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Zwischen Denglisch und Altfränkisch

Im zurückliegenden Jahrzehnt schmiedeten die Manager der Deutschen Telekom den Plan, ein Global Player - also: ein weltweit agierender Konzern - zu werden. Die wirtschaftlichen Folgen sind bekannt: In der Ära Ron Sommer wurden Milliarden Euro vernichtet. Der Plan, das Telekommunikationsunternehmen global aufzustellen, hatte aber auch andere, nämlich kulturelle und sprachpolitische Konsequenzen. Aus Ortsgesprächen und Ferngesprächen wurden City-Calls und German-Calls. Unverständliche Alternativen wie Pre-Selection und Call by Call verunsicherten die Telefonnutzer zusätzlich. Die Telekom hatte sich in den Augen der meisten Nutzer lächerlich gemacht. Das mag dazu beigetragen haben, dass das Unternehmen seine Dienstleistungen inzwischen wieder ein Stück weit der deutschen Alltagssprache angenähert hat.

Autor: Rainer Link | 12.04.2004
    Die zunehmende Anglisierung der deutschen Sprache hat mittlerweile auch den Deutschen Bundestag erreicht - auf zweierlei Weise: Zum einen werden vom Rednerpult des Deutschen Bundestages vermehrt Wortkreationen und Begriffe wie "peace keeping missions", "nation building", "Job-Floater" oder "opinion leader" ins Plenum geschleudert. Zum anderen - quasi als Gegenmaßnahme - befasst sich der Kulturausschuss dieses Parlaments mit den möglichen Gefahren dieser englischsprachigen Ausdrucksweise.

    Der Abgeordnete Eckardt Barthel ist Obmann der SPD-Fraktion im Kulturausschuss:

    Diese vielen Anglizismen haben auch eine politisch negative Wirkung. Sie können dazu führen, dass es Ausgrenzungen in der Gesellschaft gibt, Leute, die diese Begriffe teilweise nicht mehr verstehen, können auch nicht mehr in die Kommunikation mit hinein. Und ich möchte auf keinen Fall, dass es eine Ausgrenzung in der Gesellschaft über Sprache gibt, im Gegenteil, Sprache soll das sein, was die Kommunikation, den Zusammenhalt der Gesellschaft ermöglicht. Insofern sehe ich auch aus diesem Gesichtspunkt ein Problem in dieser Zunahme, in der Menge der überflüssigen Anglizismen in der deutschen Sprache.

    Besonders in der Werbung scheint der Trend zu englischen Vokabeln ungebrochen. Das hat einen einfachen Grund: Anglizismen richten sich strategisch an junge, eher besser gebildete Konsumentenschichten, sagt Andreas Steinle, Geschäftsführer des Hamburger Trendbüros; einer Agentur, die unter anderem die Deutsche Telekom beriet:

    Von daher versuchen die meisten Unternehmen schon die Jüngeren zu bekommen. Von daher scheint es aus Sicht der Unternehmen logisch, sich eher auf die jüngeren Zielgruppen zu konzentrieren, weil man die gewinnen muss und nicht auf die älteren Kunden, weil die eher sowieso da bleiben. Auch wenn die sich das eine oder andere Mal ärgern.

    Schätzungen gehen davon aus, dass etwa 60 Prozent der Deutschen Englisch gut oder weniger gut beherrschen. In der heutigen Rentnergeneration dürfte der Prozentsatz der Englischkundigen deutlich tiefer, der Groll über das "Modern talking" der Werbebranche dagegen erheblich höher liegen.

    Sind Anglizismen eine Bedrohung für die deutschen Sprache? Droht gar Gefahr für die Identität der Deutschen? Die Antworten fallen unterschiedlich aus. Germanisten und Linguisten geben weitgehend Entwarnung: Etwa die renommierte "Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung", 1949 in der Frankfurter Paulskirche gegründet. Anglizismen? Kein Problem - sagt die Akademie und warnt vor staatlichen Eingriffen.

    Es gibt kein Anglizismen-Problem, sagt auch die 1947 gegründete "Gesellschaft für Deutsche Sprache". Ihr Auftrag ist es, den deutschen Sprachgebrauch kritisch zu beobachten und der Regierung Empfehlungen für den allgemeinen Sprachgebrauch zu machen, Rudolf Hohberg, der Vorsitzende rät zur Gelassenheit:

    Man muss berücksichtigen, dass es etwa im Deutschen 3000 bis 5000 Anglizismen gibt. Wenn man sieht, dass die Zahl der sonstigen Fremdwörter ungleich höher ist und dass der Wortschatz insgesamt größer ist, sehe ich darin keine Bedrohung.

    Diese entspannte Lagebeurteilung der einschlägigen Wissenschaft wird nicht von allen geteilt. Vor einigen Jahren gründete sich der Verein Deutsche Sprache, VDS, der es binnen kurzer Zeit zu der erstaunlichen Mitgliederzahl von mehr als 16.000 Personen gebracht hat. Und zwar nur mit einem einzigen Thema: Abwehr von Anglizismen, Kampf der so genannten "Denglisierung". Die Mitglieder sind erbost über englischsprachige Begriffe - vor allem in der Werbung und in den Medien:

    Wir verstehen die Zeitung nicht mehr! Wir verstehen Gebrauchsanweisungen nicht mehr! Wir verstehen das Radio nicht mehr! Was ist denn das? Und das sind einfach die Fremdworte, die in unserer Sprache sind. Und ich finde, wir haben die Verpflichtung alle Menschen auch da zu schützen. Und das war für mich ein ganz großer Auslöser, in diesen Verein zu gehen.

    Der Verein Deutsche Sprache ist in der ganzen Republik vertreten, besondere Resonanz erfährt er im Osten Deutschlands:

    Gerade wir hier im Osten, die also Russisch gelernt haben und kein Englisch, wir haben ja Schwierigkeiten, Werbung zu lesen oder Geschäftsbeschriftungen oder sonstige Texte, Angebote.

    Bautzen, eine sächsische Kleinstadt in der Oberlausitz: Nach dem Mauerfall sah man sich einem feindlichen Vorstoß fremd klingender Wortsalven ausgesetzt. Der Sozialdemokrat Diethold Tietz gründete den ... "Sprachrettungs-Klub Bautzen":

    Dieser Club hat sich vor reichlich fünf Jahren gegründet. Es war damals vielleicht insgesamt in Deutschland die Zeit reif, sich für den Erhalt unserer Sprache zu engagieren. Wenn ich sage Erhalt, dann meine ich, das zunehmende Eindringen von überflüssigen Anglizismen und Amerikanismen. Was bei uns passiert ist, ist einfach eine Verleugnung unserer Sprache, ein Vermanschen unserer Sprache, dass in diesem Maße in anderen europäischen Ländern nicht denkbar wäre.

    Diethold Tietz war einst Kreistagsvorsitzender der SPD Oberlausitz. Als sich seine Genossen von seiner sprachschützerischen Arbeit distanzierten, sie als reaktionär und globalisierungsfeindlich brandmarkten, legte er seine politischen Funktionen nieder und konzentriert sich seitdem völlig auf die Abwehr von Anglizismen im öffentlichen Raum.

    Parteipolitische Grenzen kennt die Arbeit der sächsischen Sprachretter nicht. Das Spektrum der Aktiven reicht von der CDU bis zur PDS.

    Wie überall in Deutschland war das Bild der Bautzener Innenstadt durch Geschäfte geprägt, die sich mit englischsprachigen Namen schmückten. Friseurgeschäfte hießen "Wash & Cut" und Imbisse "Curry-House". Das rief die Sprachretter auf den Plan, sie stellten die Geschäftsinhaber zur Rede:

    Wir hatten ungefähr fünf aus Bautzen, von denen jetzt nur noch einer existiert. Man könnte also auch sagen, na ja, vielleicht hat das dazu beigetragen. Inzwischen gibt es interessante Geschäfte: Wir haben ein Radhaus am Rathaus, wir haben ein Ausstattungsgeschäft für Baby-Bedarf, der heißt "Neun Monate" und ähnliche Dinge.

    Wenn zum Beispiel ein Sportgeschäft "Muskelkater" heißt, ja, oder wir haben in Hoyerswerda auch mal so eine Aktion gemacht, wo wir bewusst durch eine Strasse gegangen sind, die also sehr schöne Bezeichnungen über ihren Geschäften hatten, dort rein gegangen sind und denen Dankeschön gesagt haben, den Geschäftsleuten. Das ist schon was Erhebendes.


    Der Sprachrettungs-Klub Bautzen ist Mitglied im Verein Deutsche Sprache. Und dessen insgesamt 16.000 Mitglieder kämpfen mit Protestschreiben und Leserbriefen gegen die Verwendung von Anglizismen.

    Politisch erscheint der "Verein Deutsche Sprache" vielen Beobachtern suspekt. Einen rechten Antiamerikanismus werfen ihm seine Kritiker vor. Etwa, wenn in der Vereinszeitschrift der, Zitat, "Bombenterror auf Dresden" bemüht wird, um vor - wie es dann weiter heißt - "weiterem aggressivem Vordringen der US- Kulturindustrie" zu warnen.

    Ganz brutale Gegner unsres Tuns treffen wir selten an, das scheint in Westdeutschland etwas verstärkter aufzutreten, dass man dort Leute, die sich um ihre Sprache bemühen als Rechtsextreme und Nationalisten und ähnliches bezeichnet. Das ist uns hier bisher eigentlich selten vorgekommen.

    Für den SPD-Kulturpolitiker Eckhard Barthel ist der Schutz der hiesigen Sprache wie auch die Förderung der deutschen Sprache im Ausland ein verpflichtendes Ziel. Und dabei kann er auf einen breiten Konsens aller Parteien im Bundestagsausschuss für Kultur und Medien verweisen. Dennoch warnt er vor unkritischer Übernahme populistischer Parolen gegen die angebliche Anglizismen-Flut:

    Da steckt schon viel Deutschtum auch mit dahinter, wozu sie die Sprache praktisch als Transmissionsriemen benutzen. Davon würde ich mich also nun ganz gewaltig abgrenzen. Und dieses breite Spektrum, was sich jetzt um die deutsche Sprache bemüht, um die Pflege der deutschen Sprache bemüht, ist nicht rechts. Die gibt es auch und es ist für mich auch keine Links-Rechts-Frage, sondern ich meine, dass ist eine Frage, wie man mit seiner Sprache umgeht. Allerdings, das sehe ich auch in der Diskussion, diese Frage der deutschen Sprache wird instrumentalisiert, das ist ein Problem. Man sollte es den Rechten nicht nur überlassen.

    Rechter Antiamerikanismus - verpackt als Sprachkritik? Für einen Teil der Sprachschutzbewegung eine durchaus zutreffende Beschreibung, findet Professor Peter Eisenberg, der an der Universität Potsdam Deutsche Philologie lehrt:

    Wenn sie nun vermuten, dass hier mal wieder der Sack geschlagen wird und der Esel gemeint ist, das heißt, dass auf die Wörter drauf gegangen wird und in Wahrheit - wie Adorno sagt - die Fremden gemeint sind und nicht die fremden Wörter - dann ist das für einen Teil dieser Bewegung sicher richtig.

    Einem Teil des Vereins Deutsche Sprache schwebt ein Sprachschutzgesetz gegen die öffentliche Verwendung von Anglizismen vor. Hans Trenner, der Chef der Hamburger Filiale des Vereins Deutsche Sprache, plädiert für ein scharfes "Anti-Denglisch"-Gesetz, dass nur diejenigen ungeschoren lassen soll, die sich der Öffentlichkeit auf buchstäblich "gut Deutsch" präsentieren.

    Wenn eine Firma einen englischen Namen hat, muss sie zuerst einen deutschen Namen haben, darunter kann sie dann ja die englische Fassung schreiben...

    Wer trotzdem die Werbung nur auf englisch gestaltet, dass dagegen ein Bußgeld ausgesprochen werden kann.


    Im Deutschen Bundestag dagegen herrscht einhelliges, alle Parteien übergreifendes Einverständnis, gesetzliche Sprachschutzregeln abzulehnen. Kein Thema also für den Ausschuss für Kultur und Medien, findet deshalb auch der SPD-Parlamentarier Eckhard Barthel:

    Ich halte davon gar nichts! Über Sprachgesetze und so etwas, da glaube ich nicht, dass wir da etwas retten. Es wäre übrigens ein Trauerspiel, ein Trauerspiel, wenn wir unsere Sprache über Gesetze schützen müssten.

    International gebräuchliche Verkehrssprachen hat es seit dem Altertum zu jeder Zeit gegeben. In der Antike war es das Griechische als Sprache der Bildung und Philosophie. Die Herrschaft der Römer machte in den folgenden Jahrhunderten das Lateinische zur dominierenden Sprache in Europa. Die Sprachen der anderen Völker wurden zu Zweitsprachen für den privaten Gebrauch in Familie und Dorf. Die Oberschicht sprach Latein. Als Sprache der katholischen Kirche und der Wissenschaft überstand das Lateinische zwar den Untergang des römischen Reiches ist aber heute zu praktischer Bedeutungslosigkeit degradiert.

    Im 18. und 19. Jahrhundert setzte sich das Französische als Sprache der höfischen Kultur durch. Die gehobenen Stände Europas parlierten nur noch auf Französisch. Latein, Griechisch und Französisch waren historisch gesehen also Herrschaftssprachen - und dies unterscheidet sie, so der Germanist Eisenberg, von der aktuellen Anglifizierung unserer Umgangssprache:

    Der Einfluss des Englischen ist zwar nicht überall gleich, aber er kommt überall vor. Das heißt, die Jugendlichen haben ihre Anglizismen und die Wissenschaftler haben ihre Anglizismen und die Journalisten haben ihre Anglizismen und das Bildungsbürgertum hat auch seine Anglizismen. Und insofern kann man nur sagen, wenn man die Sprache der Jugend nimmt, dann sind die Alten ausgegrenzt, das merken die auch. Das ist eben so, dass das Englische zu einem großen Teil gruppenspezifisch ins Deutsche kommt.

    Und hierin mag die tiefere Ursache liegen, dass so viele Menschen englischsprachigen Begriffen mit kulturellem Unbehagen begegnen.

    Ich weise immer daraufhin, dass die Leute, die früher das Fremdwortprivileg hatten - also wir die Bürgerlichen - dass die jetzt teilweise auch ausgegrenzt werden durch die Anglizismen. Das ist eine neue Erfahrung für diese Gruppe und sie reagiert sehr ungehalten darauf.

    Ansätze einer deutschen Sprachreinigungspolitik lassen sich bis ins 18. Jahrhundert zurück verfolgen. Der sprachpolitische Hauptfeind stand damals links des Rheins.

    Um 1800 war das Deutsche von französischen Vokabeln stärker geprägt als heute von Anglizismen. Gegen diese - wortwörtlich: - "Besudelung" wehrte sich Joachim Heinrich Campe besonders energisch. Der Wörterbuch-Herausgeber versuchte, die ihm verhassten "Zwitterworte" künstlich einzudeutschen. Das Insekt sollte "Kerbtier", die Nase "Gesichtserker", die Mumie "Dörrleiche" heißen.

    Diese Eindeutschung um jeden Preis stieß auf Gegenwehr. Goethe und Schiller verspotteten diese Art von Sprachschutz als primitiv. Es war ihnen zu grobschlächtig, statt wohlklingender Worte wie "Friseur" oder "Figaro" den deutschtümelnden "Haarkräusler" artikulieren zu müssen. Überdies fiel nicht nur den beiden Großdichtern auf, dass Fremdwörterhass mit Fremdvölkerhatz Hand in Hand ging.

    "Ich verfluche allen negativen Purismus, dass man ein Wort nicht gebrauchen soll, in welchem eine andere Sprache Vieles und Zartes gefasst hat."

    So formulierte damals Johann Wolfgang von Goethe, der es ausdrücklich begrüßte, wenn das Deutsche sich aus anderen Sprachen zu bereichern im Stande war. Allerdings: ein neues Wort, so der Dichterfürst, solle "verschlungen", also dem deutschen Sprachcode angepasst werden. Und tatsächlich hat die deutsche Sprache unzählige Worte aus dem Griechischen, dem Lateinischen, dem Französischen und dem Englischen erfolgreich aufgesogen - und: sich dabei keine Magenkrämpfe eingefangen.

    1885 wurde der Allgemeine Deutsche Sprachverein gegründet. Sein Motto lautete: "Gedenke auch, wenn du die deutsche Sprache sprichst, dass du ein Deutscher bist!"....

    "...auf das ein jeder Deutsche, im berechtigten Stolze auf seine Muttersprache, eine Ehre dareinsetze, möglichst rein und möglichst gut Deutsch zu reden und zu schreiben .... damit möglichst überall und immer unsere Sprache mit Wohlanständigkeit und Schicklichkeit behandelt werde."

    Der Verein gewann rasch Mitglieder und Einfluss. Seine Verdeutschungs-Liste empfahl statt des Egoisten den "Ichling", statt des Alibis die "Abweile", statt des Mikroskops das "Kleinrohr", statt des Ingenieurs den "Werkner".

    Im 20. Jahrhundert steigerte sich die Sprach-Gewalt erneut und zwar lange bevor die Nazis die Macht an sich rissen. Fremdwörter wurden als "Krebsgeschwüre am Leibe deutscher Sprache" denunziert, ihr Gebrauch als "geistiger Landesverrat" bedroht, schließlich die "Sprachpflege zur Rassepflicht" erklärt. "Undeutsche" Ladenschilder sollten verschwinden, fremdsprachige Bezeichnungen auf Speisekarten "ausgemerzt" werden.

    Nach 1945 wurden die Lexika sprachlich zwar entnazifiziert, aber das Ressentiment gegen die Wörter aus der Fremde blieb bestehen.

    Erst in den späten 50er und den 60er Jahren fanden englischsprachige Worte verstärkt Eingang in den Nachkriegswortschatz der Deutschen. Der Potsdamer Wissenschaftler Eisenberg:

    Dann ist das ja für die Bundesrepublik die Zeit, in der wir ja eine gewaltige ökonomische Expansion hatten und in der Deutschland ganz allgemein seine Westorientierung erhalten hat, sein politische Westorientierung. ..Und so hat sich das Deutsche dem Englischen gegenüber vielleicht etwas schneller geöffnet als vergleichbare Sprache. Im Prinzip ist das Deutsche, das muss man immer bei dieser Diskussion sofort dazu sehen, nicht in prinzipiell anderer Weise vom Einfluss des Englischen betroffen, als vergleichbare Sprachen, etwa das Französische.

    Die äußeren Gründe für die weltweite Verbreitung der englischen Sprache reichen historisch vom britischen Kolonialismus bis zum Aufstieg der USA zur einzigen Supermacht des Globus. Wer auf dem Weltmarkt aktiv handeln will, muss Englisch sprechen. Dies gilt nicht nur für die klassische Ökonomie sondern auch für Kultur, Medien, Sport und Politik. Auch die Spitzenforschung spricht Englisch, 98 Prozent der deutschen Physiker und Chemiker publizieren ihre Forschungsergebnisse auf Englisch.

    Die Zahl Englisch sprechender Erdbewohner wächst kontinuierlich. Das Englische - so sehen es viele seriöse Germanisten und Linguisten - wird binnen kurzer Zeit zur "Welt-Erstsprache" wachsen. Deutsch tritt bald als eine Art Regionalsprache ins zweite Glied.

    Für die absehbare Zukunft wird das Deutsche also eher mehr als weniger englischsprachige Begriffe zu integrieren haben.

    Wenn immer mehr Anglizismen in die deutsche Sprache eindringen, wird der Charakter und die Grammatik der Muttersprache beschädigt, lautet das Gegenargument der Sprachschützer.

    Eine unbewiesene Behauptung, wie der Philologe Peter Eisenberg findet:

    Eigentlich sind hier die Leute in der Schuld, haben die Bringschuld, die so etwas behaupten. Sie müssen uns zeigen, was sie genau meinen, wenn sie davon sprechen, dass das Knochengerüst oder der Tiefencode der deutschen Sprache beschädigt wird. Das haben sie bisher noch nicht geschafft, alle Versuche da konkret zu werden, sind bisher gescheitert, weil die Grammatiker mit ganz einfachen Mitteln zeigen können, dass das Deutsche mit den Anglizismen sehr gut fertig wird, strukturell.


    Der weltweite Siegeszug des Computers als Arbeitsgerät im Büro und als Unterhaltungsmedium in der Freizeit hat die Zahl technischer Anglizismen beträchtlich erhöht und bei deren umgangssprachlicher Integration kommt es bisweilen zu ungewöhnlichen Kreationen. So wird designt und gecancelt, gelayouted und mit "Genehmigung" des Duden jetzt auch gemailt. Ob all diese Wortschöpfungen Bestand haben werden, darf bezweifelt werden - ein Begriff wie "downgeloaded" schreit gerade zu danach, durch eine weniger zungenbrecherische Variante ersetzt zu werden.

    Sprache ist ein lebendiger Organismus, der in der Lage ist, auch mit offensichtlichen Fehlentwicklungen umzugehen, glaubt Rudolf Hohberg, der Vorsitzende der "Gesellschaft für Deutsche Sprache". Denn dabei gelte eine ganz einfache Regel:

    Sprache entwickelt sich dadurch, dass Menschen etwas falsch machen und ihnen immer mehr Menschen folgen und dann wird's auf einmal richtig...Das ist das Grundprinzip der Sprachgeschichte.