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Der fünfte Beatle

Er gilt als der fünfte Beatle: George Martin. Der 87-Jährige arbeitet immer noch in seinem Tonstudio. In seinem aktuellen Buch stehen die legendären Abbey Road Studios in London im Mittelpunkt. Dort haben die Beatles fast alle ihre Singels und LPs mit Martin als Produzent eingespielt.

Von Knut Benzner | 29.08.2013
    "Was die Musiktheorie betraf, kam ich mehr von der klassischen Musik als vom Rock and Roll. Und, wissen Sie, wenn Sie ein Teenager sind, haben sie idealistische Ideen, ich wollte, erinnere ich mich, ein Komponist wie Maurice Ravel werden. Hohes Gedankengut, meine ich. Wenn ich jetzt zurückdenke, werden sich meine musikalischen Ideen erfüllt haben. Mehr noch, sie sind darüber hinausgegangen. Ich bin glücklich damit, eine solch große Zuhörerschaft erreicht zu haben."

    Millionen hat er erreicht. Nein, keine Millionen. Milliarden. Mit denen sowieso:

    "Musik: Beatles "All you need is Love""

    Daneben mit denen:

    "Musik: America "Tin Man""

    America war das. Oder mit dem:

    "Musik: Jeff Beck "Hi Ho Silver Lighning""

    Mit ihr:

    "Musik: Shirley Bassey "Goldfinger""

    Oder mit denen:

    "Musik: Police "Every Breath You Take""

    Die Abbey Road Studios, im Besitz des Schallplattenkonzerns EMI, liegen in der Abbey Road:

    "Im Nordwesten Londons, im Stadtteil Westminster. Werfen Sie einen Blick auf die Beatles-LP Abbey Road – da sehen Sie sie."

    George Martin war dort angestellt, seit 1950, als Toningenieur. 1955 wurde Martin Chef der Tochterfirma Parlophone, ein Klassiklabel eigentlich, Martin machte Jazz daraus, und Comedy, damals sehr beliebt.

    "Ein Experiment sozusagen, ich wollte etwas anderes machen. Nicht sehr signifikant, andere haben bessere Sachen gemacht, als ich es tat."

    Na ja. Er ist letztlich der geblieben, der er immer war: ein Gentleman in Anzug und unprätentiös bis zur Selbstaufgabe.
    "Es begann in der Abbey Road" - seine Memoiren. Martins Memoiren Teil II. Teil I, All You Need Is Ears, ebenfalls bereits mit dem Co-Autor Jeremy Hornsby, waren von 1979.

    "Musik: Martin, Collins "Golden Slumbers""

    Natürlich beginnt Martin mit den Beatles, mit wem sonst, diese Band war und ist sein Lebenswerk. Und was sagt er zu ihnen? Er sagt, dass das so besonders gar nicht gewesen sei.

    "Ich glaube, meine Zusammenarbeit mit ihnen war kaum einzigartig. Andere arbeiteten mit anderen enger. Es war halt nur so, dass die Beatles ziemlich berühmt wurden und erfolgreich, und dadurch erhielt meine Arbeit mit ihnen mehr Aufmerksamkeit."

    So kann man das ausdrücken, wenn man will. Es entspricht aber nun mal überhaupt nicht dem Geschehenen. Er hätte, meint er in seinen Erinnerungen, nie einen Beatles-Titel schreiben können. Allerdings war er es, der die Songs strukturierte und arrangierte und edierte und, wenn sie denn orchestriert waren, orchestrierte.

    Martin berichtet über die Sängerin Lulu, von Mike Oldfield, immer wieder von Paul McCartney sowie all den anderen, denen er begegnete. Etwa seiner Königin.

    "Ich war mit allen glücklich, mit denen ich gearbeitet habe. Und ich glaube, sie waren es auch mit mir. Das ist es, was Zusammenarbeit ist."

    Der Untertitel der Autobiografie lautet "Der geniale Produzent der Beatles erzählt". Das kleine Wörtchen "genial" trifft es ganz gut, diesen Mann, der 5000 Titel produziert hat und 30 Nummer-eins-Songs.


    George Martin und Jeremy Hornsby:
    "Es begann in der Abbey Road - der geniale Beatles-Produzent erzählt"

    Hannibal, 335 Seiten, 24,99 Euro.
    Paul McCartney, John Lennon, Ringo Starr und George Harrison (v.l.n.r) in London
    Paul McCartney, John Lennon, Ringo Starr und George Harrison (v.l.n.r) in London (AP Archiv)