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Erst wird's teurer, ab 2021 jedoch billiger

Dass wir etwas gegen den Klimawandel tun müssen, ist mittlerweile Konsens. Geht es ums Bezahlen, will aber keine Branche den Anfang. Forderungen der EU-Kommission, strenge Grenzwerte für den CO2-Ausstoß von Autos festzulegen, stießen vor allem in Deutschland auf Widerstand. Jetzt hat das Umweltbundesamt nachgerechnet.

Von Philip Banse |
    Der Klimaschutz in Deutschland könnte die Bundesbürger eine Menge Geld kosten. Wie viel genau - darüber kursieren seit einigen Tagen verschiedene Zahlen. Das Umweltbundesamt hat jetzt noch einmal für Klarheit gesorgt: Bis 2050 sollen die CO2-Emissionen ja um 80 Prozent gesenkt werden. Das würde nach den Berechnungen des Umweltbundesamtes im Schnitt jedes Jahr vier Milliarden Euro kosten. Andreas Troge, Präsident des Umweltbundesamtes, will diese jährlich 4 Milliarden jedoch als Investitionskosten verstanden wissen, um den Wohlstand der Zukunft zu sichern:
    " Da ist in einer solchen Rechnung noch nicht drin: Was verdienen die Menschen, weil sie dies tun? Denn wir haben weltweit Energieknappheit, wir haben weltweit Wohlstandswachstum. Wenn wir die Energieeffizienztechnik und Erneuerbare Energien in Deutschland aus Europa exportieren, dann haben wir einen Einkommenszuwachs. Das heißt wir haben mehr Umweltschutz durch Innovation und dadurch mehr Beschäftigung und Einkommen."

    4 Milliarden Euro jährlich - das ist ein Durchschnittswert. Konkret wird der Kampf gegen den Klimawandel in den kommenden Jahren erstmal von Jahr zu Jahr teurer. Am teuersten wird er 2020 sein, in diesem einen Jahr werden 11 Milliarden Euro fällig. Danach wird es wieder billiger, den CO2-Ausstoß zu verringern. Der Präsident des Umweltbundes, Andreas Troge, erklärt wieso:

    " Später werden wir auch ernten. Wir werden Erträge habe, weil die Energien effizienter geworden sind nach 2020, weil wir mehr Erneuerbare Energien haben und gerade nicht mehr die Lasten der Kohlekraftwerke bei CO2 spüren."

    Einen Teil dieser Kosten werden Autofahrer zahlen müssen. 2,5 Euro für den Liter Benzin - wie einst von den Grünen gefordert - seien jedoch übertrieben, sagt Andreas Troge. Wenn Autofahrer für die von ihnen verursachten Umweltschäden aufkommen müssten, hätten sie mit folgenden Mehrkosten zu rechnen:

    " Bezogen auf die Mineralölsteuer wären das etwa 15, 16 Cent mehr. Bezogen auf das Fahrzeug selbst wären das bei einer Laufleistung von 100.000 Kilometern etwa 3000 Euro, die man investieren könnte, um das Fahrzeug sauber zu machen und es würde sich noch rechnen."

    16 Cent mehr für den Sprit, dazu alle 100.000 Kilometer 3000 Euro - damit wären also alle Umweltschäden durch das Auto bezahlt. Doch wer soll zahlen? Natürlich die Verursacher, die Autofahrer sagen Umweltschutzverbände. Doch die Bundesregierung tue genau das Gegenteil, kritisierte heute Morgen die Deutsche Umwelthilfe. Anlass der Kritik ist der von Bundesverkehrsminister Tiefensee angeregte Klima-Pass. Mit dem Pass sollen Verbraucher erkennen, wie klimafreundlich ein Auto ist. Dabei - so der Plan - soll der C02-Ausstoß ins Verhältnis gesetzt werden zur Nutzlast, also das, was ein Fahrzeug zuladen kann, bis es das zulässige Gesamtgewicht erreicht hat. Dieses Berechnungs-Prinzip hält Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe, für falsch:

    " So wie der Bundesverkehrsminister Tiefensee sich den Klimapass vorstellt ist er für die Deutsche Umwelthilfe eine vorsätzliche Verbrauchertäuschung. Er möchte Fahrzeuge, die im Stadtverkehr 20 und mehr Liter verbrauchen und auf der Autobahn bei über 50 Liter pro 100 Kilometer liegen, die möchte er so kennzeichnen, dass sie günstiger erscheinen als ein Smart. Selbst manche Mittelklasse-Wagen wie der VW Golf schneiden dann schlechter ab als der Porsche Cayenne oder der VW Touareg oder der Q7 von Audi."

    Die Deutsche Umwelthilfe schlägt vor, als Grundlage für einen Klimapass nicht die Nutzlast sondern die Grundfläche eines Autos heranzuziehen. Das Modell sei in Holland sehr erfolgreich.