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Check24, Verivox & Co.
Wie nutzerfreundlich sind Vergleichsportale?

Auf Vergleichsportalen werben alle mit dem günstigsten Angebot, aber je nachdem wo man sucht, weichen die Preise durchaus voneinander ab. Die Verbraucherzentralen Bayern, Brandenburg und Nordrhein-Westfalen haben gemeinsam mit dem Verbraucherzentrale Bundesverband Buchungs- und Vergleichsportale daraufhin untersucht, wie nutzerfreundlich sie sind.

Von Burkhard Schäfers | 25.02.2016
    Autos fahren am 09.12.2015 an der Zentrale des Vergleichsportals Check24 in München (Bayern) vorbei.
    Die Zentrale des Vergleichsportals Check24 in München (Bayern) (picture alliance / dpa / Matthias Balk)
    Am besten wäre es ja, es gäbe im Internet ein Vergleichsportal, das für jede Suche das beste Angebot anzeigt. Die Wirklichkeit aber sieht anders aus: Der Nutzer hat die Wahl zwischen dutzenden Seiten – und die Suche nach dem günstigsten Preis läuft häufig ins Leere, sagt Tatjana Halm von der Verbraucherzentrale Bayern:
    "Ich kann ihn sicherlich finden, aber ich hab auch nie die Gewissheit, ob es tatsächlich der Günstigste ist. Weil hier vieles intransparent und undurchsichtig ist. Schließlich müsste der Verbraucher erhebliche Zeit investieren, um die Erkenntnis zu gewinnen, den günstigsten, oder zumindest den annäherend günstigsten Preis zu finden."
    In einer Studie haben die Verbraucherzentralen 27 Buchungs- und Vergleichsportale untersucht. Im Fokus stehen die Bereiche Strom und Gas, Telefon und Internet sowie Flugreisen. Die Studie vergleicht die Preise, die die Portale anzeigen, mit den Preisen der Anbieter. Erstes Ergebnis: Die Vergleichsportale kommen für das gleiche Angebot zu ganz unterschiedlichen Preisen.
    "Teilweise waren wir bei 60 Prozent Unterschied. Das variierte wirklich querbeet."
    Vergleichsseiten genießen hohe Glaubwürdigkeit
    Am ähnlichsten sind die Ergebnisse noch im Bereich Strom und Gas. Hier hätten sich keine gravierenden Unterschiede gezeigt, so die Verbraucherzentralen. Weder zwischen den Vergleichsportalen noch gegenüber den Preisen, die die Firmen auf ihren eigenen Seiten anbieten. Bei Internet und Telefon hingegen sei es vielfach günstiger, direkt beim Anbieter einen Vertrag abzuschließen, anstatt über ein Onlineportal zu gehen. Wer nach preiswerten Flügen suche, finde auf Buchungsportalen zwar zunächst oft vermeintlich lukrativere Angebote, so Verbraucherschützerin Halm:
    "Durchläuft man dann aber die Buchungsprozesse, und kommt man dann an den Punkt, welche Zahlungsmittel man angeben soll, dann haben wir festgestellt, dass auf einigen Portalen das kostenlose Zahlungsmittel nicht unbedingt gängig ist. Und wenn man diese Zahlungsmittel vergleicht mit den Anbietern, dann sind die Portalpreise letztendlich doch teurer."
    Verschiedene Studien zeigen: Buchungs- und Vergleichsseiten im Netz genießen bei den Nutzern eine hohe Glaubwürdigkeit. Sie gelten vielfach als unabhängig und transparent. Doch natürlich wollen auch die Portale ein Geschäft machen: Sie verdienen ihr Geld etwa über Provisionen oder Werbeanzeigen der Anbieter. Und noch etwas zeigt die Untersuchung der Verbraucherzentralen: Zwar gibt es mehrere dutzend Vergleichsportale. Einige davon gehören aber den gleichen Firmen. Rechtsanwältin Halm spricht von einer vorgetäuschten Vielfalt:
    "Letztendlich sind etliche Portale auf ein Unternehmen zurückzuführen, das auch nicht unterschiedliche Angebote generiert. Da haben wir festgestellt: viele Portale, ein Unternehmen, ein Preis. Und das ist natürlich nur eine scheinbare Vielfalt für den Verbraucher."
    Verbraucherschützer fordern mehr Transparenz
    Das Fazit der Verbraucherzentralen: Internet-Portale würden noch mehr Dunkel in die ohnehin undurchsichtigen Märkte bringen. Interessierte müssten einiges an Energie aufwenden, um sich im Dickicht der Tarife zurechtzufinden.
    "Der Verbraucher hat schon insofern einen Nutzen, dass er eine Orientierung über die möglichen Angebote erhält. Auf die Preise sollte man sich nicht unbedingt verlassen, dass das jetzt dann das Günstigste ist. Hier ist man leider gezwungen, doch etwas mehr Zeit zu investieren, um das günstigste Angebot für sich zu finden. Von daher sehen wir durchaus Nachbesserungsbedarf."
    Die Verbraucherschützer fordern von der Politik, den Markt der Buchungs- und Vergleichsportale transparenter zu gestalten. Nutzer sollten besser nachvollziehen können, wie die angezeigten Preise zustande kommen.