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Ein "Drache" fliegt ins All

Raumfahrt.- Am Dienstag soll vom Weltraumbahnhof Cape Canaveral erstmals eine neue unbemannte Kapsel abheben. Mehrere dieser "Dragon" benannten Raumfahrzeuge sollen in ein bis zwei Jahren die Versorgung der Internationalen Raumstation (ISS) übernehmen.

Von Guido Meyer | 06.12.2010
    Das war der erste – und bislang einzige Start der Falcon 9. Diese neue Rakete der amerikanischen Raumfahrtfirma SpaceX ist Anfang Juni erstmals von Cape Canaveral aus ins All gestartet. Dieser Testflug war nahezu ein voller Erfolg. Und der hat die Macher rund um den SpaceX-Pionier Elon Musk ermutigt, beim zweiten Flug noch eins draufzusetzen: eine Kapsel nämlich.

    Auf der Spitze der Falcon-9-Rakete werde eine Kapsel platziert, so Alan Lindenmeyer, bei der amerikanischen Raumfahrtbehöde NASA Projekt-Manager für kommerziellen Crew- und Cargo-Transport. An beidem nämlich hat die NASA Interesse: zum einen an der Versorgung der Internationalen Raumstation (ISS) mit Nachschub, zum anderen an dem Transport ihrer Astronauten zum Vorposten in der Umlaufbahn. Denn die Raumfähren werden 2011 ausgemustert und fallen für den Personentransport ins All aus. Stattdessen will die NASA künftig die Dragon-Kapsel der Firma SpaceX mieten.

    "Dragon wird vollgeladen mit was immer die NASA da hochbringen möchte: Racks für Experimente, Wasser, was auch immer. Die NASA kauft den Service von uns, zahlt dafür pro Flug, und wir bringen also dementsprechend halt Cargo oder später auch Astronauten zur Space Station."

    Hans Königsmann, Vize-Präsident und zuständig für den Bereich Avionik bei der kalifornischen Raumfahrtfirma SpaceX. Auch Europas Automatisches Transfer-Vehikel (ATV), die russischen Progress-Kapseln und das japanische Transfer-Vehikel (HTV) versorgen die ISS mit Nachschub. Keiner dieser Transporter jedoch kann wieder auf der Erde landen. Über diesen Vorteil soll Dragon verfügen. Diese Kapsel wird also nicht mit Müll vollgestopft und in der Erdatmosphäre zum Verglühen gebracht. Vielmehr kann Dragon Proben aus den internationalen Raumlaboren und Ergebnisse von Experimenten zurückbringen zur Erde. Jedenfalls künftig. Dieser Jungfernflug der Dragon-Kapsel dient erst einmal nur zu Demonstrationszwecken.

    "Der erste Flug wird aber nicht zur Station gehen; der erste Flug wird nur hoch und runter gehen, mehr oder weniger, zu sehen, dass wir das richtig machen können. Der zweite Flug geht in die Nähe der Station. Und dann, paar Monate später, ist der dritte Flug. Der dritte Flug wird dann an der Space Station docken zum ersten Mal."

    Genaugenommen wird Dragon dabei nicht selbstständig andocken, sondern in unmittelbarer Nähe der ISS vom Greifarm der Station eingefangen werden. Dieser führt die Kapsel dann langsam an den Andockstutzen am Verbindungsknoten Node 2 heran, an den auch Europas Raumlabor Columbus gedockt ist. Danach kann das Ausladen des Proviants beginnen.

    Dieser Rollenwechsel für die NASA war längst überfällig. Wir lassen den Staat nicht unsere Gesundheitsvorsorge regeln, wir lassen Regierungen keine Fluggesellschaften betreiben – warum also sollte nur der Staat Menschen ins All schicken?

    Bretton Alexander, der Präsident der Commercial Spaceflight Federation, begrüßt die künftige Neuausrichtung der NASA, die US-Präsident Barack Obama im Frühjahr noch einmal bekräftigt hatte: privat statt Staat, neue kommerzielle Unternehmen anstelle von staatlichen Behörden. Und dies soll erst der Anfang sein: In einer späteren Version soll eine Dragon-Kapsel bis zu sieben Astronauten transportieren und damit auch den bemannten Nachschub zur Raumstation übernehmen.