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China-Woche an der Uni Mainz

2009 startete das Deutsch-Chinesische Jahr der Bildung und Wissenschaft. Seit heute ist eine Delegation chinesischer Hochschulen in Rheinland-Pfalz unterwegs, um sich über die Studienbedingungen zu informieren und für das eigene Land Werbung zu machen.

Von Ludgar Fittkau | 03.05.2010
    Ya Pu Chu ist mit einer ganzen Studentengruppe in die alte Mensa der Mainzer Universität gekommen. Ya Pu Chu unterrichtet im Fachbereich Wirtschaft der Fachhochschule Mainz Grundlagen der chinesischen Kultur und Sprache- ein Wahlpflichtfach. In den letzten Jahren ist das Interesse an China stetig gestiegen, stellt der chinesische Hochschullehrer fest:

    "Am Anfang des Kurses habe ich immer die Teilnehmer gefragt, warum sind sie hier. Früher war das immer so nebenbei, wegen Urlaub oder wegen Freunden, aber in letzter Zeit sagen sie immer mehr, ich kann mir vorstellen, dass ich in China arbeiten kann."

    Lena Achilles hat den ersten Schritt Richtung China schon gemacht. Die Mainzer Wirtschaftstudentin hat bereits ein paar Monate Praxis-Erfahrung in China gesammelt. Die Firma, für die sie nebenbei arbeitet, um ihr Studium zu finanzieren, hat das möglich gemacht:

    "Ich war für drei Monate in Hongkong, habe dort für drei Monate in derselben Firma gearbeitet, ein Praktikum gemacht. Und ich habe dort in einer chinesischen Familie gelebt, die vor sechzehn Jahren aus dem "Mainland" nach Hongkong kam. Und das hat mir sehr gut gefallen, es war sehr schön."

    Um noch mehr solcher Kontakte anzubahnen, wird nun eine Woche lang eine sechsköpfige Delegation chinesischer Hochschulen Rheinland-Pfalz bereisen. An insgesamt acht Hochschulstandorten soll über die Möglichkeiten des Studierendenaustausches informiert werden. Dabei geht es sowohl um ein komplettes Auslandsstudium als auch um Austauschsemester, erklärt Rainer Henkel von Klaß, Leiter Internationales an der Uni Mainz:

    "Wir haben in Mainz ja zwei unterschiedliche Gruppen von Studierenden, die nach Deutschland kommen. Das sind die, die einen Abschluss machen wollen und aus China, das sind rund 250 in sehr unterschiedlichen Fächern. 250 von rund 4500 ausländischen Studierenden, und wir haben eine kleiner Gruppe, das sind zwischen 40 und 50 pro Jahr, die im Austausch für ein- oder zwei Semester herkommen."

    Nur rund 30 Studierende der Mainzer Uni gehen bisher jedes Jahr für ein Semester nach China – zu wenig für eine der zehn größten deutschen Universitäten. Die Austauschzahlen sollen auch durch die Chinawoche gesteigert werden. Nicht nur an der Uni, sondern auch an der Fachhochschule Mainz.

    "Unsere Zusammenarbeit mit der Hochschule von Nangschang ist noch sehr jung und wir suchen hier Ideen für neue Austauschprojekte. Dieser Austausch ist immer noch sehr schwierig, weil es die Sprachbarrieren gibt","

    erklärt Iris-Susann Fäth, Vizepräsidentin der Fachhochschule Mainz ihren chinesischen Gästen. Deshalb versuche die Hochschule, ihre Studierenden auch für das Erlernen der chinesischen Sprache zu begeistern. Martin Weber ist einer der Wirtschaftsstudierenden, die versuchen, chinesisch zu lernen.
    Eine spätere Arbeit in China ist für ihn durchaus ein attraktiver Gedanke, versichert er:

    ""Ich habe mich jetzt mal primär für die chinesische Sprache interessiert, um dann mal weiterzuschauen. Eine konkrete Planung ist jetzt noch nicht da, aber ich kann mir gut vorstellen, mal dort zu arbeiten, warum nicht."

    Ya Pu Chu sieht mit Freude, dass seine Studierenden die Entwicklung Chinas richtig einschätzen und sich in ihrer Ausbildung darauf einstellen. Der Mainzer Dozent sucht den Weg über die Kulturvermittlung, um auch Begeisterung für das Erlernen der chinesischen Sprache zu wecken:

    "Das haben wir so gemacht, wir haben die Kultur mit der Sprache verbunden. Und im Unterricht machen wir immer die chinesische Sprache, Grundkenntnisse, auch die latinisierte Umschrift des Chinesischen und auch die richtigen Schriftzeichen.
    Seit Jahren habe ich schon bemerkt, dass der Anteil derjenigen, die chinesisch lernen möchten oder die chinesische Kultur kennenlernen möchten, gewachsen ist."

    Für Ya Pu Chu und seinen Studenten Martin Weber ist jedoch klar: Nicht nur wegen der reichhaltigen Geschichte und Kultur muss man sich um China bemühen, sondern vor allem wegen der Zukunft als wirtschaftliche Supermacht:

    "Eine aufstrebende Nation, ein schlafender Riese und es ist immer interessant, für uns als Europäer, die Augen offen zu halten."

    "Ich denke, das Entspricht auch der Gesamtentwicklung der chinesischen Volkswirtschaft."

    Infos zu den beteiligten Hochschulen