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Berliner Hochschulen
Studentische Mitarbeiter legen Arbeit nieder

Die Gewerkschaften Erziehung und Wissenschaft und Verdi haben die studentischen Mitarbeiter der Berliner Hochschulen zu einem ganztägigen Warnstreik aufgerufen. Gefordert wird unter anderem eine Erhöhung des Stundenlohns auf 14 Euro und eine Anpassung an die Lohnentwicklung - denn in Berlin seien die Kosten für viele Hiwis explodiert.

Von Philip Banse | 16.01.2018
    Mehrere hundert Demonstranten protestieren unter dem Motto Tanz für den TVStud - Aufwärmen für den Streik für einen neuen Tarifvertrag der studentischen Beschäftigten der Berliner Hochschulen. Nachdem GEW und ver.di die Tarifverhandlungen nach der Kündigung des aktuellen Tarifvertrags zum Jahresende im Anschluss an die fünfte Verhandlungsrunde für gescheitert erkärten, droht ab Januar ein Streik an den Berliner Hochschulen.
    Demonstration in Berlin der studentischen Beschäftigten (imago / Christian Mang)
    "Das ist das Streikcafé der HU Berlin. Es gibt heute an verschiedenen Hochschulen Streikcafés, an der TU, an der HU. Wir treffen uns jetzt hier gerade in lockerer Runde vor dem Streik und gehen gleich noch mal rum und machen Bürorundgang und dann geht es um 14 Uhr zur Streikkundgebung."
    Celia studiert am Institut für Sozialwissenschaften der HU Berlin und sie arbeitet als Studentische Hilfskraft im Bereich Forschung und Lehre: "Das umfasst in Bezug auf Forschung sowas wie Literaturrecherche oder Transkription von Interviews. Und in Bezug auf Lehre heißt das sowas wie Moodle-Kurse machen."
    Inflationsausgleich seit 2001
    Also Online-Lehrangebote entwerfen. Diese Arbeit macht Celia 10 Stunden pro Woche: "Ich verdiene 10,98 Euro die Stunde. Brutto sind das im Monat 450 Euro und 18 Cent."
    Das reiche in Berlin gerade mal für die Miete. Über den Monat komme sie nur dank eines Stipendiums. Mehr Lohn, 14 Euro die Stunde um genau zu sein. Das ist daher auch die zentrale Forderung der rund 8000 Studentischen Hilfskräfte in Berlin, deswegen der Warnstreik von heute Morgen bis Büroschluss, wie viel mitmachen, ist unklar. Lange waren Hiwis unorganisiert, Einzelkämpfer. Doch die Kosten in Berlin seien so explodiert, der Druck so gestiegen, dass die Gewerkschaften GEW und Verdi irgendwann studentische Hilfskräfte aufriefen, den Gewerkschaften beizutreten.
    Über 1000 Hiwis taten das angeblich. Diese wählten eine Tarifkommission, die nun mit den Arbeitgebern, den Hochschulen verhandelt über einen neuen Tarifvertrag. Der aktuelle Tarifvertrag legt den aktuellen Stundenlohn von 10,98 Euro fest, ist aber 17 Jahre alt, stammt aus dem Jahr 2001, sagt Celia, die für die Hiwis verhandelt: "Die Lohnforderung ist so kalkuliert, dass das einfach der Inflationsausgleich gegenüber 2001 ist. Das sind 14 Euro die Stunde."
    "14 Euro empfinden wir als nicht zu erfüllende Maximalforderung", sagt Claudia Pfeiffer vom Kommunalen Arbeitgeberverband Berlin, die für die Hochschulen mit den Hiwis verhandelt.
    "Berlin hat als einziges Bundesland überhaupt einen eigenen Tarifvertrag für die Studentischen Hilfskräfte. Im übrigen Bundesgebiet werden die Studentischen Hilfskräfte nach einer so genannten Richtlinie bezahlt und da beträgt im Sommersemester 2018 der Stundenlohn 10,27 Euro – also selbst nach einer Erhöhung im Bundegebiet noch unter dem, was hier in Berlin gezahlt wird.
    Hochschulen hätten sich schon sehr weit bewegt
    Mag sein, sagt Gewerkschaftlerin Celia. Doch habe die Berliner Landesregierung den Berliner Hochschulen extra mehr Geld gegeben, damit die Hiwis besser bezahlt werden können:
    "Der Senat hat da explizit da auch Aufwüchse für Studentische Hilfskräfte mit in die Hochschulverträge reingenommen und das wird einfach so nicht an uns weiter gegeben."
    "Was jetzt genau in den Hochschulverträgen vereinbart wurde, was jetzt genau zur Verfügung steht, da gehen die Meinungen auseinander", sagt Arbeitgeber-Vertreterin Pfeiffer.
    Die Hochschulen seien den Hilfskräften schon sehr weit entgegen gekommen, indem sie angeboten haben, den Lohn nicht nur über sechs Wochen Krankheit weiter zu zahlen, sondern über acht Wochen. Das aber reicht den studentischen Hilfskräften nicht. Sie wollen auch die Arbeitsbelastung senken, sie wollen so viel Urlaubstage wie normale Angestellte, sie wollen ihr Weihnachtsgeld zurück haben und festlegen, dass der Lohn automatisch über die Jahre ansteigt. All das lehnen die Hochschulen ab, sagt Claudia Pfeiffer, seien aber weiter gesprächsbereit.
    Für Markus geht es beim Streik heute um noch viel mehr: "Hilfskräfte sind in der Personalabteilung nicht viel wert."
    Hiwis würden als billiger Ersatz für Vollzeitstellen gesehen. Markus arbeitet 20 Stunden die Woche als studentische Hilfskraft und betreue die IT eines ganzen Instituts.
    "Mein Fall wäre einfach, dass da eine hauptamtliche Stelle hinkommt. Das ist einfach eine völlig falsche Personalpolitik – die auch nicht legal ist."