden könnten, um die amerikanischen Abfangraketen zu irritieren. Coyle:
"”Das ist erstaunlich, bei den vorangegangenen Tests haben sie immer mit Gegenmaßnahmen gearbeitet. Früher hatte man zumindest einen großen Ballon gestartet, obwohl da viele gesagt haben: ein Ballon sieht ja nicht wirklich so aus wie eine feindliche Rakete. Beim jüngsten Test haben sie nun sogar darauf verzichtet.""
Die bisherigen Erfahrungen der Amerikaner bei Testflügen mit Attrappen sind denkbar schlecht. Es ist mehrfach vorgekommen, dass die Abfangraketen nicht zwischen einem Ballon und dem angreifenden Flugobjekt unterscheiden konnten. Ein Problem, das auch nach Jahren intensiver Entwicklungsarbeit noch immer ungelöst ist. Coyle:
"”Man kann das vergleichen mit dem Versuch, beim Golf einen Ball einzulochen, wenn das Loch sich mit 10.000 Stundenkilometern bewegt. Wenn der Gegner jetzt aber noch Attrappen nutzt, dann bewegt sich auch das Grün mit 10.000 Stundenkilometern und es ist voller schwarzer Löcher, die genau so groß sind wie das Loch – da können sie dann wirklich nicht mehr wissen, wohin sie noch zielen sollen.""
Mit zehn Milliarden US-Dollar pro Jahr finanziert der amerikanische Kongress derzeit die Entwicklung der Raketenabwehr. Etwa 100 Milliarden hat er ausgegeben, seit Ronald Reagan in den 80er Jahren seine Vision vom "Krieg der Sterne" verkündete. Voraussichtlich wird eine zukünftige US-Regierung daran gehen müssen, diesen Geldhahn zumindest teilweise wieder zuzudrehen - Ganz unabhängig davon, ob der neue Präsident ein Demokrat oder ein Republikaner sein wird. Coyle:
"Das Überzeugendste was die Vertreter der Raketenabwehr der amerikanischen Öffentlichkeit sagen können, lautet: ‚Aber sollten wir uns denn nicht verteidigen?’ Und die meisten Amerikaner würden sagen: ‚Ja, das sollten wir tun.’"