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Der satirische Wochenrückblick
Mama ante Portas

Köpfe bestimmten die ablaufende Woche: Der eine will mit Papabonus in den Bundestagswahlkampf ziehen, die Bundesmutti muss weiter regieren. Und wer ganz auf Nummer sicher gehen will, tritt ohne Gegenkandidat an -wie Uli Hoeneß auf der Jahreshauptversammlung des FC Bayern heute Abend.

Von Sigrid Fischer | 25.11.2016
    Bundeskanzlerin Angela Merkel hat die Hände zur Raute aneinandergelegt
    Muss weitermachen, ob sie will oder nicht ... (picture alliance /dpa /Michael Kappeler)
    Nominierte, Designierte, Inthronisierte - wer-wird-was-und-wenn-ja-warum-eigentlich-nicht? Und das die ganze Woche. Sachthemen sind gerade etwas out. Also gut. Der Sigi. Mit vereinten Kräften könnt's gehen, muss sich der Vizekanzler gedacht haben, als er ca. im Juli seine Familienplanung neu überdachte und für Nachwuchs im kommenden Frühjahr sorgte. Mit Babybonus die Bundesmutti schlagen, das ist ja fast schon mehr Konzept als sie selbst durchblicken ließ - am Sonntag bei Anne "Ja, ich Will". Und bei ihrer Wiederantrittsrede am Mittwoch. Vielleicht ist der eigentliche Grund für ihre vierte Amtszeitkandidatur ganz banal: "Mein Name ist Merkel, ich hätte gerne hier eingekauft". Will sagen: "Mama ante Portas", das macht der Gatte nicht mit. Herr Sauer hat sich ans solitäre Alltagsgedöns gewöhnt und kann keine Frau im Haushalt gebrauchen. Also muss sie nochmal ran. Aber es ist ja noch etwas Zeit, so ein Nullprogramm lässt sich füllen.
    Kanzlerin vier Jahre lang richtig piesacken
    Der Gegenkandidat bei der Bundespräsidentenwahl hat z.B. Ideen. Es müsse ein Ruck für mehr sozialen Ausgleich durchs Land gehen, sagte Christoph Butterwegge bei seiner Nominierungsrede am Montag. Er tritt gegen die "Agenda 2010" mit einer "Agenda der Solidarität" an. Und damit könnte er die Kanzlerin vier Jahre lang richtig piesacken. Ken Loach gewinnt mit sowas goldene Palmen beim Filmfest Cannes, den Schlüssel zum Bellevue gewinnt man damit allerdings nicht. Als Bundespräsident soll man nicht am Status Quo rummäkeln, sondern nach vorne schauen. Und das tut Frank Walter. "Das aktuelle Buch des künftigen Bundespräsidenten" - so bewirbt Steinmeiers Verlag Steinmeiers aktuelles Buch noch mal eben fix. Das ist ihm angeblich unangenehm, weil, huch, Demokratie, da war doch noch was? Der Text sei selbstverständlich eine verkürzte Werbebotschaft, sagt Steinmeiers Verlag. Selbstverständlich. Aber welche Wörter haben denn da nicht mehr reingepasst? Sowas wie: Weil das Auskungeln des ersten Mannes im Staat so viel mit einer "Wahl" zu tun hat wie die Re-Inthronisierung von Uli "wisch & weg" Hoeneß als Präsident des FC Bayern heute Abend, weil die Regierungsparteien keinen Bock haben auf einen Querulanten und deshalb sogar Hannoveraner Vollpflaumen mit First-Lady-Imitat in Kauf nehmen? Ja, doch, das wär tatsächlich zu lang für 'n Promotiontext.
    Bei dem Mann aus Würselen einfach noch ein bisschen weiter bohren
    Der Verlag, der die Martin-Schulz-Biografie gerade rausgebracht hat, der hat aber noch mehr Pech. Was soll er schreiben? "Das aktuelle Buch über den künftigen ???" Tja, Kollegen von der Hauptstadtpresse, da müsst ihr bei dem Mann aus Würselen einfach noch ein bisschen weiter bohren.
    Der Trump, der macht das richtig. Der gibt erst gar keine Interviews, der verkündet seine Grausamkeiten per Video. Ohne Gegenfragen. Es gäbe auch zu viele, die er nicht beantworten möchte. Z.B. wissen wir noch gar nicht, was er von Truthahnbegnadigungen hält? Also wer auf Waterboarding steht, dem fällt dazu bestimmt noch ganz was anderes ein. Den TOTUS, den Turkeys of the United States, im Garten des Weißen Hauses eigenhändig die Hälse umdrehen. Und dabei fett-feist in die Kamera grinsen. Das wär mal ein Thanksgiving-Video, Mister President-elect. Nächstes Jahr. Wir freuen uns drauf.