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Auf dem Weg zu einem Europäischen Hochschulraum

Bis 2010 soll es einen Europäischen Hochschulraum geben, so haben es die Bildungsminister der EU-Staaten 1999 in Bologna beschlossen. Damit das geschehen kann, müssen die Hochschulen untereinander noch enger zusammen arbeiten - in Netzwerken. Wie das gehen kann und wie weit man auf diesem Gebiet schon ist, das war der Inhalt einer ACA-Tagung in Hannover.

03.09.2003
    Autor: Axel Hammerl

    Die Academic Cooperation Association ACA ist selbst ein Netzwerk, eine Nicht-Regierungs-Organisation mit Sitz in Brüssel. 24 nationale Mittler-Institutionen, wie etwa der DAAD, der Deutsche Akademische Austauschdienst, zählen zurzeit zu den Mitgliedern der ACA. Seit nunmehr zehn Jahren kümmert sich das Netzwerk unter anderem um die Internationalisierung der Hochschulen - etwa durch die Organisation von Konferenzen wie der in Hannover. Anderthalb Tage lang diskutierten über 170 Teilnehmer über "Netzwerke im europäischen Hochschulbereich". Diese Netzwerke haben in den vergangenen zwei Jahrzehnten erheblich an Bedeutung gewonnen. Doch ihre Beteiligung am Bologna-Prozess kann noch ausgebaut werden, meint der Direktor des ACA, Bernd Wächter:

    Bisher ist er von den Regierungen betrieben worden, die konnten das auch nur, weil es ja um Gesetzesveränderungen geht. Das ist wichtig und der erste Schritt, aber die Realisierung ''on the ground'' kann nur von den Hochschulen selbst geleistet werden. Ich gebe Ihnen ein Beispiel, wir führen ein Bachelor- und Masterstudiengänge in den Ländern, in denen es das nicht gab. Das ist durch einen Gesetzesschritt zunächst verordnet. Die wirkliche curriculare Umsetzung muss an den Hochschulen geschehen.

    Und die Hochschulen können sich in diesem Prozess gegenseitig unterstützen - eben in Netzwerken. Deren Bedeutung kann man gar nicht hoch genug einschätzen, meint Philippe Mouraux, der als Vertreter der EU-Kommission in Hannover war:

    Es gibt natürlich eine Kooperation. Die EU finanziert viele Pilotprojekte, und diese Pilotprojekte werden tatsächlich von Networks geführt. Wir brauchen diese Networks um unsere Ideen zu verwirklichen. Ohne Networks könnten wir diese Projekte nicht durchführen. Sie sind wirklich für uns notwendig.

    Obwohl Netzwerke kein ganz neues Phänomen sind, herrscht offensichtlich immer noch keine Klarheit darüber, was der Begriff eigentlich genau bedeutet. Für Hermann Müller-Solger vom Bundesministerium für Bildung und Forschung ist daher das wichtigste Ergebnis der Konferenz, dass deutlicher geworden ist, was ein Netzwerk im Unterschied zu einer Vereinigung zu leisten hat:

    Das Netzwerk ist eine klare Verabredung und Methode, die akademische Institutionen untereinander entwickeln müssen, um nach bestimmten Spielregeln tatsächlich zu einer Kooperation zu kommen, die zu bestimmten Zwecken, den Studenten dient, die dem Renommee der Hochschule dient, die letztlich ein Curriculum und ein Produkt erzeugt, das also der europäischen Wissensgesellschaft, wie das im EU-Kontext so diskutiert wird, etwas beiträgt.

    Ohne Netzwerke, vor allem über die Grenzen der einzelnen Länder hinaus, geht es heute nicht mehr, darüber waren sich alle Teilnehmer der Konferenz einig.

    Wir brauchen mehr Netzwerke, das ist klar. Und diese Klarheit in Bezug auf die Regeln, die ein Netzwerk sich selbst geben und auch befolgen muss, die muss wachsen. Es muss sozusagen zu einer Methode der akademischen Arbeit werden, dass man Netzwerke entwickelt, pflegt und tatsächlich auch befolgt.

    An der Umsetzung von Maßnahmen scheint es häufig noch zu mangeln. Müller-Solger plädiert dafür, dass die Mitglieder eines Netzwerkes einem gewissen Zwang ausgesetzt werden und nennt ein Beispiel:

    Wenn es eine Verabredung gibt, dass bestimmte Sprachkurse tatsächlich angeboten werden, dann ist das eine Sache, die muss dann organisiert werden, selbst wenn man Schwierigkeiten hat, die nötigen Lehrer und dergleichen aufzutreiben. Dann muss das eben geschehen, sonst muss man ausscheiden aus solch einem Netzwerk. Solche Zwänge zu schaffen, darauf kommt es letztlich an, und deswegen ist diese Methode, wo man sich ein Stück weit selbst fesselt, durchaus eine, die man unbedingt so betreiben muss.

    Dann klappt es auch mit dem einheitlichen Europäischen Hochschulraum bis 2010. Den nächsten Schritt in diese Richtung machen in gut zwei Wochen die europäischen Bildungsminister in Berlin. Ihnen werden dann auch die Ergebnisse der Konferenz als "Hannoveraner Erklärung" vorliegen.