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Astronomie
Sternenkind Clematis

Für die Maori, die Ureinwohner Neuseelands, heißt die dort heimische Clematis-Art Puawananga. In ihrer Vorstellung ist diese Pflanze ein Kind der Sterne - und zwar von Puanga, für uns Rigel im Orion, und Rehua, Antares im Skorpion.

Von Dirk Lorenzen | 14.10.2014
    Rigel, ein Elternteil der Clematis der Maori, zeigt sich nach Mitternacht im Südsten
    Rigel, ein Elternteil der Clematis der Maori, zeigt sich nach Mitternacht im Südsten (Stellarium)
    Diese beiden Sterne spielen eine große Rolle: denn ihr erstes Erscheinen am morgendlichen Osthimmel markiert den Beginn zweier Jahreszeiten.
    Wenn Rigel, also Puanga, im Juni kurz vor Sonnenaufgang am Himmel auftaucht, ist dies für die Maori ein untrügliches Zeichen für den bevorstehenden Beginn des Winters. Umgekehrt steht das Erscheinen von Antares, also Rehua, am Morgenhimmel für den Beginn des heißen Sommers.
    Jetzt, im Frühling in Neuseeland, blüht die Clematis - zeitlich also genau zwischen dem Auftauchen ihrer Eltern. Rigel ist mittlerweile morgens gut zu sehen, Antares verschwindet dagegen allmählich vom Abendhimmel.
    Für uns klingt das unvorstellbar. Denn wegen unserer viel nördlicheren Breite ist es bei uns schlicht unmöglich, Rigel im Juni zu beobachten. Bei uns gehört er zu den prägenden Gestirnen der langen Winternächte - bei den Maori verkündet er den Beginn des Winters.
    Dennoch lassen sich die Eltern der Clematis mit etwas Glück auch heute Nacht bei uns ausmachen. Antares steht tief im Südwesten und erfordert exzellente Horizontsicht. Rigel taucht nach Mitternacht am Osthimmel auf und steht zu Beginn der Morgendämmerung im Südwesten.
    Werfen Sie einen Blick auf die beiden Sterne - blühende Clematis dürfte in unseren Breiten jetzt im Herbst aber eher selten sein, anders als im Frühling der Maori.