Marieke Degen: Die Schweinegrippe ist nach wie vor hoch ansteckend, aber sie verläuft in den meisten Fällen milde. Heute Nachmittag gab es am Robert-Koch-Institut (RKI) in Berlin eine Pressekonferenz zum aktuellen Stand. Ich habe vor der Sendung mit Reinhard Burger gesprochen, dem Vizepräsidenten des RKI, und meine erste Frage war: Wie viele sind hierzulande denn inzwischen mit dem Virus infiziert?
Reinhard Burger: Wir haben etwa 15.000 Fälle insgesamt in Deutschland. Etwa ein Viertel davon sind in Deutschland selbst erworben worden. Aber unverändert ist der größte Teil der Infektionen bei den Reiserückkehrern, hier in erster Linie Rückkehrer aus Spanien. Die gute Nachricht ist aber, wenn man mit etwas Abstand die wöchentlichen Zahlen ansieht, in den letzten vier Wochen, dann erkennt man einen erfreulichen Trend: Die Zahl der Influenzafälle in diesem Sommer fällt erstmals.
Degen: Viele Experten fürchten jetzt aber auch, dass es im Herbst zu einer zweiten Welle kommen könnte, in der das Virus möglicherweise heftiger zuschlagen könnte als bisher. Wie schätzen Sie die Situation ein?
Burger: Also das ist im Gegensatz zu dem guten Trend die schlechte Nachricht: Praktisch alle Fachleute gehen davon aus, dass die Zahlen zur Wintersaison, also der eigentlichen Influenzasaison, dass die Zahlen dann wieder deutlich steigen. Ob der Verlauf von der klinischen Seite her stärker ist, das kann man schlecht vorhersagen. Das Influenzavirus hat aber die Fähigkeit, sich leicht in seinen Eigenschaften zu verändern. Und das ist durchaus nicht unwahrscheinlich.
Degen: Haben Sie denn schon Anhaltspunkte dafür, dass sich das Virus verändert haben könnte?
Burger: Nein, bisher gibt es keine Anhaltspunkte auf eine große Tendenz zu Veränderungen, also jetzt im Hinblick auf die krankmachenden Eigenschaften. Es gibt Einzelfälle, sechs, sieben Fälle, wo das Virus Resistenz gegen antivirale Medikamente entwickelt hat. Da hat man aber durch konsequente Maßnahmen vor Ort verhindert, dass sich das auf Kontaktpersonen ausgebreitet hat.
Degen: Die Bundesregierung hat ja 50 Millionen Dosen Impfstoff bestellt, ausreichend für 25 Millionen Menschen. Wissen Sie denn schon, ab wann genau der Impfstoff zur Verfügung steht?
Burger: Der erste Impfstoff wird wahrscheinlich ab Ende September zur Verfügung stehen, allerdings natürlich nicht die gesamte bestellte Zahl der Impfdosen, sondern es wird dann wöchentlich weiter ausgeliefert, das hängt dann ab auch vom Fortgang - wie gut sich der Impfstoff herstellen lässt. In den beiden nachfolgenden Monaten Oktober, November müsste sicherlich der Großteil des Impfstoffs ausgeliefert sein.
Degen: Nun sollen ja ganz nach WHO-Vorgaben zunächst die Risikogruppen geimpft werden, also Schwangere und chronisch Kranke zum Beispiel. Aber es gibt inzwischen auch Wissenschaftler, die das kritisieren, die sagen, es wäre sinnvoller, Kleinkinder und deren Eltern zu impfen, weil die das Virus am ehesten verbreiten. Wie sehen sie das?
Burger: Es ist in der Tat so, dass Kinder das Influenzavirus leichter verbreiten. Sie haben engen Kontakt, sie achten in der Regel nicht auf die Regeln der persönlichen Hygiene, wie es Erwachsene tun. Insofern ist eine Kinderimpfung immer von Vorteil, um die Verbreitung des Virus in der Bevölkerung zu verhindern oder einzudämmen. Andererseits ist aber auch ein berechtigtes Impfziel, Krankheitsfolgen oder schwere Erkrankungsverläufe oder Todesfälle zu verhindern bei Gruppen, die besonders gefährdet sind. Das ist natürlich auch ein gerechtfertigtes Ziel der Impfung. Und hier ist es schwer, eine gute Abwägung zu finden.
Degen: Auf der südlichen Halbkugel war ja zu beobachten, dass die neue Grippe H1N1 die saisonale Grippe, die jetzt wieder beginnt, verdrängt. Wie wahrscheinlich ist denn, dass das hier auf der nördlichen Halbkugel auch passiert, also dass man gar nicht erst gegen die andere saisonal aufkommende Grippe impfen muss?
Burger: In einer Reihe von Ländern auf der Südhalbkugel hat in der Tat das neue H1N1-Virus die normalen saisonalen Viren praktisch vollständig verdrängt. Mehr als 90 der Virusisolate waren neues H1N1-Virus. Wir können aber letztlich nicht vorhersagen, ob es hier auf der Nordhalbkugel auch der Fall sein wird. In der Vergangenheit gab es wiederholt eine Kozirkulation, ein gemeinsames Auftreten von neuem Virus und den früheren Viren. Das muss man abwarten, man muss das gut und eng beobachten, wie die Entwicklung ist.
Reinhard Burger: Wir haben etwa 15.000 Fälle insgesamt in Deutschland. Etwa ein Viertel davon sind in Deutschland selbst erworben worden. Aber unverändert ist der größte Teil der Infektionen bei den Reiserückkehrern, hier in erster Linie Rückkehrer aus Spanien. Die gute Nachricht ist aber, wenn man mit etwas Abstand die wöchentlichen Zahlen ansieht, in den letzten vier Wochen, dann erkennt man einen erfreulichen Trend: Die Zahl der Influenzafälle in diesem Sommer fällt erstmals.
Degen: Viele Experten fürchten jetzt aber auch, dass es im Herbst zu einer zweiten Welle kommen könnte, in der das Virus möglicherweise heftiger zuschlagen könnte als bisher. Wie schätzen Sie die Situation ein?
Burger: Also das ist im Gegensatz zu dem guten Trend die schlechte Nachricht: Praktisch alle Fachleute gehen davon aus, dass die Zahlen zur Wintersaison, also der eigentlichen Influenzasaison, dass die Zahlen dann wieder deutlich steigen. Ob der Verlauf von der klinischen Seite her stärker ist, das kann man schlecht vorhersagen. Das Influenzavirus hat aber die Fähigkeit, sich leicht in seinen Eigenschaften zu verändern. Und das ist durchaus nicht unwahrscheinlich.
Degen: Haben Sie denn schon Anhaltspunkte dafür, dass sich das Virus verändert haben könnte?
Burger: Nein, bisher gibt es keine Anhaltspunkte auf eine große Tendenz zu Veränderungen, also jetzt im Hinblick auf die krankmachenden Eigenschaften. Es gibt Einzelfälle, sechs, sieben Fälle, wo das Virus Resistenz gegen antivirale Medikamente entwickelt hat. Da hat man aber durch konsequente Maßnahmen vor Ort verhindert, dass sich das auf Kontaktpersonen ausgebreitet hat.
Degen: Die Bundesregierung hat ja 50 Millionen Dosen Impfstoff bestellt, ausreichend für 25 Millionen Menschen. Wissen Sie denn schon, ab wann genau der Impfstoff zur Verfügung steht?
Burger: Der erste Impfstoff wird wahrscheinlich ab Ende September zur Verfügung stehen, allerdings natürlich nicht die gesamte bestellte Zahl der Impfdosen, sondern es wird dann wöchentlich weiter ausgeliefert, das hängt dann ab auch vom Fortgang - wie gut sich der Impfstoff herstellen lässt. In den beiden nachfolgenden Monaten Oktober, November müsste sicherlich der Großteil des Impfstoffs ausgeliefert sein.
Degen: Nun sollen ja ganz nach WHO-Vorgaben zunächst die Risikogruppen geimpft werden, also Schwangere und chronisch Kranke zum Beispiel. Aber es gibt inzwischen auch Wissenschaftler, die das kritisieren, die sagen, es wäre sinnvoller, Kleinkinder und deren Eltern zu impfen, weil die das Virus am ehesten verbreiten. Wie sehen sie das?
Burger: Es ist in der Tat so, dass Kinder das Influenzavirus leichter verbreiten. Sie haben engen Kontakt, sie achten in der Regel nicht auf die Regeln der persönlichen Hygiene, wie es Erwachsene tun. Insofern ist eine Kinderimpfung immer von Vorteil, um die Verbreitung des Virus in der Bevölkerung zu verhindern oder einzudämmen. Andererseits ist aber auch ein berechtigtes Impfziel, Krankheitsfolgen oder schwere Erkrankungsverläufe oder Todesfälle zu verhindern bei Gruppen, die besonders gefährdet sind. Das ist natürlich auch ein gerechtfertigtes Ziel der Impfung. Und hier ist es schwer, eine gute Abwägung zu finden.
Degen: Auf der südlichen Halbkugel war ja zu beobachten, dass die neue Grippe H1N1 die saisonale Grippe, die jetzt wieder beginnt, verdrängt. Wie wahrscheinlich ist denn, dass das hier auf der nördlichen Halbkugel auch passiert, also dass man gar nicht erst gegen die andere saisonal aufkommende Grippe impfen muss?
Burger: In einer Reihe von Ländern auf der Südhalbkugel hat in der Tat das neue H1N1-Virus die normalen saisonalen Viren praktisch vollständig verdrängt. Mehr als 90 der Virusisolate waren neues H1N1-Virus. Wir können aber letztlich nicht vorhersagen, ob es hier auf der Nordhalbkugel auch der Fall sein wird. In der Vergangenheit gab es wiederholt eine Kozirkulation, ein gemeinsames Auftreten von neuem Virus und den früheren Viren. Das muss man abwarten, man muss das gut und eng beobachten, wie die Entwicklung ist.