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Zwischen Orient und Okzident

Rebellisch, subversiv, unberechenbar: Dieses Image hat die islamische Bevölkerung im Vielvölkerstaat Russland - und das nicht erst seit dem Tschetschenienkrieg. Die größte islamische Minderheit bilden die Tataren - die Nachfahren der asiatischen Reitervölker, die die orthodoxen Russen jahrhundertelang unter das berüchtigte "Tatarenjoch" zwangen.

Von Andrea Rehmsmeier |
    Das politische Zentrum des Islam in Russland ist Kasan, die Hauptstadt der autonomen Republik Tatarstan. Die Stadt, in der Orient und Okzident aufeinander treffen und wo sich Islam und Christentum begegnen, feiert in diesem Jahr tausendjährigen Geburtstag. Hier stehen Minarette neben Kirchtürmen, hier wohnen Muslime und Christen Tür an Tür, hier leben Russen und Tataren friedlich zusammen.

    Deshalb gilt Kasan dem Kreml in Moskau als Beispiel für eine erfolgreiche Minderheitenpolitik. Dabei haben die Tataren ihren Traum von der politischen Unabhängigkeit für ihre ölreiche Republik nie ganz aufgegeben – was immer wieder für Spannungen sorgt.