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Das Digitale Logbuch: Neu-Englisch

Die deutsche Sprache nutzt die englische gnadenlos aus. Das zeigt sich besonders im Computer-deutsch. Franzosen übersetzen eine E-Mail mühevoll mit "messagerie electronique" und Spanier dichten das Wort "Spam" um in "Correo no deseado". Die Deutschen machen sich diese Arbeit nicht.

Von Tobias Armbrüster | 15.09.2007
    Spam bleibt spam und user interface bleibt user interface - wir achten eher aufs grammatische Detail und überlegen, ob das Passiv von downloaden nun ge-downloadet oder down-geloadet heisst. Zumindest die Grundformen und Infinitive unseres Technologie-Vokabulars übernehmen wir aus dem Englischen. Deshalb lohnt sich immer mal wieder ein Blick in aktualisierte englische Wörterbücher. Dort sehen wir sozusagen, was sprachlich in nächster Zeit auf uns Deutsche zukommt. Der britische Verlag Harper Collins hat gerade die neunte Auflage seines Collins-Dictionary vorgelegt – und viele neue Wörter darin lesen vermutlich auch englische Muttersprachler zum ersten Mal.

    Exergaming finden wir darin zum Beispiel. Das Wort ist zusammengesetzt aus "exercise" und "gaming". Dieser Begriff beschreibt die Anstrengung des Körpers bei bestimmten Computerspielen, etwa wenn man beim Renn-Fahren immer wieder den Joystick rumreissen muss. Leute, die lieber lesen statt zu gamen, sollten sich das Wort "blook" merken, kommt von Book und blog. Gemeint ist mit dem Blook ein Buch, das als Blog angefangen und dann einen Verlag gefunden hat. Wer dagegen immer noch einen Verlag sucht, sollte sich den Schritt ins "Nano-Publishing" überlegen, eine preiswerte Methode, um Texte aller Art im Internet zu verkaufen, auch in kleinsten Auflagen.

    Einige dieser neuen Wörter sind so schnell eingänglich, dass wir uns fragen, wie wir eigentlich jahrelang ohne sie ausgekommen sind. Endlich gibt es das Wort mono-tasking, das Gegenstück zum multi-tasking. Monotasker sind Menschen, oder auch Computer-Systeme, die sich immer nur um eine Aufgabe kümmern, nicht um mehrere gleichzeitig – und das Wort ist durchaus nicht als Beleidigung gemeint. Und dann ist da noch das Adjektiv "worksafe" - ließe sich am besten mit Büro-sicher übersetzen. Damit beschreibt man Webseiten, die so seriös und frei von vulgären Inhalten sind, dass man sie problemlos am Arbeitsplatz anklicken kann.

    Wer diesen absolut worksafen Logbuch-Eintrag jetzt tatsächlich am Computer hört, der gehört übrigens möglicherweise zur Generation C, auch so ein neuer Begriff. Das C steht für Content, also Inhalt – und die Generation C besteht aus all den Leuten, die sich Texte, Filme – und auch neue Wörterbücher – am liebsten aus dem Internet runterladen.