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Britannien zum Mond

Raumfahrt. – Der Mond ist unversehens Hauptziel der menschlichen Raumfahrt geworden. Auch die Briten kündigten vor einigen Wochen eine eigene Mondmission an. Auf dem Kongress "To Moon and Beyond" in Bremen wurden jetzt Einzelheiten bekannt.

Von Guido Meyer | 15.03.2007
    "Wir kommen jetzt zum Hauptkomplex."

    "Da wird der Moonraker hergestellt?"

    "Ja - Werkstätten, Büros, Hangars, Entwurfsabteilungen, Labors und Testzentren – alles."

    "Sehr imponierend."

    Das hätte sich auch James Bond nicht träumen lassen, dass es in der Nähe von London irgendwann wirklich "Werkstätten, Büros, Hangars, Entwurfsabteilungen, Labors und Testzentren" für einen Moonraker geben würde. Wieder einmal also hat Science die Fiction eingeholt, fast schon überholt: Großbritanniens Mondpläne sind so konkret wie sonst keine in Europa. Andy Phipps, Missions Systems Team Leader Surrey Space Centre.

    "”Natürlich sind unsere Vorschläge von ihrer weiteren Finanzierung abhängig. Wir sind aber zuversichtlich, unsere Sonde MoonLITE bald realisieren zu können. Ist sie erfolgreich und die britische Regierung stellt weitere Gelder bereit, könnte unsere zweite Mond-Mission Moonraker fünf oder sechs Jahre später an den Start gehen.""

    "...jetzt glaub´ ich´s langsam."

    Das wird auch Zeit, denn die Briten treten auf´s Gaspedal. Bereits in drei Jahren soll es losgehen. Die Pläne stammen von dem Raumfahrtunternehmen Surrey Satellite Technology und wurden vom britischen Forschungsbeirat für Astronomie und Teilchenphysik in Auftrag gegeben. Im Auftrag Ihrer Majestät, sozusagen. Entsprechend scharf soll die erste der beiden britischen Mond-Sonden schießen.

    "”Wir wollen ein Netzwerk von Penetratoren aufbauen. Vier solcher Einschlagsonden sollen an verschiedenen Stellen auf der Vorder- und Rückseite des Mondes wie massive Pfeile in seine Oberfläche eindringen. Dann können wir seismologische Messungen anstellen und auch Wärmewanderungen im Mond-Boden nachvollziehen. Dies wiederum würde uns Hinweise auf den inneren Aufbau des Mondes geben und auf seinen Kern, über den wir derzeit nicht viel wissen.""

    Yang Gao von der University of Surrey. MoonLITE heißt diese erste Mission. Gemäß ihrem Namen soll die Sonde Licht ins Dunkle der Mondrückseite und tiefer liegender Schichten des Mondbodens bringen. "Lite" aber auch wie leicht, denn die Sonde soll nur rund achtzig Millionen Euro kosten. Zündet MoonLITE, könnte bald der Moonraker folgen.

    "Was wissen Sie über den Moonraker?"

    "Das, was ich in den Zeitungen gelesen habe, Sir."

    Zum Beispiel, dass Moonraker den Mond nicht nur umkreisen und auf ihn schießen, sondern auch auf seiner Oberfläche landen soll. Gao:

    "Der Moonraker soll die Oberfläche genau untersuchen. Wir wissen derzeit zwar, dass der Mond insgesamt sehr alt ist, aber jüngste Erkenntnisse zeigen uns, dass er auch über Strukturen verfügt, die nur 1,3 Milliarden Jahre alt und damit relativ jung sind. Diese wollen näher unter die Lupe nehmen, um Rückschlüsse zu ziehen, wie oft Meteoriten einschlagen, die Krater erzeugen."

    Ob wirklich bald eine ganze Armada von Sonden mit dem Union Jack um den Mond herumwedeln wird, hängt diesmal nicht von der Esa ab. Die britische Raumfahrtagentur BNSC sähe es zwar gerne, wenn die Projekte im Rahmen einer europäischen Weltraumpolitik realisiert würden, will sie aber auch eigenständig umsetzen. Bei der Esa steht man Vorschlägen zu Landermissionen made in Britain skeptisch gegenüber, seit die BNSC den Mars-Lander Beagle 2 in den Sand gesetzt und bis heute nicht gefunden hat.