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Allein mit Fuchs und Hase

1883 wurde der erste Deutsche Wandertag veranstaltet. In der Rhön. Seitdem treffen sich jährlich etwa 30.000 Wanderfreunde, um eine Wanderregion zu entdecken - dieses Mal ging es in den Fläming. Wo ist der Fläming? Nichtwissen ist keine Schande, denn nicht mal jeder Berliner kennt den Fläming, obwohl er dort sozusagen vor der Tür liegt.

Von Eva Firzlaff |
    Im Norden reicht der Fläming bis an die Autobahn A4 und den südlichen Berliner Ring. Die A9 trennt ihn in zwei unterschiedliche Hälften. Östlich der A9 der Niedere Fläming, ein Urstromtal, von dem wenigstens der Fläming-Skate bekannt ist. Und westlich der A9 der Hohe Fläming, eine Endmoränen-Landschaft.

    Weil der Weg von Berlin, Magdeburg, Halle, Leipzig kurz ist in den Fläming, und weil die strukturschwache Region ganz viel Natur zu bieten hat, kam man auf die Idee, sie zur Wanderregion zu entwickeln. Zum Deutschen Wandertag sollen 40.000 Wanderer dort unterwegs sein. Doch danach ist der Wanderer wohl wieder mit Fuchs und Hase allein, so wie es Eva Firzlaff im Hohen Fläming erlebt hat. Sie nimmt uns mit auf eine große Wandertour …



    "Drei Riesen, die haben sich Steine geholt. Eigentlich wollten sie eine Straße bauen und sind nach Schweden gewandert, haben Steine geholt. So kamen die Steine hierher. Das ist ja nordisches Gestein, was wir hier haben. Dann haben sie Berge aufgeschichtet mit ihren Steinen. Dann hat sie aber der Mut verlassen, die Straße wurde nie fertig, aber die Hügel haben wir hier noch. Und die waren dann später gut geeignet, um Burgen darauf zu bauen."

    Der Hohe Fläming ist nicht groß, nur etwa 30 mal 30 Km, und hat doch auf kurzer Strecke Platz für vier Burgen. Diese verbindet der Burgenwanderweg, ein fast 150 Km langer Rundweg. Wir starten in Bad Belzig. Am Rand der kleinen Stadt thront auf einem Hügel die Burg Eisenhardt.

    "Man muss davon ausgehen, dass auch schon die Slawen hier auf diesem Berg saßen und eine befestigte Anlage hatten. Und dann wurde das natürlich mit der Eroberung dieses Gebietes übernommen. Das heißt also, im 12. / 13. Jh. fand man hier befestigte Anlagen. Die alte Burg ist ja heute kaum noch erhalten, da sieht man nur noch Rudimente. Was bei uns erhalten ist, ist das sächsische Schloss, zu Repräsentationszwecken bzw. als Salzlager gebaut."

    Der Schauspieler Frank Grünert hat den Schnökologen Dr. Konrad Büchner erfunden und führt als dieser durch die Burg. Die Mauerreste der ganz alten Burg Eisenhart dienen im Sommer als Kulisse des Volkstheaters "Luther, Liebe und Intrige", bei dem halb Belzig mitspielt.

    "Martin Luther war wirklich hier. Es ging ja darum, die Reformation zu festigen und so hatte er eine rege Reisetätigkeit. Also diese Kirch- und Schulvisitationen, und diese hatten ihn zweimal nach Belzig gebracht. Und auch 1530. Ein spannendes Datum für diejenigen, die sich auskennen. 1530 wurde die Confessio Augustana verfasst. Also bis dahin war die Reformation längst nicht gesichert. Und das ist auch so der Inhalt des Theaterstücks."

    Der Jubel gilt Martin Luther ... und wir machen uns auf den Weg, den Burgenwanderweg.
    Brandenburg ist ja bekannt für seine vielen Seen, doch hier gibt es keine. Allerdings plätschert es gelegentlich neben dem Wanderweg. Eben noch sind wir über trockenes Feld gelaufen, nun quaken Frösche zwischen dem mannshoch gewachsenen Farn.

    "Bei uns sind das besonders die Fließgewässer. Die sind halt sehr sehr sauber. Da gibt es wirklich noch den Edelkrebs, der woanders schon ausgerottet wurde von der Krebspest. Es gibt die Bachforelle, die einheimische. Also sehr klares, sauberes Wasser. Und rechts und links gehen halt Berge hoch. Das ist eben das typische hier, dass wir solche eingeschnittenen Bachtäler haben, wo dann eine völlig andere Welt ist."

    Erzählt Juliane Wittig im Info-Zentrum des Naturparks. In dessen Treppenhaus hallt Pferdegetrappel. Warum wohl?

    "Wir befinden uns in der alten Brennerei von Raben. Und hier war früher das Göpelwerk für die Burg. Das heißt, hier in einem Raum sind Pferde im Kreis gegangen und haben Wasser nach oben zur Burg gepumpt, dass die oben eben auch Trinkwasser hatten."

    Es sind nur zehn Km Luftlinie, oder eben ein Wandertag, von der Belziger Burg Eisenhardt bis hier zur Burg Rabenstein. Sie gilt als nördlichste Höhenburg Deutschlands. Der Burghof liegt 153 m über Null, steigen wir noch auf den 30 m hohen Turm, dann gucken wir aus luftiger Höhe auf Wald, Wald und wieder Wald. Ringsum ein weites grünes Meer.

    "Albrecht der Bär, 1157 verstorben, hatte ja die Mark Brandenburg mehr oder weniger besiedelt. Und jeder, der damals so ein bisschen Land eigen hatte, wollte natürlich auch sein Territorium schützen und daher diese vier Burgen. Wir sind also eine richtige Straßenwarte, weil wir direkt an dieser ganz, ganz alten Handelsstraße, die von Leipzig nach Wittenberg, von Wittenberg an der Burg Rabenstein vorbei nach Belzig, weiter nach Brandenburg. Und hinter Brandenburg gabelte sich der alte Handelsweg nach Rostock an der Ostsee und nach Hamburg zur Nordsee."

    Während die anderen drei Burgen immer mal umgebaut wurden, blieb Rabenstein mittelalterlich erhalten.

    "Die erste urkundliche Erwähnung war genau am 6. August 1251. Baderich II. war Burggraf in Belzig und in dessen Auftrag ist hier diese Straßenwarte entstanden. Und damals lebte Konrad von Wolfsauge mit seiner Frau und seiner Tochter Rosemarie hier im Turm. Und das sind auch die ältesten Teile. Angrenzend im 14. Jh. sind die anderen Gebäude dazu gebaut. Diese Ursprünglichkeit ist jetzt seit dem 15. Jh. so erhalten und toll wieder hergerichtet worden."

    Ganz klar, dass der jetzige Burgvogt Fritz Lintow hier allerhand Mittelalterliches veranstaltet. Doch es gibt im Fläming auch ganz andere Töne. Junge Leute aus Grubow haben Spaß am Holzschuh-Tanz.

    "Es haben Holländer in Grubow gewohnt und hatten an die meisten im Ort schon Holzschuhe verschenkt. Als die zurück nach Holland gezogen sind, haben wir uns überlegt, ein Liedchen zu tanzen und aufzuführen. War damals 'Tulpen aus Amsterdam'."

    Mittlerweile tanzen sie, wo es nur geht, denn die Holzschuhe passen auch historisch gut in den Fläming. Vor etwa 850 Jahren, als an der Nordsee "Land unter" war, besiedelten Flamen die Region, deshalb auch der Name "Fläming". Sagt Traugott Heinemann-Grüder vom Tourismusverband.

    "Noch mit einem zweiten Hintergrund, dass man damals eben auch eine Germanisierung und Christianisierung des ostelbischen Raums hinbekommen wollte. Man hat sie vor allem damit gelockt, dass sie im Unterschied zu den hier damals noch unfreien Bauern, dass sie Haus und Hof vererben können."

    Rädigke ist so ein altes flämisches Dorf, aber genauso auch slawisches, weiß der dortige Gastwirt Bernd Moritz.

    "Man sagt, vor 850 Jahren sind die Flamen angeworben worden und wurden hier sesshaft. Wie viele davon noch in Rädigke sind, wird wohl niemand so richtig sagen können. Dann gibt es ja unser Städtchen Niemegk gleich in der Nachbarschaft. Man sagt, mit Nijmegen hängt das zusammen. Aber im Ursprung sind wir slawisches Gebiet."

    Er zeigt Gästen gerne sein Dorf, erzählt die Geschichten der einzelnen Höfe und wandert mit ihnen zur Neuendorfer Rummel. Der Begriff "Rummel" taucht immer mal auf in der Wanderkarte, die Neuendorfer ist die größte. Doch was ist eine Rummel?

    "Ein ausgespültes Tal. Mitten in der Ebene plötzlich tief abfallende große Gräben, die man durchwandern kann und die so als kleines Naturschauspiel erkennbar sind. Sind nun nicht so groß wie eine große Klamm im Gebirge, aber für unsere Gegend ist es schon was. Tief eingeschnitten, kurz, steil, so 20 Meter tief."

    Beim Anmarsch der Wald sieht auch nicht anders aus, als ein paar Kilometer weiter. Und am Eingang der Rummel, denken wir noch, na ja. Hügel rechts, Hügel links.
    Doch dann rücken die Hänge zusammen, wird das Tal immer enger, immer dunkler. Durch die Baumkronen ist kein Himmel zu sehen, in kleinen Seitentälern wuchert Dickicht. In der Mitte, der ausgespülte helle Sandweg ist zwar trocken, doch zeigen die Rinnen, dass hier schnell auch mal viel Wasser fließen kann. Wir merken kaum, wie der Weg langsam ansteigt, durchqueren ein Gebüsch und stehen plötzlich in einer anderen Welt auf einem Getreidefeld.

    Wir schauen uns verwundert um: Wo waren wir nur? ...

    Im Naturpark-Zentrum in Raben gibt es auch darauf eine Antwort. Der Hohe Fläming wurde gleich durch zwei Eiszeiten geformt. Im Süden die Berge von Raben sind eine sogenannte Altmoräne, 200.000 Jahre alt. An deren Nord-Rand hinterließ die nächste Eiszeit ihre Endmoränen, vor 20- bis 30.000 Jahren. Und dazwischen entstanden die Rummeln.

    "Das ist halt eine Besonderheit, die genau an dieser Eiszeit-Grenze sozusagen entsteht. Hier war Permafrostgebiet, also kein Gletscher, aber Dauerfrost. Und als sich der Gletscher zurückgezogen hat, ist der Dauerfrostboden aufgetaut. Und dann bildeten sich solche Abflussrinnen, wo das Wasser runtergelaufen ist. Und das sind die Rummeln, die typisch sind hier für den Fläming. Eine Besonderheit an dieser Grenze zwischen altem und neuem Land."

    Und wir erfahren: Nicht nur am Ende der Eiszeit, auch jetzt kann eine Rummel ausgewaschen werden.

    "Zum Beispiel in Belzig gibt es eine Rummel, die Steile Kieten, die ist vor 30, 40 Jahren entstanden, als es mal einen riesigen Gewitterguss gab. Da entstehen Rummeln auch neu oder werden vertieft."

    Die Eiszeit hat auch für die Ton-Lagerstätten gesorgt, die über Jahrhunderte den Ort Görzke versorgten. Auch Görzke hatte eine Burg, war sogar mal Stadt. Doch weil in der Burg Raubritter saßen, wurde diese angezündet und die Stadt plattgemacht. Später lebte das Dorf vom Töpfern. 19 Töpfereien hatten gleichzeitig ihr Auskommen. Auch jetzt sieht der Wanderer schon von Weitem einige schlanke Schornsteine das Dorf überragen.

    "In Görzke war ein großes Tonvorkommen gewesen und daher haben sich hier so viele Töpfereien angesiedelt. Früher wurde das braune Bauerngeschirr hauptsächlich hergestellt und alles, was man eben so auf dem Hof gebraucht hat. Und von den alten Töpfereien sind noch drei übrig."

    Eine ist die Töpferei Heinitz. Der Urururgroßvater von Samuel Heinitz hat sie gegründet. Zur Straße ein großer alter Bauernhof mit allem, was dazugehört. Die hintere Hälfte ist Werkstatt und Laden. Es gibt Keramik-Geschirr vor allem in Blau, durch das der hellgraue Ton zu sehen ist, als ausgefranste Punkte.

    Mutter Bärbel tupft mit einem winzig kleinen Schwamm die Farbe auf.

    "Die Schwämme sind rund geschnitten und in der Mitte ist ein Loch. Und da setzt man eben immer einen Ring an den anderen."

    Nennt sich Schwämmel-Technik. Genauso entsteht das Dekor der bekannten Bunzlauer Keramik. Und gelegentlich mäkelt ein Besucher ...

    "Das ist doch das Bunzlauer ... Nee das ist nicht das richtige Bunzlauer, das ist nachgemachtes oder das ist falsches. Und ich sage: Das ist das Görzke-Bunzlauer. Es kommt nämlich daher, dass der Eduard Heinitz vor 200 Jahren als Geselle nach Görzke gekommen ist, und hat eben diese Schwämmel-Technik mitgebracht."

    Die ganze Scheune voller schöner Keramik, da fällt dem Wanderer die Auswahl schwer. Muss man ja alles schleppen.
    Eine Ton-Schicht sorgt auch für die Pflanzen-Fülle im ausgedehnten Schlosspark von Wiesenburg, ringsum ist trockene märkische Heide. Der weite Park geht zurück auf den Rittergutsbesitzer von Watzdorf und dessen Gärtner Carl Gebbers. Der hat vor etwa 150 Jahren Bäume aus der ganzen Welt zusammen getragen. Ursula Focke:

    "Dadurch, dass sehr unterschiedliche Gehölze gepflanzt worden, die auch nicht alle gleichzeitig austreiben und auch nicht im gleichen 'Grün' austreiben, ist im Frühjahr eine große Vielfalt von Grün-Tönen von gelblichem Grün über Rotgrün und Graugrün. Im Herbst wiederholt sich das noch mal bei der Laubfärbung. Er hat scheinbar gewusst, welche Farbe der Baum im Herbst hat. Sodass manche Bäume an markanter Stelle stehen, leuchtend gelb wie eine Fackel. Das ist gewaltig."

    Der Schlosspark Wiesenburg gilt als das bedeutendste Gartendenkmal zwischen Potsdam und Wörlitz, nur weiß es kaum einer in der Ferne. Die einstige Burg wurde zum Schloss umgebaut, hinter dessen Fassade verbergen sich jetzt Wohnungen. Doch der runde Turm aus Feldsteinen stammt doch aus der Burgen-Zeit.

    Und von oben genießen wir den Königsblick auf den Park.

    Von Wiesenburg führt der Burgenwanderweg weiter nach Ziesar. Durch Dörfer in den denen die Entenküken piepsen. Über sanft gewellte, satt-goldene Getreidefelder mit Mohnblumen. Obstbäume säumen die Feldwege. Und durch Wald und wieder Wald. Der hat ganz unterschiedliche Gesichter. Der übliche Brandenburger Kiefernforst in langen engen Reihen ist selten. Dafür kommen wir durch Mischwald mit einzelnen riesigen Kiefern und Fichten und großen Buchen, deren Kronen ein Gewölbe bilden. Mir kommt der Gedanke: Die Erbauer der Kathedralen müssen wohl solche Bäume gesehen haben.

    Dicht am Wegesrand döst ein Fuchs im hohen Gras. Rehe mit ihren Kitzen gucken erst vorsichtig zwischen den Bäumen hervor, bevor sie dicht vor uns den Waldweg kreuzen. Eine Bussard-Familie kreist am Himmel. Drei Wildschwein-Kinder trollen fröhlich quickend davon. Und bei der Pause am Wegesrand krabbeln Eidechsen über die Wanderstiefel.

    "Sehr gut ausgeschilderte Wanderwege. Ich war ja das erste Mal zu Fuß hier im Fläming, war schon mehrfach zu Pferd hier im Urlaub. Also ganz traumhaft. Wenn man überlegt, dass es nur 80 Km von Berlin weg hier so eine abwechslungsreiche Landschaft gibt, Wald , Wiesen und Felder und eine Ruhe ist. Es ist schon überraschend."

    In Ziesar treffen wir auf unsere vierte Burg. Gebaut auf einem slawischen Burgwall an einem heute verlandeten See. Daher wohl auch der Name Zi-e-sar. Das slawische Zajezerje heißt etwa "Ort hinter dem See". Die Burg wurde einige Jahrzehnte als Schule und Internat genutzt, ist nun Museum für Brandenburgische Kirchengeschichte. Kerstin Kühne:

    "Wir zeigen Christianisierungsgeschichte der Mark Brandenburg von den slawischen Göttern bis hin zum Leben der brandenburgischen Bischöfe hier auf Burg Ziesar. Die brandenburgischen Bischöfe nutzten ganzjährig die Burg Ziesar als ihren Hauptsitz. Hier gab es doch alles. Auf den umliegenden Seen gab es Federvieh, der Bischof aß am liebsten Schwan. Der hatte hier seinen eigenen Weinberg, eine Bäckerei, seinen Silberkeller. Also der hat hier gelebt wie ein Fürst ... und das Zölibat war weit weg."

    Daran erinnert auch die Burgkapelle, die in ihrer Größe mancher Stadtkirche Konkurrenz macht. Und der sogenannte Jerusalem-Saal im früheren Pallas.

    "Wir vermuten, dass es an dieser Stelle einst eine kleine 'in-house'-Kapelle gab, man sieht auch noch die Sakramentnische an der Seite. Die Wandmalereien hier sind schon aus dem 14. Jh., das sind die ältesten, die man hier auf der Burg gefunden hat. Wir sind uns ziemlich sicher, dass uns hier eine Pilgerwegskarte gezeigt wird, in die Heilige Stadt, in die Stadt Jerusalem. Man sieht Straßen, Häuser, Stadtmauern, Flussläufe, man sieht Fische im Wasser. Kleines Problem: Man hat in späterer Zeit Apostelfiguren darüber gezeichnet, die leider auch nur in Fragmenten erhalten geblieben sind. Aber, ich denke, das Wichtigste, was uns hier klargemacht wird, dass wir hier an einem heiligen Ort sind."

    Auch hier steigen wir auf den Bergfried. 141 Stufen. Gucken auf die kleine Stadt, Felder und Weiden. Und gucken der Storchenfamilie auf dem Nachbarturm ins Nest.

    Der Burgenwanderweg schlägt einen großen Bogen durch und um den Hohen Fläming. Quer durch führt der Kunstwanderweg, eigentlich sind es 2 Wege, Nord- und Südroute verbinden jeweils Wiesenburg mit Bad Belzig, jeweils eine Tageswanderung. Und am Weg Skulpturen, die irgendwie mit dem Thema Wald zu tun haben und mit der Besiedlung des Fläming vor 800 Jahren.

    Ein Metallgitter, wie ein riesiger Findling, in das man rein kriechen kann ... goldglänzende Wanderschuhe am hohen Mast... Tierskulpturen aus Stein, Beton, Metall ... Ein Stapel aus rostbraunen Gitter-Quadern scheint im Umfallen innezuhalten. Dazu fällt jedem was anderes ein.

    "Es wirkt so, als würde die Zeit angehalten werden ... Sieht ein bisschen chaotisch aus. Ne, der Würfel ganz oben sieht aus, als würde er jeden Moment abrutschen ... Sieht aus wie Umzugskartons, die leer sind und die einer auf einen Berg geworfen hat, die ein bisschen zusammengekullert sind."

    Und nun die Auflösung ...

    "Ist ein Berliner Künstler und das heißt 'Die Würfel sind gefallen'. Man dachte erst, was soll das, die Würfel? Und da sagte er: So stelle ich mir das vor. Die Flamen hatten sich entschieden, hierzubleiben. Und da waren die Würfel gefallen ..."

    Wo noch ein paar Steine und ein kleiner Teich den früheren Ort Klein Glien andeuten, hat Sebastian David im angrenzenden Wald die spärlichen Reste der Dorfkirche gefunden und erlebbar gemacht. Es nennt es Urkirche Wald.

    "Und wenn man aus diesem Raum raustritt, ist man zwar noch auf derselben Wiese, aber trotzdem ganz woanders. Das sind Schilderungen, die mir doch jetzt etliche Besucher erzählt haben. Ich bin selbst ganz überrascht, dass der Ort so eine Anziehungskraft bekommen hat. Und ganz froh darüber. Es gibt noch alte Menschen hier in der Region, deren Eltern hier gelebt haben, die sagen, so als ganz kleine Kinder waren wir hier. Die auch jetzt wieder hier herkommen und diesen Ort wieder als Ort wahrnehmen. Das war einfach Wiese, hier haben die Bauern Heu gemacht. Und die Naturschützer sind hergekommen, weil es hier in dem ehemaligen Dorfteiche Bergmolche gibt."

    Und nun auch ab und zu kleine Konzerte in der Abenddämmerung in der Urkirche Wald.

    Das Dorf Borne liegt am Kunstwanderweg. Und wir stolpern fast über das Grundstück von Victor Bisqolm.

    "Draußen habe ich jetzt viele Skulpturen aus Stahl, oder Steinarbeiten und dann sind es drei oder vier aus Holz. Und natürlich im Sommer ist mein Hobby: die Blumen. Das mache ich auch sehr gerne."

    Der aus der Schweiz stammende Künstler hat lange Zeit in Australien gelebt und kam in den Fläming, weil es für wenig Geld viel Raum gab.

    "Ich fühle mich sehr wohl hier. Ich bin in der Schweiz auf den Bergen in einem kleinen Dorf groß geworden. Und dann durch den Ski-Unfall wurde ich mit 17 querschnittsgelähmt, bin ich gewohnt in kleinen Orten zu leben und möglichst schön ruhig. Also ich könnte mir unmöglich vorstellen, in Berlin oder einer Stadt zu leben."

    Er macht Skulpturen, riesengroße und kleine, aus verschiedenen Materialien, macht Holzschnitte, malt ... und immer in fröhlichen Farben. Denn er ist auch selbst ein strahlender, fröhlicher Mensch. Der Wanderer, der von den großen Skulpturen im Garten angelockt wird und mehr sehen will, der kann gerne klingeln.

    "Ja, selbstverständlich, er möge reinkommen. Das wäre mir eine Freude."
    Storche auf Burg Ziesar
    Störche auf Burg Ziesar (Eva Firzlaff)