Mittwoch, 08. Mai 2024

Archiv

Burger King
3.000 Arbeitsplätze auf dem Spiel

Die Fastfoodkette Burger King hat sich von ihrem größten Franchise-Nehmer in Deutschland getrennt hat, nun stehen zahlreiche Jobs auf dem Spiel. Die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten habe lange auf die Missstände aufmerksam gemacht, sagte Referatsleiter Guido Zeitler im DLF.

Guido Zeitler im Gespräch mit Friedbert Meurer | 24.11.2014
    Aufgenommen am 01.07.2014 in Hamburg
    Die Logos der Fastfood-Konkurrenten Burger King und McDonald's (picture alliance / dpa / Daniel Reinhardt)
    Friedbert Meurer: Mögen alle vom gesunden Essen reden, viele gerade junge Leute, Jugendliche und auch Kinder zieht es gerne zu Burger King oder McDonalds, zum Leidwesen ihrer Eltern. Der Enthüllungsreporter Günter Wallraff hat jetzt aber was ganz anderes aufgedeckt, zum wiederholten Mal, nämlich dass beim größten Franchise-Nehmer von Burger King Yi-Ko vieles im Argen liegt. Gehälter werden zu spät gezahlt, kranke Mitarbeiter bekommen keine Lohnfortzahlung und da wird auch schon mal das Haltbarkeitsdatum von Zutaten ignoriert. Burger King trennt sich deswegen von Yi-Ko. Jetzt droht aber 3.000 Mitarbeitern die Entlassung. Guido Zeitler ist Referatsleiter bei der Gewerkschaft Nahrung, Genuss, Gaststätten. Guten Tag, Herr Zeitler.
    Guido Zeitler: Guten Tag, Herr Meurer. Ich grüße Sie.
    Meurer: Wie mies waren die Arbeitsbedingungen bei diesen 89 Filialen von Burger King?
    Zeitler: Ach das war schon ein starkes Stück, was wir mit der Übernahme der Restaurants durch die Yi-Ko dort in den letzten anderthalb Jahren erleben mussten. Tarifvertragliche Leistungen wurden nicht mehr gezahlt, offenen Gesetzesbruch mussten wir verzeichnen bis hin zu den Angriffen auf die Betriebsräte in den Restaurants. Das war schon ziemlich heftig, was wir erlebt haben.
    Meurer: Was waren das für Angriffe auf Betriebsräte?
    Zeitler: In erster Linie hatte man versucht, aktive Betriebsräte zu kündigen. Man hat mehrere Verfahren grundlos auf den Weg gebracht. Man hat Betriebsräten dann schlicht und ergreifend nicht mehr das Geld bezahlt. Man hat versucht, sie existenziell zu treffen. Das waren insgesamt in der Summe über 20 Kolleginnen und Kollegen, die davon betroffen waren, und die haben ein Jahr lang sehr stark unter Druck gestanden und sehr starke existenzielle Nöte gehabt.
    "Verursacht hat das Problem in erster Linie die Yi-Ko"
    Meurer: Im Prinzip kann man ja sagen, hat Ihre Gewerkschaft mit dazu beigetragen, dass Burger King die Notbremse zieht und 3.000 Mitarbeiter jetzt entlassen werden. Ist das irgendwie eine doch ziemlich frustige Situation, jetzt den Job zu verlieren, auch wenn vorher die Missstände so waren, wie Sie sie beschrieben haben?
    Zeitler: Ich glaube, die Schlussfolgerung ist so nicht richtig. Die Ursache liegt ja ganz klar auf dem Tisch. Verursacht hat dieses Problem in erster Linie die Yi-Ko, die mit derartigen Methoden angefangen hat und gemeint hat, so ein Geschäftsmodell implementieren zu können. Wir haben ja lediglich uns mit den Beschäftigten, die davon betroffen waren, gewehrt. Das ist einmal eine juristische Auseinandersetzung. Aber gegen jemanden, der ein Stück weit auch das Rechtssystem missbraucht, um Menschen unter Druck zu setzen, dem kann man, glaube ich, auch irgendwann dann nur mit öffentlichem Gegendruck begegnen. Das haben wir gemacht. Ja, wir haben über ein Jahr lang Kampagne gemacht. Wir haben auf diese Missstände hingewiesen. Aber das war auch die einzige Chance, um dauerhaft - und dazu kommen wir vielleicht gleich noch - dann auch die Arbeitsplätze doch zu sichern und vor allem auch bessere Arbeitsplätze zu schaffen.
    Meurer: Dauerhaft, da schwebt Ihnen vor, dass jetzt jemand anderes diese Franchise-Lizenz übernimmt. Wie stehen da die Chancen?
    Zeitler: Ich denke, es gibt ganz viele Beteiligte, die ein großes Interesse daran haben, dass die Restaurants weiter bestehen. Wir reden ja über 89 Restaurants mit insgesamt 3.000 Arbeitsplätzen und ich gehe stark davon aus, dass es aktuell auch nach wie vor Gespräche gibt, die eine Lösung, eine dauerhafte Lösung für diese Restaurants zum Inhalt haben, und wenn das alles dann doch nicht tragen sollte - das wird ja von dem Gesellschafter auch selber schon angeführt -, steht natürlich auch immer noch das Thema Insolvenz im Raum. Aber ich glaube, man muss da vielleicht seinen Blick ein bisschen öffnen. Das kann auch durchaus eine Chance sein für die Restaurants und damit auch für die Arbeitsplätze, weil ein Insolvenzverwalter natürlich in erster Linie auch guckt, wie kann der Betrieb fortgesetzt werden.
    Meurer: …, weil ja viele Eltern oder auch viele Kunden einfach sich fragen, wo gehe ich hier überhaupt essen, wo lasse ich meine Kinder essen. Läuft es bei McDonalds besser?
    "Eine Spitze eines Eisberges"
    Zeitler: Ich möchte jetzt aufgrund der Sachlage keine Vergleiche zwischen den Systemen vornehmen. Ich denke, die Yi-Ko ist ein Einzelfall, eine Spitze eines Eisberges. Es gibt sowohl bei McDonalds als auch bei Burger King in der Regel erst einmal recht ordentliche hygienische Zustände. Und was die Arbeitsbedingungen betrifft, da muss man sich jeden Einzelfall angucken, weil das ist ja nicht immer eine Markenfrage, sondern hinter diesen Marken stecken ja viele Franchise-Nehmer und das sind eigenständige selbständige Arbeitgeber, die je nachdem wie sie es meinen mal besser, mal weniger gut mit ihren Beschäftigten umgehen. Aber das, was wir bei Yi-Ko erlebt haben, erleben wir weder bei anderen Lizenznehmern oder Franchise-Nehmern von Burger King noch von McDonalds. Das gibt es da nicht.
    Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.