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Europas größte Wasserstofftankstelle eröffnet

Europas größte Wasserstofftankstelle ist eröffnet worden. Das Projekt in der Hamburger Hafencity könnte wegweisend sein, aber zeigt auch: Die Technologie steckt noch in den Kinderschuhen.

Von Axel Schröder | 27.02.2012
    Die Hamburger Hafencity, dieser neue Stadtteil vom Reißbrett, ist um eine Attraktion reicher. Vis-á-vis zum neuen Verlagsgebäude des "Spiegel" hat Europas größte Wasserstofftankstelle ihren Betrieb aufgenommen. Genau genommen - das geben die Projektpartner Vattenfall und Shell zu - bezieht sich der Superlativ auf die Menge des vor Ort erzeugten Wasserstoffs. Tatsächlich gibt es größere und leistungsfähigere Tankstellen, die sich beliefern lassen. Den Tankvorgang erklärt Daniel Hustadt, der Leiter des Projekts:

    "Im Prinzip kann man sich das an dieser unbemannten Tankstelle vorstellen wie an einer Nachttankstelle. Sie müssen erst an einen Kartenleser treten, PIN-Nummer eingeben, die Zapfsäule freigeben. Öffnen die Tankklappe, ganz normal. Und greifen dann die Zapfpistole! Die muss halt gerade aufgesetzt werden, wird verriegelt. Das war’s schon und jetzt müssen wir nur noch auf Start drücken!"

    Zehn Millionen Euro hat die Anlage gekostet, inklusive des futuristischen, langgestreckten und luftig hellen Designs. Fast die Hälfte davon stammt aus öffentlichen Fördergeldern. Und auch der Preis von 9,50 Euro pro Kilogramm Wasserstoff kommt nur dadurch zustande, das Vattenfall und Shell ihn subventionieren, drei Euro pro Kilo übernehmen die Unternehmen im Schnitt. Das neue Vorzeigeobjekt ist Teil des sogenannten Clean Energy Partnership, einem Zusammenschluss von 15 Unternehmen, die dabei sein wollen, wenn es um die Zukunft der automobilen Mobilität geht: Toyota und Honda, BMW, Daimler, VW, Opel und Ford sind dabei. Statoil, Total und Shell als Vertreter der Mineralölbranche und auch die Hamburger Hochbahn nimmt Teil am Projekt: Vier Brennstoffzellenhybridbusse verkehren in Hamburg. Diese Technik koppelt eine wasserstoffbetriebe Brennstoffzelle mit Elektromotoren. So erhöht sich Reichweite, die bei allein Akku betriebenen, nur an Steckdosen aufladbaren Autos. Projektleiter Hustadt, gerade ist er im Brennstoffzellen-Hybrid-Wagen seines Chefs unterwegs, erklärt, wie weit der kompakte Mercedes mit einer Tankfüllung kommt:

    "Mit einem PKW dieser Art, mit der B-Klasse circa 400 Kilometer und mit einem Bus, der verbraucht zehn Kilo auf 100, 350 Kilometer. Aber die tanken ja auch täglich. Mit dem Auto müssen Sie ja nicht jeden Tag vorbeikommen."

    Drei Busse der Hamburger Hochbahn nutzen die Technik, im nächsten Jahr sollen es schon sieben sein. Privatpersonen wird man dagegen selten an der vollautomatischen Tankstelle sehen: Bundesweit fahren im Rahmen der Clean Energy Partnership erst rund 120 dieser Autos. An bisher sieben auf Hamburg und Berlin verteilte Stationen können sie Treibstoff tanken. Über die Fahrzeugpreise gibt es keine genauen Angaben, aber die Leasingraten zum Beispiel für eine B-Klasse von Mercedes liegen knapp unter 1000 Euro pro Monat. Und auch dieser Preis deckt noch nicht die tatsächlichen Herstellungskosten der Strom-Autos. Mit den Zapfsäulen in der Hafencity kann nun an drei Orten in Hamburg Wasserstoff getankt werden, zur Hälfte soll der Treibstoff hier klimaneutral erzeugt, so Projektleiter Hustadt:

    "Wir haben ein Konzept, dass wir einen Teil des Wasserstoffs vor Ort erzeugen. Und ein anderer Teil wird angeliefert. Das liegt daran, dass wir in der größten Ausbaustufe später, wenn wir 20 Busse und noch Dutzende Fahrzeuge haben, nicht alles per Elektrolyse vor Ort erzeugen."

    Aber der für die Elektrolyse vor Ort eingesetzte Strom, verspricht Hustadt, wird aus grünem Strom stammen. Zweieinhalb Kilo Wasserstoff hat die Anlage in den Tank seines Wagens gepumpt:

    "Jetzt ist der Tankvorgang zu Ende. Die Zapfsäule zeigt das an. Jetzt entriegel ich einfach nur die Zapfpistole, drücke einmal zum Fahrzeug und nehme sie ab. Das war’s. "

    Der Projektmanager verabschiedet sich, steigt ein, fährt ab. Per Elektroantrieb so leise, das man schon sehr genau hinhören muss.