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Mobilfunk.- Ursprünglich sollte der sogenannte Short-Message-Service dazu dienen, eine Empfängergruppe über ein beliebiges Thema mit Informationen zu versorgen. Dann aber ging die technische Entwicklung dahin, dass Otto-Normalverbraucher selbst Nachrichten versenden konnten – simpel und mit dem eigenen Handy. Die Erfolgsgeschichte der SMS begann.

Von Jan Rähm | 21.07.2012
    Der Kurznachrichtendienst SMS ist ein Phänomen. Nicht nur in Sachen Erfolg. Sondern auch, weil anhand des Nachrichtenaufkommens erkennbar wird, was gerade in der Welt passiert.

    "Ein sehr gutes Beispiel ist die EM, die wir gerade hinter uns haben. Bei so einem Ereignis kann man wirklich einen Spielverlauf anhand einer SMS-Verkehrskurve beobachten. Was faszinierend ist, dass eigentlich jedes einzelne Spielereignis, das von Bedeutung ist, sprich ein Tor oder Einwechseln eines Spielers, fast eine Verdoppelung des Verkehrs verursacht für eine kurze Zeit von einer bis zwei Minuten."

    Krzysztof Milewski sorgt in Nürnberg dafür, dass der SMS-Verkehr in geregelten Bahnen verläuft. Er leitet ein ESOC der Deutschen Telekom. Das ist ein technisches Zentrum, unter anderem für den SMS-Dienst. In Zeiten einer EM wacht er über den Transport von Millionen SMS - pro Minute!

    "Als wir mit dem Dienst gestartet sind, kurz danach, im Jahr 1995, hatten wir ungefähr 1000 Nachrichten pro Tag übermittelt. Heutzutage sind das mehr als 1000 Nachrichten pro Sekunden in einer Tagesspitze."

    So kommen im Laufe eines normalen Tages zwischen 32 und 35 Millionen Kurznachrichten zusammen. Wohlgemerkt: Nur in einem der vier deutschen Mobilfunknetze. So viele kleine Texte wären es wohl nie geworden, wenn die SMS das geblieben wäre, als das sie ursprünglich konzipiert wurde.

    "Zunächst war dieser Short-Message-Service als reines Informationsmedium gedacht. Aber es gab dann spätestens ab 1994 auch Geräte, die zum Senden geeignet waren, also die dieses Medium vorgesehen haben. Und entsprechend begannen nun die Nutzer von sich aus, sich Nachrichten zuzusenden. Das hatte natürlich nicht zuletzt finanzielle Gründe. Egal in welchem Tarif sie telefonierten, war das Verschicken einer SMS natürlich immer viel preiswerter, wie das Führen von Mobilfunkgesprächen und das war natürlich gerade für jugendliche Nutzer natürlich ein ganz wichtiges Argument."

    Lioba Nägele kann sich noch gut an die ersten Handys erinnern, die, wenn überhaupt, nur Texte empfangen, aber keine senden konnten. Und sie erinnert sich auch noch gut an die Zeit davor. Damals gab es eine Kommunikationstechnik, die man als Vorläufer der SMS ansehen kann. Die Pager.

    "Also Pager sind kleine Empfangsgeräte, können auch nichts anderes als empfangen. Also mit denen kann man nichts versenden. Und entweder von der Zentrale aus oder übers Telefon können entweder kurze Textnachrichten oder eben nur Zahlen empfangen werden. Die mit den einfachen Zahlen waren die preiswerten und gerade die jugendlichen Benutzer, die ja finanziell nicht so potent waren, griffen eigentlich zu diesen relativ preiswerten Geräten, die aber zum Teil auch dann sehr spaßig, sehr modern verpackt waren und nutzten Sie, um untereinander sozusagen kurz und schnell mobil zu kommunizieren."

    Der Erfolg des Short-Message-Service SMS brachte noch ein weiteres Phänomen hervor: Eine eher ungewöhnliche Preisentwicklung:

    "Am Anfang war das bei verschiedenen Betreibern sogar kostenlos. Die ersten zwei Jahre konnte man SMS kostenlos verschicken, was sicher zur Bekanntheit und zur Beliebtheit dieses Mediums auch beigetragen hat. Und im Prinzip ist es schon so, dass, als die Netzbetreiber erkannten, welches wirtschaftliches Potenzial in diesem Medium steckt, dann eben die Kosten festgeschrieben wurden. Und im Verhältnis von der technischen Leistung, die hinter dem Versenden und Managen sozusagen von einer SMS steckt, ist die SMS relativ teuer im Vergleich zu den Gesprächen, also technisch betrachtet."

    Dabei verteuerte sich die SMS zeitweise immens. Ganz im Gegensatz zu den Gesprächsminuten, die stets günstiger wurden. Vor der Euro-Einführung im Jahr 2002 waren die kurzen Texte mit unter 19 Pfennigen teilweise günstiger als heute. Aktuell zahlen Kunden je nach Vertrag und Anbieter zwischen 5 und 29 Cent pro SMS. Doch trotz der relativ hohen Preise: SMS ist noch immer ein Erfolgsmodell.

    "Natürlich hat sich das wahnsinnig entwickelt. Was interessant ist, ist, dass die Einführung der weiteren Dienste wie MMS diese Nutzung gar nicht eingeschränkt hat. Also wir haben über viele Jahre große Zuwächse in der SMS-Nutzung sehen können, das beobachten wir weiterhin, obwohl es bereits auch Alternativen gibt."