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E-Bike versus Automobil

"Besser E-Rad kaufen als Autofahren" - unter diesem Motto hat der Verkehrsclub Deutschland vor zwei Jahren ein von Bundesumweltministerium und Umweltbundesamt finanziertes Projekt gestartet. Man wollte herausfinden, welche Potenziale tatsächlich im Elektro-Fahrrad stecken. Jetzt gibt es Ergebnisse.

Von Anja Nehls | 28.02.2013
    Die fallen prima aus und ich behaupte jetzt mal, das ist auch kein Wunder, denn befragt wurden ja nur die aktiven Nutzer von Elektrofahrrädern und so ein Elektrofahrrad macht einfach Spaß. Das kann ich aus eigener Erfahrung sagen, ich habe nämlich auch eins. Das unterstützt mit einem Elektromotor, wenn ich in die Pedale trete, sodass ich immer das Gefühl habe, Rückenwind zu haben. Ich kann schnell und ohne großen Kraftaufwand beschleunigen, bergauf fahren ist überhaupt kein Problem und wenn ich absteige, bin ich kein bisschen geschwitzt.

    Dreiviertel der Befragten fahren deshalb mit diesem Rad regelmäßig mehr als zehn Kilometer und ersetzen damit teilweise ihr Auto, über 20 Prozent der Nutzer ersetzen ihr Auto sogar komplett. So einfach wie sich das anhört ist es allerdings nicht – zumindest nicht in den Städten. Denn die meisten Städte sind auf diese schnellen und auch schnell beschleunigenden Elektroräder nicht eingestellt, sagt Wasili von Rauch, vom Verkehrsclub Deutschland VCD:

    "Klar ist schon, dass die Elektrofahrräder noch mal deutlicher machen, dass die Fahrradinfrastruktur an ihre Grenzen gerät in den meisten Großstädten, dadurch, dass es mehr Überholmanöver gibt und dadurch, dass man ein bisschen schneller unterwegs ist. Das heißt, wenn man möchte, dass mehr Fahrräder unterwegs sind, dann brauchen die einfach mehr Platz. Da beißt die Maus keinen Faden ab, da müssen wir irgendwann ran. Das heißt, Parkplätze müssen für gute Abstellanlagen umgewidmet werden, Radwege müssen verbreitert werden, aber das Wichtige ist wirklich die Infrastruktur."

    Und dann könnte das Elektrofahrrad ein ganz bedeutender neuer Verkehrsträger werden, der der genau die Lücke zwischen Fahrrad und Auto füllen könnte und zudem umweltfreundlich ist. Eine Million Elektrofahrräder gibt es bereits auf deutschen Straßen, die meisten Besitzer nutzen es in ihrer Freizeit, jeder zweite aber immerhin auch schon für den täglichen Weg zur Arbeit. Und gerade in der beruflichen Nutzung könnten noch ganz andere Potenziale erschlossen werden.

    "Bis zu 80 Prozent der Kurierfahrten in Städten könnten theoretisch auf Lastenfahrräder umgelagert werden, wenn man sich überlegt, wie viele Kleintransporter mit Dieselmotor hier durch die Stadt heizen, dann wäre das eine Riesenentlastung."

    Dazu müsste allerdings die Akkutechnologie noch ein wenig verbessert werden. Mit einem modernen Lithium Ionen Akku kommt so ein Fahrrad bei voller Tretunterstützung zwischen 30 und 70 Kilometer weit. Für eine kommerzielle Nutzung als Lastenfahrrad aber müsste es mehr sein. Viele Elektrofahrräder werden auch an gut ausgebauten Radwanderwegen vermietet und die Touristen möchten oft ebenfalls größerer Strecken am Stück zurücklegen.

    Was mich persönlich stört, ist das hohe Gewicht – unter 20 Kilo wiegt so ein Fahrrad eigentlich nie, was ein Problem ist, wenn man es mal eine Bahnhofstreppe hochtragen muss, ins Auto verladen will oder gar in die Wohnung schleppen muss. Darüber hinaus kostet ein gutes E-Rad um die 1500 Euro. Ohne sicheren Abstellplatz ist die Diebstahlgefahr da relativ groß. 70 Prozent der E-Rad Nutzer sind über 50 Jahre alt. Und gerade für die älteren Nutzer steht das Thema Sicherheit auch im Vordergrund. Wasili von Rauch sieht beim Elektrorad allerdings keine besondere Unfallgefahr:

    "Es ist nicht wesentlich gefährlicher als normale Fahrräder, weil die Endgeschwindigkeit, die man erreicht, kriegt man mit dem Fahrrad eigentlich auch hin. Klar, das mit dem Beschleunigen muss man ein bisschen üben. Das heißt, es ist vielleicht noch mal wichtiger als bei einem normalen Fahrrad, dass man vorher ein bisschen Praxistest macht, aber im Endeffekt würde ich sagen, ist es nicht gefährlicher als ein normales Fahrrad."

    Das allerdings würde ich persönlich bezweifeln, weil man eben sehr schnell beschleunigt, um unvorhergesehene Ecken schlecht herumkommt, dann heftig abbremst und wenn man Pech hat, kopfüber über den Lenker geht. Ein Helm ist also auf jeden Fall anzuraten.

    Ansonsten hört beim Erreichen von 25 km pro Stunde die Tretkraftunterstützung auf, andererseits müsste das Fahrrad wie ein Mofa zugelassen werden und ein Versicherungskennzeichen tragen. 99 Prozent der Befragten sind laut Umfrage mit ihrem Rad so zufrieden, dass sie sich jederzeit wieder eins kaufen würden. Ich benutze meins nur noch bei Ausflügen, in der Stadt bin ich wieder auf mein normales Fahrrad umgestiegen.