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Der Solarkataster

Wo lohnt es sich, eine eigene Solaranlage aufzustellen? Und wo winkt eine besonders hohe Ausbeute an Sonnenstunden? Diese Fragen beantwortet der Solarkataster, den eine Wissenschaftlerin aus Frankfurt entwickelt hat.

Von Volker Siefert | 19.06.2009
    Während die einen von milliardenschweren Solarkraftwerken in der Wüste träumen, hält es die Geoinformatikerin Martina Klärle für viel interessanter, sich zuhause auf die Suche nach ungenutztem Potenzial für Solarenergie zu machen.

    Die Professorin für Geoinformatik an der FH in Frankfurt am Main hat ein Solarkataster entwickelt, mit dem man auf dem Bildschirm am Rechner das Solarenergiepotenzial jedes Daches erfassen kann.

    "Wenn man da drauf klickt, erhält man die Information: Dieses Dach ist optimal für Solarenergie geeignet, weil es optimal ausgerichtet ist, optimal geneigt. Dieses Dach zum Beispiel - eines landwirtschaftlichen Gebäudes - liefert eine Modulfläche von 350 Quadratmeter. Damit könnte man 41.000 kW/h Strom produzieren und 21 Tonnen Kohlendioxid einsparen im Jahr."

    Die Idee zu dem Kataster kam ihr vor einigen Jahren. Sie hatte von dem Vorhaben gehört, dass von Flugzeugen aus mit Laserkameras die Erde gefilmt werden soll. In ein bis zwei Kilometer breiten Streifen fliegen die Flugzeuge über das Land und setzen digitale Messpunkte. Anhand dieser Punkte entstehen dann hochauflösende 3-D-Karten von Regionen und Städten. Auftraggeber sind die Bundesländer. Sie nutzen die Daten für das Management von Hochwasserrisiken, Lärmschutzmaßnahmen oder 3-D-Animationen für die Tourismuswerbung. Eine weitere Anwendung bietet der Solarkataster.

    "Bei einer Befliegung bekommt man eine dreidimensionale Konstruktion für jedes Gebäude. And anhand dieser Daten kann man erkennen, wie gut die Ausrichtung, die Neigung oder die Verschattung ist. Mit diesen Daten kann man dann die Werte für jedes Haus berechnen."

    Für Osnabrück, Gelsenkirchen und Braunschweig hat Martina Klärle bereits Kataster erstellt. Interaktiv können die Bürger per Adresseneingabe nach Häusern und Straßen suchen und das jeweilige Solarpotenzial abfragen. Wiesbaden wird Anfang Juli seinen Kataster im Internet freischalten. Inzwischen interessieren sich auch kleinere Gemeinden für die Idee; beispielsweise Rödermark mit knapp 30.000 Einwohnern. Viele Familien sind neu in die Stadt bei Frankfurt gezogen. Bürgermeister Roland Kern will ihnen mit dem Kataster einen Anreiz bieten, sich mit dem Thema Solaranlage zu beschäftigen.

    "Wir wollen ermitteln, welche Potenziale die Dächer unserer Stadt haben, und wollen die Bürger darüber informieren, damit sie selbst entscheiden können, ob sie diese Gelegenheit wahrnehmen wollen."

    Das Solarenergiepotenzial der Dächer in Deutschland wird nur zu einem Bruchteil genutzt. Martina Kläre geht von einem Wert von unter einem Prozent aus. Würde man nur die sehr gut geeigneten Dächer konsequent mit Solaranalgen ausstatten, sagt sie, würde das reichen, um den Strombedarf aller Privathaushalte zu decken. Eine Hürde für Solarkataster ist, dass die Laserscandaten noch nicht für alle Bundesländer erhoben wurden.

    Einzelne Bundesländer wie Baden-Würtemberg und Schleswig-Holstein sind vollständig erfasst, andere wie Hessen, haben noch nicht angefangen mit der Befliegung. Doch in den nächsten Jahren liegen die Daten für alle Regionen in Deutschland vor. Wichtig aus der Sicht der Geoinformatikerin Martina Klärle, dass sie ein öffentliches Gut bleiben.

    "Privatanbieter sind oft interessiert daran, dass nur sie diese Informationen bekommen können. Deswegen bin ich ein Verfechter, dass diese Solarkataster von Kommunen, Behörden und Landkreisen angeboten und kostenlos ins Internet gestellt werden, damit die Bürger sich informieren können."

    Weitere Informationen:

    www.klaerle.de
    www.al.fh-osnabrueck.de/sun-area.html
    www.osnabrueck.de/sun-area
    www.solar-gedacht.de
    www.braunschweig.de/sun-area
    www.energiefoerderung.info/