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Die Misere deutscher Bibliotheken

Leipzig, Lesesaal der Deutschen Bibliothek: Gediegene Atmosphäre, angesichts der heißen Tage auf angenehme 20 Grad Celsius klimatisiert. Auf einigen Tischen stehen Monitore, fast alle Computer sind besetzt: Leser recherchieren im riesigen Bestand der Deutschen Bibliothek.

Mirko Smiljanic | 15.08.2003
    Leipzig, Lesesaal der Deutschen Bibliothek: Gediegene Atmosphäre, angesichts der heißen Tage auf angenehme 20 Grad Celsius klimatisiert. Auf einigen Tischen stehen Monitore, fast alle Computer sind besetzt: Leser recherchieren im riesigen Bestand der Deutschen Bibliothek.

    Die Deutsche Bibliothek: Sie ist Deutschlands Nationalbibliothek und – prosaisch ausgedrückt – das nationale Gedächtnis: Unabhängig von Thema und Qualität, wird hier jedes nur denkbare Druckerzeugnis archiviert: Romane und Fachbücher ebenso wie Telefonbücher und Frauenzeitschriften: Was in Deutschland gedruckt wird, landet mit zwei Belegexemplaren in den Archiven der Deutschen Bibliothek – so will es der Gesetzgeber. In den anderen europäischen Ländern ist die Situation vergleichbar: Auch dort gibt es Nationalbibliotheken, die jedes gedruckte Werk archivieren. Die Idee, aus diesen nationalen Gedächtnissen ein Gedächtnis Europas zu machen, rückt nun in greifbare Nähe.

    Wir sind auf der Internetseite der Deutschen Bibliothek mit der Adresse www.ddb.de, dort findet man in dem Bereich Kataloge und Datenbanken den Einstieg zu allen Katalogen, die wir im Internet anbieten, unter anderem auch zum Informationsdienst der Europaeischen Nationalbibliotheken, zu GABRI-EL…

    GABRIEL – erzählt Kathrin Ansorge von der Deutschen Bibliothek – ist eine Suchmaschine, die alle Europaeischen Nationalbibliotheken verbindet: Von Albanien, Bulgarien über Deutschland, Finnland, Polen, Russland bis hin zum Vatikan.

    Ich habe hier die Möglichkeit, in allen WWW-Seiten der Europaeischen Nationalbibliotheken zu suchen, das ist dann eine Freitextsuche nach Informationen, also nicht nach Büchern sondern nach Informationen, die auf den einzelnen Seiten aufgezeigt sind.

    GABRIEL war ein erster noch kleiner Schritt, Europas Nationalbibliotheken zu vereinen. Klein deshalb, weil die Bibliotheken noch keinen wirklichen Kontakt miteinander haben: Der Nutzer muss sich entscheiden, wo er etwas sucht: In der Russischen Bibliothek, in der Schwedischen oder doch in der Deutschen?

    Ändern soll dies TEL, das wohl ehrgeizigste Bibliotheks-Projekt Europas. TEL steht für "The European Library” – also "Die Europäische Bibliothek”. TEL vereint das Gedächtnis Europas unter einem Dach – sagt Elisabeth Niggemann, Generaldirektorin der Deutschen Bibliothek.

    Es ist erst einmal ein Gigakatalog, aber wir wollen auch Dienste anbieten, es reicht nicht aus zu wissen, es gibt dieses Buch oder diese Internetpublikation, sondern je nach dem wie die Rechte aussehen, was man von der einzelnen Bibliothek anbietet an Diensten, wird man auch zugreifen können, nicht wissen, es gibt es, Sie werden es dann auch haben.

    Und was kaum jemand für möglich gehalten hat, trat ein: Die Europäische Bibliothek erlebt einen enormen Schub, die Aufbruchstimmung ist groß: Noch gibt es TEL nicht, aber niemand zweifelt daran, dass "The European Library" in spätestens einem Jahr an Netz geht.

    Diese europäische Zuversicht steht allerdings in einem eklatanten Widerspruch zur Situation in Deutschland: Die Bedingungen, unter denen Bibliotheken hierzulande arbeiten, sind ausgesprochen schlecht. Im internationalen Vergleich abgerutscht auf einen der hinteren Plätze, können weder die Bibliothekswissenschaft noch die Bibliotheken vor Ort – an den Hochschulen und in den Städten und Gemeinden – darauf hoffen, in den nächsten Jahren wieder wettbewerbsfähig zu werden. Georg Ruppelt, Direktor der niedersächsischen Landesbibliothek in Hannover und Sprecher der Bundesvereinigung Deutscher Bibliotheksverbände.

    Das ist ein politischer Skandal, das kann man nicht anders sehen! Ich habe mal einen Vers geprägt: Sonntags lobt man Dich bewegt, montags wirst Du abgesägt, das trifft auf kommunlae Bibliotheken zu. Es wird vollmundig davon gesprochen, wie wichtig das Humankapital sei, Bildung steht an erster Stelle, aber in Deutscheland haben Bibliotheken doch nicht den Stellenwert im öffentlichen Bewußtsein wie beispielsweise in den angelsächsischen oder skandinavischen Ländern, die haben nämlich auch Gesetze. In Finnland zum Beispiel hat jede Schule ihre Bibliothek, in Deutschland sind es zehn bis fünfzehn Prozent allenfalls, die den Namen verdient und mehr ist als ein ungeordneter Bücherhaufen.

    Der Präsident des Deutschen Bibliotheksverbandes, Friedrich Geisselmann, bringt die Ursache für diese missliche Situation so auf den Punkt.

    Es gibt das Problem des Föderalismus. Dadurch, dass es 16 Bundesländer gibt, die 16 mal unterschiedliche Bibliothekspolitik betreiben. Es gibt sechs Verbundsysteme, die auf diesen Landesstrukturen aufsetzen. Es gibt konkrete praktische Hindernisse.

    Und so steigt die Lese-Unlust an den Schulen, werden immer mehr Bildungsprojekte der Bibliotheken beendet; Forscher müssen hierzulande amerikanische Publikationsserver nutzen, um den Stand der wissenschaftlichen Diskussion zu halten.

    Ihre eigenen Forschungsergebnisse müssen die Wissenschaftler nicht selten für teures Geld von amerikanischen Verlagen zurückkaufen, um sie in Vorlesungen oder Seminaren verwenden zu können. Und auch die Wirtschaft klagt. Vor allen Dingen mittelständische Unternehmen ohne eigene Recherche-Abteilung sind auf die Literaturversorgung mit der für ihre Entwicklungsarbeit notwendigen Fachinformation angewiesen. In Deutschland werden sie schon seit Jahren nicht mehr fündig. Das ist ein ausgesprochen gravierender Wettbewerbsnachteil. Die Folge: Die Innovationskraft der Mittelständler sinkt immer mehr.

    Sie brauchen eine ortsnahe, aber zugleich weltweit agierende Fachinformationsstelle, die schnell und kostengünstig alle notwendigen Informationen beispielsweise für die Produktentwicklung global recherchiert und zur Verfügung stellt. In den achtziger Jahren wurden dafür so genannte Fachinformations-Vermittlungsstellen eingerichtet. Die meisten wurden mittlerweile wieder geschlossen. Peter Krause, im Bundesforschungsministerium für Fachinformation in den Bibliotheken zuständig, macht rückblickend eine falsche Strategie dafür verantwortlich.

    Probleme haben wir, dass unsere Politik in einem Punkte nicht erfolgreich war. In den vergangenen zehn Jahren, etwas länger, haben wir uns zu sehr darauf konzentriert, vorhandene Datenbanken einzukaufen und zur Vermittlung anzubieten, anstatt eigene Datenbanken mit im Angebot zu haben. Und heute ist die Frage, wie kommen wir zu eigenen Datenbanken, dann sind wir auch international stärker positioniert.

    Bibliothekare und Informationswissenschaftler fordern deshalb einen radikalen Kurswechsel in der Bibliothekspolitik. Bisher sind die Länder zuständig, denn Bibliotheken sind Sache der Kulturpolitik. Doch dieses Konzept ist nach dem einhelligen Urteil der Informationsexperten nicht sehr erfolgreich. Bibliotheksarbeit hat in der Kulturpolitik einen viel zu geringen Stellenwert, steht allzu oft bei Budgetproblemen gleich zur Disposition und ist zu stark regional ausgerichtet, ohne die Ressourcen zu bündeln und zu vernetzen.

    Und da kann es dann schon einmal passieren, dass gleich drei oder vier Bundesländer ein ähnlich ausgerichtetes Bibliotheksprojekt aufsetzen und damit für teure Doppel- und Dreifacharbeit sorgen. Statt die Mittel und Kräfte zu konzentrieren, zersplittert die Bibliotheksarbeit in Deutschland. Professor Hans Christoph Hobohm von der Fachhochschule Potsdam zieht ein vernichtendes Fazit.

    Es ist zu wenig, und es ist nicht gebündelt genug. Es sind immer nur Einzelinitiativen, auch von Einzelpersonen. Aber da sind es eben zu wenig, die über die Grenzen hinausschauen. Es müssten mehr sein.

    Geradezu eifersüchtig wachen die Kultusminister der Länder über die Bibliothekspolitik und torpedieren jede Form der Bündelung und Vernetzung. Hans Christoph Hobohm weist auf ein eklatantes Beispiel hin.

    Ich muss da tatsächlich auf die Schließung des Deutschen Bibliotheksinstituts zurück kommen. Das ist ja eine lange Diskussion gewesen. Und das war lange Zeit das große Institut, das solche Initiativen bündeln sollte. Und das ist auf Grund auch der Probleme des Föderalismus dann in den letzten Jahren geschlossen worden. Und bisher hat sich keine Möglichkeit ergeben, so ein zentrales Institut – und sei es nur so eine Speerspitze des Informations- und Innovationstransfers – zu etablieren.

    Am 1. Januar 2000 trat das Gesetz über die Schließung des Deutschen Bibliotheksinstituts Berlin in Kraft.

    Die Länder hatten sich durchgesetzt. Sie warfen dem in Berlin-Mitte ansässigen Institut vor, zu wenig Grundlagenforschung in der Bibliothekswissenschaft zu betreiben, statt dessen aber aktive Kultur- und Bibliothekspolitik zu machen, die wiederum in die Zuständigkeit der Länder falle.

    Das Deutsche Bibliotheksinstitut wurde abgewickelt, die Bibliothekswissenschaft in Deutschland damit entscheidend geschwächt.

    Das ist ein problematischer Bereich, weil wir in Deutschland ja nur eine einzige Universität haben, die Bibliothekswissenschaft als Forschungsgebiet hat, nämlich die Humboldt-Universität hier in Berlin. Und auch da gilt eben Bibliothekswissenschaft als ein Orchideenfach und hat in den Finanzdiskussionen immer einen schwierigen Stand, so dass wir eigentlich in Deutschland von bibliothekswissenschaftlicher Forschung, mehr auch aus dem Bereich der Grundlagenforschung gar nicht sprechen können.

    Und dieser Abschied von der Bibliothekswissenschaft ist ein Ausstieg aus der Informations- und Wissensgesellschaft. Da sind sich die Bibliothekare und Informationswissenschaftler einig.

    Deshalb versuchen sie, die notwendige Bündelung durch ein Kompetenznetzwerk der Bibliotheken unter Beteiligung der Länder herzustellen. Georg Ruppelt, Sprecher der Bundesvereinigung Deutscher Bibliotheksverbände, hat damit allerdings keine guten Erfahrungen gemacht.

    Also, das ist ein trauriges Kapitel, kann man nicht anders sagen, ich halte es für politisch außerordentlich verantwortungslos, wir haben versucht ein ähnliches aber viel kleineres Institut zu gründen mit Hilfe der Länder und des Bundes, der Bund hat da auch sein Geld schon zugesagt, das sollte IZB heißen, Innovationszentrum für Bibliotheken, hier hat ein Land aber seine finanzielle Zusage zurückgezogen, so ist dieses IZB noch nicht einmal abgewickelt worden, sondern es ist noch nicht einmal geboren worden.

    Die Konsequenzen sind fatal. Insbesondere seit sich mit dem Aufbau digitaler Bibliotheken und mit dem raschen Wachsen der Internet-Publikationen die Bibliothekslandschaft weltweit radikal verändert hat.

    Große Sorgen bereitet Informationswissenschaftlern dann auch die technologische Entwicklung. Hans Christoph Hobohm.

    Die läuft einfach so schnell im Internet und im Informationstechnikbereich, dass wir mit unseren immer noch sehr kleinstaatlichen Initiativen teilweise nicht die großen Projekte anleiern können, die beispielsweise England macht, die auch in Skandinavien laufen. Wo eben wirklich eine zentrale staatliche Organisation, Institution oder ein Rat zuständig ist, wirklich innovative Projekte anzustoßen. Das ist bei uns leider durch den Föderalismus immer sehr schwierig gewesen. Und das trifft jetzt besonders den Bibliotheks- und Informationsbereich.

    Der internationale Wettbewerbsdruck verstärkt sich also weiter. In den Vereinigten Staaten von Amerika wird Literaturversorgung – die klassische Aufgabe der Bibliotheken – als eine der wichtigsten staatlichen Infrastrukturmaßnahmen gesehen.

    Die Deutsche Gesellschaft für Informationswissenschaft und Infor-mationspraxis hat diesen Ansatz aufgegriffen und eine Strategie für die Förderung von Bibliotheken und Fachinformationen entwickelt. Danach sollten sich Wirtschaftspolitiker, Vertreter aus dem Bildunsgbereich und Forschungspolitiker an einen Tisch setzen und ein gemeinsames Förderkonzept entwickeln. Gabriele Beger, Präsidentin der Gesellschaft für Informationswissenschaft erläutert das so.

    Förderung heißt für mich in erster Linie, Vernetzung herzustellen. Es gibt tatsächlich, das liegt vielleicht auch am System des Föderalismus in Deutschland, sehr viel Regionales, sehr viel Branchenspezifisches, ohne dass man schaut, gibt es da vielleicht noch eine andere Zielgruppe, die man bedienen könnte. Da muss der Staat tatsächlich regulierend eingreifen, indem er Vernetzung fördert, denn man kann nicht von Konkurrenten auf dem Markt verlangen, dass sie diese Vernetzung, dass sie diese befördert, sondern hier sind auf der eine Seite die Verbände gefragt, dieses zu artikulieren und dafür ne Grundlage zu schaffen.

    Erste kleine Erfolge kann die Politik des Kompetenznetzwerkes mit der Gründung der deutschen digitalen Bibliothek für sich verbuchen. Hier wird derzeit ein zentrales Informationsportal geschaffen, das die vielen verschiedenen Projekte der Länder und der Verbundsysteme integriert.

    Im Bundesforschungsministerium wurde dafür ein neues Strategiepapier entwickelt, das den föderalen Aspekten Rechnung tragen, aber gleichzeitig für eine Bündelung der Kompetenzen sorgen soll. Die zuständige Referatsleiterin Christine Thomas erläutert das so.

    Wir haben ganz deutlich die Strategie formuliert, dass dieses Papier vorrangig den Nutzer im Blick hat. Das heißt wir möchten nicht mehr die traditionell gewachsenen Einrichtungen – Bibliotheken, Fachinformationszentren oder andere Informationsanbieter – nur im Blick haben und deren enges Spektrum, sondern wir sagen. Im Internet-Zeitalter haben die Studierenden, die Wissenschaftler, die Nutzer in der Forschung, auch in der Industrie, bestimmte Anforderungen an eine umfassende aktuelle Informationsversorgung. Sie wollen sehr schnell auf weltweite Information zugreifen können, zu fairen Bedingungen. Sie dürfen nicht Hindernisse überwinden müssen, um an diese Information heranzukommen. Und dieses muss im Vordergrund der gesamten Politik stehen.

    Herausgekommen ist dabei das Vascoda-Projekt – dem Portugiesischen Seefahrer Vasco da Gama nachempfunden, der im 15. Jahrhundert auf den Ozeanen der Welt Land und Reichtum suchte. Die Idee ist bestechend einfach: Wissenschaftler brauchen für ihre Arbeit fundierte Informationen aus sicheren Quellen. Einzeln und verstreut gibt es diese Quellen schon lange, allerdings fehlt bisher ein einheitlicher und einfacher Zugang.

    Und dieser einheitlichen Zugang zu wissenschaftlichen Informationen bietet vascoda.de – ein Projekt, das vom Bundesforschungsministerium und von der Deutschen Forschungs-Gemeinschaft finanziell gefördert wird.

    Wenn Sie zum Beispiel in der Forschung zu einem bestimmten Gebiet ganz schnell Informationen auf Ihrem häuslichen Bildschirm brauchen, da gehen Sie zu vascoda, geben "brainresearch" sagen wir ein und bekommen dann unterschiedliche Treffer, Treffer, die Sie führen zu Volltexten aus Verlagen aber auch ganz, ganz viel, was im Netz frei verfügbar zu diesem Thema ist, das sind Proceedings, das sind Dissertationen, aber auch geprüfte Linksammlungen, die es weltweit gibt.

    Die Suchmaschine recherchiert – sagt Christine Burblies vom vascoda-Projekt – in Datenbanken von mittlerweile mehr als 30 Projektpartnern: Die großen Universitätsbibliotheken zählen dazu, aber auch die Deutsche Zentralbibliothek Medizin, das Fachinformationszentrum Karlsruhe bis hin zum Zentrum für zeithistorische Forschung.

    Alle Datenbanken liefern ausschließlich "geprüfte" Informationen, die vascoda-Suchmaschine funktioniert zwar wie google, verirrt sich aber niemals in den Weiten des world wide web. Als Service bietet vascoda außerdem Einzelrecherchen in Universitätsbibliotheken.

    Wir haben über vascoda Zugriff auf das so genannte invisible-web, das sind die Bibliothekskataloge angeschlossen, in denen können Sie recherchieren und haben dann auch die Möglichkeit, online eine Buchausleihe zu starten. Das Buch müssen Sie immer noch persönlich in Ihrer Bibliothek abholen, alles anderer können Sie aber vom Computer aus in Gang bringen.

    Es sei denn, der Forscher findet ein digitales Buch, das der Nutzer im Volltext ganz oder teilweise herunter laden kann. Hier sieht vascoda ohnehin den wichtigsten Trend: Das papierne Buch wird zwar nicht abgeschafft, trotzdem gewinnt das digitale Dokument an Bedeutung. Vascoda versteht sich deshalb als Basis für die "Digitale Bibliothek Deutschland". All das klingt gut, weshalb die wenig einheitliche Reaktion von Forschern auf vascoda etwas überrascht,…

    …die ist gemischt und die ist sicherlich nicht nur und ausschließlich positiv, man sieht solche Dinge aus dem Boden wachsen und auch ganz schnell wieder verschwinden und deswegen ist es immer eine kritische Auseinandersetzung mit den Wissenschaftlern. Wir beteiligen aber an vielen Dienstleistungen, die hinter vascoda stehen aber ohnehin Wissenschaftler, beispielsweise in unserer virtuellen Fachbibliothek Physik sind Wissenschaftler eingebunden, prüfen die dahinter stehenden Linksammlungen beispielsweise, und so versuchen wir auf diesem Wege, durch direkte Einbindung auch Wissenschaftler für uns zu gewinnen.

    Ein guter Weg, in Universitäten und Forschungseinrichtungen anerkannt zu werden. Weiterhin darf vascoda auf keinen Fall den internationalen Anschluss verpassen.

    Es gibt vergleichbare Portale in den Vereinigten Staaten, es gibt vergleichbare Portale in Großbritannien und mit diesen stehen wir in ersten Kontakten, wir werden uns auf jeden Fall mit den Kollegen auseinandersetzen, und wir planen auch vascoda über eine Einbindung vorhandener Portale zu erweitern.

    Die Zeit wird knapp für einheitliche Informationsportale, immerhin gibt es mächtige Gegenspieler: Es sind die großen Zeitschriften-Verlage, die Fachinformationen möglichst teuer verkaufen wollen. Fachinformationen zum Nulltarif sind für sie ein Ärgernis ersten Ranges. Platzhirsch auf dem europäischen Markt ist der niederländische Elsevir-Verlag. Professor Elmer Mittler, Direktor der Niedersächsischen Staats- und Universitätsbibliothek und Stellvertretender Vorsitzender des Deutschen Bibliotheksverbandes.

    Das ist der Verlag, der die Bibliotheken systematisch muss man fast sagen, ausplündert durch Preise, die so irrwitzig sind, dass heutzutage die Wissenschaft ihre eigenen Produkte nicht mehr kaufen kann, und die haben einfach so viel Geld, dass sie es sich leisten können, jetzt auch rückwärts zu digitalisieren. Sie müssen das Geld irgendwie los werden, damit sie scheinbar nicht zu hohe Gewinne machen, und das Ergebnis ist, dass sie uns auch das wieder ganz teuer verkaufen. Das ist also weltweit eine ganz massive Diskussion, die Mathematiker zum Beispiel regen sich gerade darüber auf, dass ihnen der Preis innerhalb von einem halben Jahr verdoppelt worden ist für diese retrodigitalisierten Materialien.

    Die Auseinandersetzungen um das Deutsche Bibliothekswesen – von der Stadtteilbücherei bis hin zur Universitätsbibliothek – sind noch lange nicht entschieden. Kritiker fordern rasche Maßnahmen, immerhin geht es um die "Ressource Bildung". Wenn Deutschland jetzt nicht investiert, zahlt es bei den kommenden PISA-Studien die Zeche. Immerhin: Einen Lichtblick gibt es! The European Library, die Europäische Bibliothek, die allen Unkenrufen zum Trotz auf dem richtigen Weg ist.

    Leipzig im Lesesaal der Deutschen Bibliothek. Mittlerweile hat sich Kathrin Ansorge bis zur Suchmaske durchgeklickt.

    Ich kann beispielsweise "Standardisierung” eingeben, das ist für Bibliothekare sehr wichtig,… und je nach dem wie schnell der Rechner ist, finde ich hier Informationen, auf welchen Seiten ich dazu Informationen finden kann.

    Heute noch getrennt nach Nationen, morgen europaweit!