Effektvolle Klaviervirtuosität, einen genialen Mix aus russischer Romantik, Neoklassik, mutigen Experimenten, aus banaler Music-Hall-Melodik, Persiflage und Karikatur diverser musikalischer Richtungen - all das bietet auf gut 20 Minuten das erste Klavierkonzert des russischen Komponisten Dmitri Schostakowitsch. Entstanden 1933 ist es ähnlich avanciert in der Anlage und den Mitteln wie seine aus der gleichen Zeit stammende Hamlet-Suite. Diese beiden Werke und das zweite, in den 50er-Jahren komponierte Klavierkonzert hat die Deutsche Kammerakademie Neuss jetzt für das Label cpo eingespielt, und zwar mit der russischen Solistin Valentina Igoshina.
" Dmitri Schostakowitsch
aus: Konzert für Klavier, Trompete und Orchester, 1. Satz
Deutsche Kammerakademie Neuss
Valentina Igoshina, Klavier
Thomas Hammes, Trompete
Leitung:Lavard Skou-Larsen
LC 08492 cpo
777 750-2 "
Dass dem Soloklavier bei diesem Klavierkonzert von Schostakowitsch nach und nach eine Solotrompete zur Seite gestellt wird - das ist relativ ungewöhnlich und zeigt die Experimentierfreude, mit der dieser russische Komponist Ende der 20er- und Anfang der 30er-Jahre des vorigen Jahrhunderts zu Werke ging. Noch hatte sich die Sowjetunion nicht gegen alles Westliche abgeschottet, ganz im Gegenteil gab es "Abende für neue westliche Musik", bei denen Schostakowitsch häufig dabei war. Außerdem war er Mitglied einer "Assoziation für zeitgenössische Musik", die der Musik Russlands alle Neuerungen der modernen westlichen Musik zugänglich machen wollte - auf der Suche nach künstlerischem Ausdruck für das allgemeine revolutionäre Bewusstsein sollten alle formalen und technischen Möglichkeiten geprüft werden. So lernte Schostakowitsch Werke von Alban Berg, Arnold Schönberg, Paul Hindemith, Darius Milhaud oder Igor Strawinsky und auch den Jazz kennen. Ob Zwölftontechnik, "Maschinenmusik" des Industriezeitalters, Weiterentwicklungen älterer Stile in Richtung neobarock oder neoklassisch, ob Folklore oder Unterhaltungsmusik - jung und neugierig wie er war, prüfte Schostakowitsch alles und hatte keine Scheu, Anregungen daraus auch für eigene Werke zu verwerten.
" Dmitri Schostakowitsch
aus: Konzert für Klavier, Trompete und Orchester, 1. Satz, Schluss
Deutsche Kammerakademie Neuss
Valentina Igoshina, Klavier
Thomas Hammes, Trompete
Leitung:Lavard Skou-Larsen
LC 08492 cpo
777 750-2 "
Nur wenige Jahre später sahen die Kulturwächter der Sowjetunion diese Weltoffenheit mit ganz anderen Augen. Sie stellen den jungen Schostakowitsch als einen durch "hitzige jugendliche Neugierde" Verführten dar, in dessen Musik "immer stärkere Züge urbaner Groteske" sichtbar würden. Zitat aus einer Biografie von 1946: "Es war, als hätte sich der junge, kraftvolle, seelisch gesunde Künstler eine Maske skeptischer Ironie vorgebunden, als wäre er aus der Welt der Menschen in die Welt gewollt hässlicher und eckiger karikaturistischer Formen geraten."
" Dmitri Schostakowitsch
aus: Konzert für Klavier, Trompete und Orchester, 4. Satz Anfang
Deutsche Kammerakademie Neuss
Valentina Igoshina, Klavier
Thomas Hammes, Trompete
Leitung:Lavard Skou-Larsen
LC 08492 cpo
777 750-2 "
Es gibt eine ganze Reihe neuerer Aufnahmen dieses Konzertes für Klavier, Trompete und Orchester von Dmitri Schostakowitsch, doch diese jüngste der Deutschen Kammerakademie Neuss setzt sich insgesamt betrachtet qualitativ an die Spitze. Die Pianistin Valentina Igoshina, der Trompeter Thomas Hammes und das Orchester unter Leitung von Lavard Skou-Larsen agieren mit höchster Präzision, vermeiden überdrehte Tempi, gestalten sorgfältig. Es gelingt ihnen das Kunststück, die unterschiedlichen Materialien auch interpretatorisch zusammenzubinden, sodass nichts wie aneinander gestückelt wirkt, sondern sich eins aus dem anderen geradezu organisch entwickelt.
Auch die Interpretation des fast 25 Jahre später entstandenen 2. Klavierkonzertes bewegt sich auf höchstem Niveau. Schostakowitsch hat sich hier für eine viel konventionellere musikalische Sprache entschieden - nach den langwierigen Diskussionen, welche Musik für den neuen sozialistischen Menschen die beste sei, dem ständigen Katz-und-Maus-Spiel zwischen dem freien künstlerischen Geist und dem staatlich vorgegebenen Regelkanon sind wir hier wieder ganz auf dem sicheren Boden der Tonalität, auch wenn sie relativ frei gehandhabt wird. 1957 komponierte Schostakowitsch dieses Konzert für seinen pianistisch begabten Sohn Maxim. In der westlichen Avantgarde hatte man da die Tonalität längst hinter sich gelassen und organisierte inzwischen nicht nur die "gleichberechtigten" zwölf Töne, sondern auch Dauern und andere Parameter nach mathematischen Regeln oder experimentierte mit Zufallsoperationen. Auch da war in der begleitenden Musikkritik eine Menge Ideologie im Spiel. Heute blicken wir auf "späte" tonale Musik wieder deutlich unverkrampfter - zumal, wenn sie uns so kunstvoll und einfallsreich entgegen tritt wie hier bei Schostakowitsch.
" Dmitri Schostakowitsch
aus: Konzert für Klavier und Orchester Nr. 2: Anfang
Valentina Igoshina, Klavier
Deutsche Kammerakademie Neuss
Leitung:Lavard Skou-Larsen
LC 08492 cpo
777 750-2 "
Ein besonderes Plus der vorliegenden CD liegt in der Tatsache, dass sie neben den beiden Klavierkonzerten auch noch eine Schauspielmusik zu Shakespeares "Hamlet" bietet, die wiederum aus den experimentierfreudigen frühen 30er-Jahren stammt: 13 kurze, im Charakter sehr unterschiedliche Einzelstücke, zu einer abwechslungsreichen Suite zusammengestellt. Wie jede gute Bühnenmusik zeichnet auch diese von Schostakowitsch plastische Bilder der Personen des Dramas, bereitet Besucher auf einzelne Teile des Bühnengeschehens vor oder verstärkt dessen Wirkung mit musikalischen Mitteln. Am Hamletstoff mit dem Königsmörder Claudius, dieser Schilderung eines Menschen auf dem Weg zur Macht, der bis an die Knie im Blut watet, an diesem Stoff fanden Stalin und die Zensurbehörde keinen rechten Gefallen, sodass eine bereits in der Probenphase befindliche Aufführung 1932 abgesetzt und ein jahrelanges Aufführungsverbot verhängt wurde.
" Dmitri Schostakowitsch
aus: Suite aus der Schauspielmusik "Hamlet"
Deutsche Kammerakademie Neuss
Leitung:Lavard Skou-Larsen
LC 08492 cpo
777 750-2 "
Die Neue Platte - heute mit den beiden Klavierkonzerten und der Hamlet-Suite von Dmitri Schostakowitsch, eingespielt von der Deutschen Kammerakademie Neuss unter der Leitung von Lavard Skou-Larsen, veröffentlicht beim Label cpo.
" Dmitri Schostakowitsch
aus: Konzert für Klavier, Trompete und Orchester, 1. Satz
Deutsche Kammerakademie Neuss
Valentina Igoshina, Klavier
Thomas Hammes, Trompete
Leitung:Lavard Skou-Larsen
LC 08492 cpo
777 750-2 "
Dass dem Soloklavier bei diesem Klavierkonzert von Schostakowitsch nach und nach eine Solotrompete zur Seite gestellt wird - das ist relativ ungewöhnlich und zeigt die Experimentierfreude, mit der dieser russische Komponist Ende der 20er- und Anfang der 30er-Jahre des vorigen Jahrhunderts zu Werke ging. Noch hatte sich die Sowjetunion nicht gegen alles Westliche abgeschottet, ganz im Gegenteil gab es "Abende für neue westliche Musik", bei denen Schostakowitsch häufig dabei war. Außerdem war er Mitglied einer "Assoziation für zeitgenössische Musik", die der Musik Russlands alle Neuerungen der modernen westlichen Musik zugänglich machen wollte - auf der Suche nach künstlerischem Ausdruck für das allgemeine revolutionäre Bewusstsein sollten alle formalen und technischen Möglichkeiten geprüft werden. So lernte Schostakowitsch Werke von Alban Berg, Arnold Schönberg, Paul Hindemith, Darius Milhaud oder Igor Strawinsky und auch den Jazz kennen. Ob Zwölftontechnik, "Maschinenmusik" des Industriezeitalters, Weiterentwicklungen älterer Stile in Richtung neobarock oder neoklassisch, ob Folklore oder Unterhaltungsmusik - jung und neugierig wie er war, prüfte Schostakowitsch alles und hatte keine Scheu, Anregungen daraus auch für eigene Werke zu verwerten.
" Dmitri Schostakowitsch
aus: Konzert für Klavier, Trompete und Orchester, 1. Satz, Schluss
Deutsche Kammerakademie Neuss
Valentina Igoshina, Klavier
Thomas Hammes, Trompete
Leitung:Lavard Skou-Larsen
LC 08492 cpo
777 750-2 "
Nur wenige Jahre später sahen die Kulturwächter der Sowjetunion diese Weltoffenheit mit ganz anderen Augen. Sie stellen den jungen Schostakowitsch als einen durch "hitzige jugendliche Neugierde" Verführten dar, in dessen Musik "immer stärkere Züge urbaner Groteske" sichtbar würden. Zitat aus einer Biografie von 1946: "Es war, als hätte sich der junge, kraftvolle, seelisch gesunde Künstler eine Maske skeptischer Ironie vorgebunden, als wäre er aus der Welt der Menschen in die Welt gewollt hässlicher und eckiger karikaturistischer Formen geraten."
" Dmitri Schostakowitsch
aus: Konzert für Klavier, Trompete und Orchester, 4. Satz Anfang
Deutsche Kammerakademie Neuss
Valentina Igoshina, Klavier
Thomas Hammes, Trompete
Leitung:Lavard Skou-Larsen
LC 08492 cpo
777 750-2 "
Es gibt eine ganze Reihe neuerer Aufnahmen dieses Konzertes für Klavier, Trompete und Orchester von Dmitri Schostakowitsch, doch diese jüngste der Deutschen Kammerakademie Neuss setzt sich insgesamt betrachtet qualitativ an die Spitze. Die Pianistin Valentina Igoshina, der Trompeter Thomas Hammes und das Orchester unter Leitung von Lavard Skou-Larsen agieren mit höchster Präzision, vermeiden überdrehte Tempi, gestalten sorgfältig. Es gelingt ihnen das Kunststück, die unterschiedlichen Materialien auch interpretatorisch zusammenzubinden, sodass nichts wie aneinander gestückelt wirkt, sondern sich eins aus dem anderen geradezu organisch entwickelt.
Auch die Interpretation des fast 25 Jahre später entstandenen 2. Klavierkonzertes bewegt sich auf höchstem Niveau. Schostakowitsch hat sich hier für eine viel konventionellere musikalische Sprache entschieden - nach den langwierigen Diskussionen, welche Musik für den neuen sozialistischen Menschen die beste sei, dem ständigen Katz-und-Maus-Spiel zwischen dem freien künstlerischen Geist und dem staatlich vorgegebenen Regelkanon sind wir hier wieder ganz auf dem sicheren Boden der Tonalität, auch wenn sie relativ frei gehandhabt wird. 1957 komponierte Schostakowitsch dieses Konzert für seinen pianistisch begabten Sohn Maxim. In der westlichen Avantgarde hatte man da die Tonalität längst hinter sich gelassen und organisierte inzwischen nicht nur die "gleichberechtigten" zwölf Töne, sondern auch Dauern und andere Parameter nach mathematischen Regeln oder experimentierte mit Zufallsoperationen. Auch da war in der begleitenden Musikkritik eine Menge Ideologie im Spiel. Heute blicken wir auf "späte" tonale Musik wieder deutlich unverkrampfter - zumal, wenn sie uns so kunstvoll und einfallsreich entgegen tritt wie hier bei Schostakowitsch.
" Dmitri Schostakowitsch
aus: Konzert für Klavier und Orchester Nr. 2: Anfang
Valentina Igoshina, Klavier
Deutsche Kammerakademie Neuss
Leitung:Lavard Skou-Larsen
LC 08492 cpo
777 750-2 "
Ein besonderes Plus der vorliegenden CD liegt in der Tatsache, dass sie neben den beiden Klavierkonzerten auch noch eine Schauspielmusik zu Shakespeares "Hamlet" bietet, die wiederum aus den experimentierfreudigen frühen 30er-Jahren stammt: 13 kurze, im Charakter sehr unterschiedliche Einzelstücke, zu einer abwechslungsreichen Suite zusammengestellt. Wie jede gute Bühnenmusik zeichnet auch diese von Schostakowitsch plastische Bilder der Personen des Dramas, bereitet Besucher auf einzelne Teile des Bühnengeschehens vor oder verstärkt dessen Wirkung mit musikalischen Mitteln. Am Hamletstoff mit dem Königsmörder Claudius, dieser Schilderung eines Menschen auf dem Weg zur Macht, der bis an die Knie im Blut watet, an diesem Stoff fanden Stalin und die Zensurbehörde keinen rechten Gefallen, sodass eine bereits in der Probenphase befindliche Aufführung 1932 abgesetzt und ein jahrelanges Aufführungsverbot verhängt wurde.
" Dmitri Schostakowitsch
aus: Suite aus der Schauspielmusik "Hamlet"
Deutsche Kammerakademie Neuss
Leitung:Lavard Skou-Larsen
LC 08492 cpo
777 750-2 "
Die Neue Platte - heute mit den beiden Klavierkonzerten und der Hamlet-Suite von Dmitri Schostakowitsch, eingespielt von der Deutschen Kammerakademie Neuss unter der Leitung von Lavard Skou-Larsen, veröffentlicht beim Label cpo.