"Die Köpfe enger, die Köpfe …
"Komm mal weiter zurück!
Ja, was denn?
Ihr müsst ein bisschen enger zusammen, meine Damen.
Und jetzt das Lächeln dazu, ja, Strahlen, Strahlen, Strahlen,
Einmal zu mir, bitte!"
Ein Musikpreis wird verliehen – und etliche Fotografen haben dieselbe Mission: Den perfekten Schuss. So auch der Berliner Fotograf Markus Nass.
"Ich mache öfter so was. Es ist immer stressig. Horrorsituationen – wenn zwei Meter horizontal für fünfzig Fotografen vorgesehen sind und dann einfach Hauen und Stechen ist und alle das beste Bild wollen und furchtbarer Konkurrenzkampf ausbricht. Das ist halt sehr stressig dann, ja."
Gerade wollen alle Fotos von der Band Die Fantastischen Vier. Markus Nass steht mitten im Pulk.
"Okay, die Herren, schaut ihr bitte alle vier in diese Kamera. Und zu mir schauen. Super. - Das sind halt einfach Profis, die wissen halt, dass jeder sein Bild braucht und machen das ganz geduldig für jeden und so entsteht auch kein Stress. Das ist super. Also man merkt, dass die das schon sehr oft gemacht haben."
In der Tat sind die vier Bandmitglieder alte Hasen auf dem roten Teppich. Über so manchen Medienvertreter ärgern sie sich.
Andreas Rieke (Fantastische Vier): "Ärgerlich ist, wenn einfach blöde Fragen kommen, die keinerlei Gehalt haben. 'Ist dir nicht kalt hier?', oder sonst irgend so was Banales."
Thomas D. (Fantastische Vier): "Nun es gibt einen Bildungsauftrag bei den Öffentlich-Rechtlichen. Natürlich erfüllen sie ihn nicht wirklich primär. Alle wollen gesehen werden. Die Privaten versuchen, Themen zu picken. Da geht’s dann auf dem roten Teppich selten um den Preis oder um den Anlass, sondern um: wie läuft’s privat?, und so. Und da hab ich das Gefühl bei den Öffentlich-Rechtlichen ist noch ein bisschen mehr der Fokus auf das aktuelle Event, auf die Sache wegen der man eigentlich da ist."
Judith Holofernes, die Sängerin der Band "Wir sind Helden", stellt Ähnliches fest.
"Es ist tatsächlich so, dass das Klischee sich bestätigt, dass die Boulevardmedien einen unmöglichen Umgangston pflegen und tatsächlich die hochkarätigsten Künstler wirklich beleidigend rumschubsen, abkanzeln."
Was ist dran? Wir fragen Frauke Ludowig, eine der wohl bekanntesten deutschen Promireporterinnen.
"Also man muss auf dem roten Teppich vor allem freundlich sein aber trotzdem ein bisschen frech. Man darf sich nicht von anderen wegschubsen lassen. Und man muss im Grunde genommen mal versuchen, mit den Stars einen Augenkontakt aufzunehmen, weil dann bleiben die viel eher stehen. Also wenn man gerade amerikanische Stars trifft, die kennen einen nicht ..."
Thomas D. von den Fantastischen Vier erwartet mehr.
"Wenn sie mich fragen, was ein Reporter tun sollte: Du musst die Fähigkeit haben, Fragen zu stellen, die ihn entweder als Fassade entlarven oder wirklich zu dem Kern vordringen, die jeder Mensch eigentlich noch haben sollte. Und davon gibt’s leider zu wenige."
Doch auch wer mit einer ehrenvollen Mission aufbricht, ertappt sich manchmal im Reporterrausch, weiß Lothar Becker, der für das ZDF berichtet.
"Es entsteht natürlich ein Hype und es ist natürlich ein toller Erfolg, wenn man dieses eine Statement hat, das der andere vielleicht nicht hat. Oder man hat es früher. Für mich ist dann der Punkt aber immer auch der: wie gehaltvoll ist es und was bringt es unseren Zuhörern oder Zuschauern."
Eine RTL-Reporterin hält Barbara Schöneberger ein weißes, enges Herren-T-Shirt unter die Nase. Eigentlich geht es an diesem Abend doch um junge Schauspieltalente.
"Nein, vielen Dank. Ich mache ja keine bunten Beiträge…
Nein, das ist für den Mann.
Ach, auch schön. Ja, zeig mal. Das Bauch-Weg-T-Shirt? Toll. Finde ich super.
Ja, also genauso wie Männer enttäuscht sein werden, dass Frauen es drunter tragen, ist es umgekehrt natürlich auch so."
Nach dem Auftritt auf dem roten Teppich beantwortet Sängerin Judith Holofernes auf einer After Show-Party wenige Fragen.
"Über den roten Teppich zu gehen ist ehrlich gesagt eine groteske Erfahrung. Also eher negativ aber vor allem grotesk."
Judith Holofernes überlegt sich gut, wem sie Interviews gibt. Auf dem roten Teppich wird das zur Herausforderung.
"Wenn Du Glück hast, wirst Du so gelotst und quasi zu dem hin geschoben, zu dem hingeschoben, von jemandem der weiß, was Du machen willst und was nicht. Aber da kommt halt jeder mit dem Mikrofon und sagt, wie findest Du den, wie findste denn den? Und man muss so auf Zack bleiben. Und meistens ist es so, wenn man wieder runter kommt auf der anderen Seite, dann denkt man: Ich hab irgendwo in diesen fünf Minuten grandiosen Scheiß gebaut."
Letztlich ist der rote Teppich doch nur eines: eine Plattform mit eigenen Regeln. Ob Journalist, Boulevardreporter, Star oder Sternchen – jeder hat seine Art damit umzugehen.
Thomas D.: "Man lernt sehr früh, wenn man zum ersten Mal im Rampenlicht steht und dann sieht, was davon in den Medien wiedergegeben wird, wie dieses Spiel funktioniert. Und wir spielen es. Weil es ist Teil meiner Karriere, meiner Berufung, meines Lebens. Ich finde das auch menschlich nicht korrekt, wenn man so tut als wär man irgendwie was Besseres. Weil – das sind wir nicht, das ist keiner hier. Wir sind alle gleich."
"Komm mal weiter zurück!
Ja, was denn?
Ihr müsst ein bisschen enger zusammen, meine Damen.
Und jetzt das Lächeln dazu, ja, Strahlen, Strahlen, Strahlen,
Einmal zu mir, bitte!"
Ein Musikpreis wird verliehen – und etliche Fotografen haben dieselbe Mission: Den perfekten Schuss. So auch der Berliner Fotograf Markus Nass.
"Ich mache öfter so was. Es ist immer stressig. Horrorsituationen – wenn zwei Meter horizontal für fünfzig Fotografen vorgesehen sind und dann einfach Hauen und Stechen ist und alle das beste Bild wollen und furchtbarer Konkurrenzkampf ausbricht. Das ist halt sehr stressig dann, ja."
Gerade wollen alle Fotos von der Band Die Fantastischen Vier. Markus Nass steht mitten im Pulk.
"Okay, die Herren, schaut ihr bitte alle vier in diese Kamera. Und zu mir schauen. Super. - Das sind halt einfach Profis, die wissen halt, dass jeder sein Bild braucht und machen das ganz geduldig für jeden und so entsteht auch kein Stress. Das ist super. Also man merkt, dass die das schon sehr oft gemacht haben."
In der Tat sind die vier Bandmitglieder alte Hasen auf dem roten Teppich. Über so manchen Medienvertreter ärgern sie sich.
Andreas Rieke (Fantastische Vier): "Ärgerlich ist, wenn einfach blöde Fragen kommen, die keinerlei Gehalt haben. 'Ist dir nicht kalt hier?', oder sonst irgend so was Banales."
Thomas D. (Fantastische Vier): "Nun es gibt einen Bildungsauftrag bei den Öffentlich-Rechtlichen. Natürlich erfüllen sie ihn nicht wirklich primär. Alle wollen gesehen werden. Die Privaten versuchen, Themen zu picken. Da geht’s dann auf dem roten Teppich selten um den Preis oder um den Anlass, sondern um: wie läuft’s privat?, und so. Und da hab ich das Gefühl bei den Öffentlich-Rechtlichen ist noch ein bisschen mehr der Fokus auf das aktuelle Event, auf die Sache wegen der man eigentlich da ist."
Judith Holofernes, die Sängerin der Band "Wir sind Helden", stellt Ähnliches fest.
"Es ist tatsächlich so, dass das Klischee sich bestätigt, dass die Boulevardmedien einen unmöglichen Umgangston pflegen und tatsächlich die hochkarätigsten Künstler wirklich beleidigend rumschubsen, abkanzeln."
Was ist dran? Wir fragen Frauke Ludowig, eine der wohl bekanntesten deutschen Promireporterinnen.
"Also man muss auf dem roten Teppich vor allem freundlich sein aber trotzdem ein bisschen frech. Man darf sich nicht von anderen wegschubsen lassen. Und man muss im Grunde genommen mal versuchen, mit den Stars einen Augenkontakt aufzunehmen, weil dann bleiben die viel eher stehen. Also wenn man gerade amerikanische Stars trifft, die kennen einen nicht ..."
Thomas D. von den Fantastischen Vier erwartet mehr.
"Wenn sie mich fragen, was ein Reporter tun sollte: Du musst die Fähigkeit haben, Fragen zu stellen, die ihn entweder als Fassade entlarven oder wirklich zu dem Kern vordringen, die jeder Mensch eigentlich noch haben sollte. Und davon gibt’s leider zu wenige."
Doch auch wer mit einer ehrenvollen Mission aufbricht, ertappt sich manchmal im Reporterrausch, weiß Lothar Becker, der für das ZDF berichtet.
"Es entsteht natürlich ein Hype und es ist natürlich ein toller Erfolg, wenn man dieses eine Statement hat, das der andere vielleicht nicht hat. Oder man hat es früher. Für mich ist dann der Punkt aber immer auch der: wie gehaltvoll ist es und was bringt es unseren Zuhörern oder Zuschauern."
Eine RTL-Reporterin hält Barbara Schöneberger ein weißes, enges Herren-T-Shirt unter die Nase. Eigentlich geht es an diesem Abend doch um junge Schauspieltalente.
"Nein, vielen Dank. Ich mache ja keine bunten Beiträge…
Nein, das ist für den Mann.
Ach, auch schön. Ja, zeig mal. Das Bauch-Weg-T-Shirt? Toll. Finde ich super.
Ja, also genauso wie Männer enttäuscht sein werden, dass Frauen es drunter tragen, ist es umgekehrt natürlich auch so."
Nach dem Auftritt auf dem roten Teppich beantwortet Sängerin Judith Holofernes auf einer After Show-Party wenige Fragen.
"Über den roten Teppich zu gehen ist ehrlich gesagt eine groteske Erfahrung. Also eher negativ aber vor allem grotesk."
Judith Holofernes überlegt sich gut, wem sie Interviews gibt. Auf dem roten Teppich wird das zur Herausforderung.
"Wenn Du Glück hast, wirst Du so gelotst und quasi zu dem hin geschoben, zu dem hingeschoben, von jemandem der weiß, was Du machen willst und was nicht. Aber da kommt halt jeder mit dem Mikrofon und sagt, wie findest Du den, wie findste denn den? Und man muss so auf Zack bleiben. Und meistens ist es so, wenn man wieder runter kommt auf der anderen Seite, dann denkt man: Ich hab irgendwo in diesen fünf Minuten grandiosen Scheiß gebaut."
Letztlich ist der rote Teppich doch nur eines: eine Plattform mit eigenen Regeln. Ob Journalist, Boulevardreporter, Star oder Sternchen – jeder hat seine Art damit umzugehen.
Thomas D.: "Man lernt sehr früh, wenn man zum ersten Mal im Rampenlicht steht und dann sieht, was davon in den Medien wiedergegeben wird, wie dieses Spiel funktioniert. Und wir spielen es. Weil es ist Teil meiner Karriere, meiner Berufung, meines Lebens. Ich finde das auch menschlich nicht korrekt, wenn man so tut als wär man irgendwie was Besseres. Weil – das sind wir nicht, das ist keiner hier. Wir sind alle gleich."