Vermutlich donnerte Geschützfeuer, als die Männer starben, deren Überreste Archäologen in Massengräbern in der nordfranzösischen Stadt Douai ausgegraben haben. Denn sie starben im Jahr 1710 oder 1712, als der Spanische Erbfolgekrieg in dieser Gegend tobte. Zweimal wurde die Festungsstadt Douai an der Grenze zwischen Frankreich und den spanischen Niederlanden wochenlang belagert. Belagerung, das bedeutete tagelanges Bombardement und blutige Scharmützel. Und doch starben die wenigsten der 64 Menschen durch äußere Verletzungen, fanden die Archäologen heraus. Jetzt haben Mediziner der Université du Méditerranée in Marseille die Toten von Douai noch einmal untersucht, diesmal mit mikrobiologischen Methoden. In einem ersten Schritt suchten sie nach genetischem Material mehrerer Krankheitserreger. Und wurden fündig, sagt Professor Didier Raoult von der Université de la Méditerranée.
"Wir fanden Bartonella quintana, den Erreger des Schützengrabenfiebers, also einer Krankheit, die von Läusen übertragen wird. Genau wie Fleckfieber. Darum hielten wir die Chance für groß, auch dieses Bakterium zu finden."
Während der Belagerung von Douai müssen sehr schnell sehr schlechte hygienische Bedingungen und damit paradiesische Zustände für Läuse und Seuchen geherrscht haben. Didier Raoult und seine Kollegen fanden tatsächlich in einigen Toten Reste des Fleckfieber-Bakteriums Rickettsia prowazekii. Ihnen gelang damit der älteste wirkliche Nachweis dieser Typhus-Art in Europa. Wann und wie der Erreger nach Europa kam, darüber herrscht Uneinigkeit. Das liegt daran, dass es kaum zuverlässige historische Aufzeichnungen über die Krankheit gibt, sagt der Mikrobiologe Christian Keller, einer der Leiter der Rickettsien-Laborgruppe am Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin in Hamburg.
"Die historische Diagnose ist im Grunde genommen denkbar schwierig. Teilweise hat natürlich die klinische Kenntnis gefehlt, das heißt auch wirklich das richtige Auge darauf zu werfen, andererseits hat es gerade unter epidemischen Bedingungen auch Infektionskrankheiten gegeben, die gleichzeitig aufgetreten sind, so dass es schwierig war, diese voneinander zu unterscheiden."
Und auch die Leichenschau ist erst seit viel kürzerer Zeit in der Lage, zuverlässig die Todesursache eines Menschen zu bestimmen. Noch heute ist es ohne ein vernünftiges Labor schwierig, Fleckfieber sicher von anderen Typhus-Arten zu unterscheiden. Wie weit die Analysemethoden inzwischen fortgeschritten sind, zeigt die Studie von Didier Raoult: Obwohl von den Leichen aus Douai lediglich die Skelette übrig sind, konnten die Mediziner eine sichere Diagnose stellen. Das Gewebe für ihre Analysen fanden die Wissenschaftler in der Zahnpulpa, im Innern der Zähne, bestens geschützt durch Zahnschmelz und Zahnbein. Didier Raoult vertritt die These, dass das Fleckfieber-Bakterium mit den spanischen Eroberern aus Lateinamerika nach Europa gekommen ist.
"Außer im Menschen wurde das Fleckfieber-Bakterium bisher nur in Zecken und Flughörnchen in Amerika entdeckt. Darum vermuten wir, dass es dort herkommt. Und zudem stammen die ersten Arbeiten in Europa, die aller Wahrscheinlichkeit nach Fleckfieber beschreiben, von Fracastoro aus dem 16. Jahrhundert, also aus einer Zeit nach Rückkehr der Spanier aus Amerika."
Die Toten aus Douai liefern keine abschließenden Anhaltspunkte zur Herkunft des Fleckfiebers. Dazu sind noch ältere Funde des Erregers nötig.
"Wir fanden Bartonella quintana, den Erreger des Schützengrabenfiebers, also einer Krankheit, die von Läusen übertragen wird. Genau wie Fleckfieber. Darum hielten wir die Chance für groß, auch dieses Bakterium zu finden."
Während der Belagerung von Douai müssen sehr schnell sehr schlechte hygienische Bedingungen und damit paradiesische Zustände für Läuse und Seuchen geherrscht haben. Didier Raoult und seine Kollegen fanden tatsächlich in einigen Toten Reste des Fleckfieber-Bakteriums Rickettsia prowazekii. Ihnen gelang damit der älteste wirkliche Nachweis dieser Typhus-Art in Europa. Wann und wie der Erreger nach Europa kam, darüber herrscht Uneinigkeit. Das liegt daran, dass es kaum zuverlässige historische Aufzeichnungen über die Krankheit gibt, sagt der Mikrobiologe Christian Keller, einer der Leiter der Rickettsien-Laborgruppe am Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin in Hamburg.
"Die historische Diagnose ist im Grunde genommen denkbar schwierig. Teilweise hat natürlich die klinische Kenntnis gefehlt, das heißt auch wirklich das richtige Auge darauf zu werfen, andererseits hat es gerade unter epidemischen Bedingungen auch Infektionskrankheiten gegeben, die gleichzeitig aufgetreten sind, so dass es schwierig war, diese voneinander zu unterscheiden."
Und auch die Leichenschau ist erst seit viel kürzerer Zeit in der Lage, zuverlässig die Todesursache eines Menschen zu bestimmen. Noch heute ist es ohne ein vernünftiges Labor schwierig, Fleckfieber sicher von anderen Typhus-Arten zu unterscheiden. Wie weit die Analysemethoden inzwischen fortgeschritten sind, zeigt die Studie von Didier Raoult: Obwohl von den Leichen aus Douai lediglich die Skelette übrig sind, konnten die Mediziner eine sichere Diagnose stellen. Das Gewebe für ihre Analysen fanden die Wissenschaftler in der Zahnpulpa, im Innern der Zähne, bestens geschützt durch Zahnschmelz und Zahnbein. Didier Raoult vertritt die These, dass das Fleckfieber-Bakterium mit den spanischen Eroberern aus Lateinamerika nach Europa gekommen ist.
"Außer im Menschen wurde das Fleckfieber-Bakterium bisher nur in Zecken und Flughörnchen in Amerika entdeckt. Darum vermuten wir, dass es dort herkommt. Und zudem stammen die ersten Arbeiten in Europa, die aller Wahrscheinlichkeit nach Fleckfieber beschreiben, von Fracastoro aus dem 16. Jahrhundert, also aus einer Zeit nach Rückkehr der Spanier aus Amerika."
Die Toten aus Douai liefern keine abschließenden Anhaltspunkte zur Herkunft des Fleckfiebers. Dazu sind noch ältere Funde des Erregers nötig.