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"Ein anspruchsvolles und leistungsstarkes Modell"

Um das Thema Juniorprofessur ist es in letzter Zeit ziemlich still geworden und in einem Artikel der "Zeit" ist diese Woche sogar zu lesen, sie stehe quasi vor dem Aus. Etwas anders sieht das das Centrum für Hochschulentwicklung, das gerade eine Studie durchführt. Nach Ansicht von Florian Buch ist die Juniorprofessur trotz einiger Mängel ein leistungsstarkes Modell.

Interview mit dem Leiter der Studie, Florian Buch. | 13.07.2006
    Maleike: Bezogen wird sich hierbei auf eine unveröffentlichte Studie, die das Zentrum für Hochschulentwicklung im Moment durchführt. Leiter der Studie ist Florian Buch. Guten Tag, Herr Buch.

    Buch: Guten Tag, Frau Maleike.

    Maleike: Belegt denn Ihre Studie wirklich, dass die Juniorprofessur vor dem Aus steht?

    Buch: Nein, ich würde das auch nicht dramatisieren wollen. Herr Hartung hat ja hohe Sympathien für die Juniorprofessur.

    Maleike: Das ist der Autor des Artikels?

    Buch: So ist es. Und Herr Hartung hat insoweit den Bedarf gesehen, einmal darauf aufmerksam zu machen, dass einige Probleme tatsächlich erkennbar sind. Aber unsere Studie zeigt, dass in einigen Bereichen erhebliche Qualitäten zu erkennen sind und in anderen Bereichen aber auch Probleme vorliegen.

    Maleike: Dann erzählen Sie uns das genauer. Wo sind die Qualitäten, wo die Problemzonen?

    Buch: Also ganz wichtig ist für die Hochschulen - die haben wir in einem ersten Schritt befragt, in einem zweiten Schritt befragen wir dann die Stelleninhaberinnen und Stelleninhaber - dass die Berufungsverfahren insgesamt anspruchsvoll, was die Struktur betrifft, sind und dass sie sehr, sehr gute Bewerberqualitäten zu erkennen haben. Gut ist weiterhin, dass die Zwischenevaluationsverfahren in aller Regel dieses positive Bild bestätigen. Und es ist weiterhin gut, dass viele Juniorprofessoren, während sie diese Stelle inne haben, schon den Wechsel auf entfristete Professuren schaffen und dass sie insoweit also da qualitativ voll ins Bild passen.

    Die Institutionalisierung der Juniorprofessur geht voran. Auch das ist ganz wichtig. In den Ländergesetzen ist die Juniorprofessur mittlerweile überall verankert und die Juniorprofessur ist vom Wissenschaftsrat in den Empfehlungen zum Berufungsverfahren auch besonders gewürdigt worden.

    Aber es gibt auch die Punkte, die kritisch sind, das ist vollkommen richtig. Es gibt in der Tat wenige Stellen mit tenure track, zu wenige. Einige Ausnahmen gibt es, Hochschulen, die das wichtig finden. Aber es gibt auch zu wenig Juniorprofessuren insgesamt. Die Zahl der Stellen ist nicht hoch genug und bleibt da auch hinter den Erwartungen, die man hatte, sicherlich zurück.

    Maleike: Tenure track, das müssen wir noch sagen, bedeutet, dass der Juniorprofessor dann auch gleich ein, in Anführungszeichen, richtiger Professor, an der selben Hochschule werden kann. Zurück noch einmal zu den Problemzonen: Jetzt hatte ja das Bundesverfassungsgericht - es ist, glaube ich, genau zwei Jahre her - gesagt, dass die Juniorprofessur, oder besser gesagt die Einführung, auch gegen das Grundgesetz verstößt. Hat das auch dazu geführt, zum Beispiel auch mit den auslaufenden Fördergeldern vom Bund, dass man es jetzt einfach nicht mehr einrichtet?

    Buch: Ich glaube schon, dass eine Weiterführung der Förderung natürlich ein wichtiger Anreiz für die Hochschulen gewesen wäre, an diesem Modell festzuhalten. Aber ich würde da die Hoffnung auch noch nicht aufgeben. Vielleicht einigen sich Bund und Länder ja doch noch darüber, wie so eine Förderung weiterhin aussehen kann.

    Maleike: Haben Sie da Anzeichen gehört?

    Buch: Ich muss zugeben, da müssten Sie das Bundesministerium für Bildung und Forschung fragen, nicht mich.

    Maleike: Was sagen Sie denn, ist die Juniorprofessur ein Auslaufmodell eher, also eine Randerscheinung, die, sagen wir einmal, mit der Regierung Bulmahn als Innovationsmotor gestartet war, aber jetzt von vielen einfach nicht mehr betrieben wird?

    Buch: Ich glaube das eigentlich nicht. Ich habe eben ein paar Anhaltspunkte dafür genannt, was eigentlich auch optimistisch stimmen sollte. Und für mich ist ein weiterer Punkt - das haben wir bei unserer Studie auch festgestellt - dass an den Hochschulen derzeit etwa 100 Juniorprofessuren in der Besetzung sind und dass es also weiterhin eine Vielzahl von geplanten Juniorprofessuren gibt. Wenn das Ganze ein Auslaufmodell wäre, dann würde man ja keine weiteren Verfahren durchführen und dann würde man auch keine weiteren Stellen für diese Zwecke vorfinden.

    Maleike: Im Bundesbildungsministerium, so hört man, werde gerade daran gearbeitet, dass wissenschaftliche Mitarbeiter auch nach Ablauf der berühmten zwölf Jahre wieder befristete Verträge bekommen sollen. Hat das auch in irgendeiner Form Auswirkungen auf die Juniorprofessur, besser gesagt auf die Attraktivität?

    Buch: Da bin ich ehrlich gesagt unsicher. Ich glaube, dass die Juniorprofessur eigentlich ein sehr anspruchsvolles, aber auch sehr leistungsstarkes Modell sein kann, wenn sie dazu gemacht wird. Und insoweit denke ich, dass für die Personengruppen, die für die Juniorprofessur besonders interessiert sind, die also tatsächlich diese volle Breite des Berufsbildes Professor da üben wollen, dass für diese Leute die Frage, ob man 12 oder 16 Jahre, oder möglicherweise auch ganz unbefristet, wissenschaftlicher Mitarbeiter sein kann, in der Regel nicht entscheidend ist. Gleichwohl glaube ich, dass eine Abkehr von dieser strengen Zwölfjahresregelung für die Hochschulen und auch für die jungen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler richtig wäre.

    Maleike: Na warten wir mal ab, ob da die Rolle rückwärts auch in dieser Form kommt. Die Juniorprofessur wird in einer Studie des CHE gerade beforscht, kann man sagen. In Campus & Karriere war das dazu Florian Buch. Herzlichen Dank und Grüße nach Gütersloh.