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Die Computertechnik entwickelt sich immer schneller und es kommen immer neue Produkte heraus. Doch nicht alle Nutzer brauchen immer den neusten PC oder Laptop. Der Berliner Verein "ReUse" bereitet alte Computer auf und verkauft sie wieder.

Von Sven Kästner | 02.07.2012
    Türsignal, "Hallo!" - "Hallo"

    Ein Kunde betritt den kleinen Laden von Muharrem Batman in Berlin-Neukölln. An allen Wänden und mitten im Raum stehen Regale, randvoll beladen mit Computern, Laufwerken oder Monitoren. Dazwischen lehnt der Elektronikexperte an seinem Arbeitstisch und repariert einen Flachbildschirm.

    "Da sind paar Kondensatoren dick geworden und die tausche ich gerade aus. Und dann lebt der wieder paar Jahre weiter."

    Batman hat sich auf den Handel mit gebrauchten Rechnern spezialisiert. Er bietet Computer verschiedenster Ausstattungen - gründlich geprüft und funktionstüchtig, so versichert der 47-Jährige. Darauf gibt er ein Jahr Garantie.

    "Wir arbeiten die Rechner auf, reinigen, machen, tun und checken, ob alles o. k. ist. Und dann geben wir weiter an die Leute und erzählen immer, dass die nicht immer die Neuesten brauchen. Weil viele wollen heutzutage nur Internet machen, und da reichen die älteren noch voll aus."

    Etwa 150 Euro kostet ein gebrauchter Computer, der für Textbearbeitung, Surfen im Netz oder das Speichern von Fotos genügt. Das ist günstiger als selbst die Billigangebote aus dem Elektromarkt. Meist handelt es sich um Technik, die Unternehmen nach zwei oder drei Jahren ausgemustert haben, um Wartungsaufwand zu sparen.

    "Die Businesstechnik ist besser zusammengestellt. Die Komponenten passen zusammen. Deshalb halten die Geräte länger. Andersherum bei den Consumergeräten ist es so, dass man sagt: Naja, die gehen meistens an die privaten Kunden. Und die privaten Kunden möchten vielleicht doch so nach zwei, drei Jahren neue Geräte haben. Die dann schneller sind, größer sind, besser sind."

    Stefan Ebelt ist Vorsitzender von "ReUse e.V.". Der Verein organisiert die Wiederverwendung gebrauchter Computer mit etwa 25 Mitgliedsfirmen in ganz Deutschland. Sie bringen pro Jahr mehrere Hunderttausend Secondhandgeräte wieder an den Mann. Hervorgegangen ist der Verein aus einem Forschungsprojekt der TU Berlin. Darin ging es um die Sicherung wertvoller Rohstoffe, die in der Elektronik enthalten sind.

    "Wenn ich jetzt einen Container voll Handys habe, dann ist in diesem Container mehr an seltenen Erden und Metallen drin, als wenn ich jetzt zum Bergwerk gehe und dieselbe Menge an Erzen da rein packe."

    Weil aber in jedem Gerät jeweils nur winzige Mengen dieser Bodenschätze stecken, gibt es bisher kaum ausgereifte Recyclingverfahren. Eine möglichst lange Verwendung ist deshalb unter ökologischen Gesichtspunkten sinnvoll. Auch in puncto Klimawandel, wie Ebelt betont.

    "Schon wenn ich einen PC, ein Notebook ein Jahr länger nutze, dann habe ich 35 Kilogramm CO2 eingespart. Wenn wir jetzt wissen, dass 2010 weltweit 300 Millionen Rechner hergestellt wurden, und wenn die Hälfte davon nur ein Jahr länger benutzt wird, kann man sich vorstellen, was da raus kommt. Wir haben dann eine Einsparung von 5.250.000 Tonnen CO2."

    Auch Händler Batman liegt die Aufklärung darüber am Herzen. In seinem Berliner Geschäft treibt er die Wiederverwertung auf die Spitze. Bauteile, die er für Computer nicht mehr benutzen kann, lässt er zu kunstvollen Skulpturen für's Schaufenster verarbeiten - um Aufmerksamkeit für das Thema Recycling zu erreichen.

    "Das ist mir die letzten drei Jahre gut gelungen, die Leute aufzuklären, dass Schrott kein Müll ist. Dass es wertvolle Rohstoffe sind. Und das man die nicht achtlos wegschmeißen soll."