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Förderprogramm P.R.I.M.E.
"Reintegration nach Deutschland"

Das Förderprogramm P.R.I.M.E. soll Nachwuchswissenschaftler nach einem Auslandsaufenthalt zurück nach Deutschland holen. Dr. Christian Schäfer vom Deutschen Akademischen Austauschdienst erklärte im DLF, dass das Angebot den Geförderten und ihren Universitäten "eine mittelfristige Planungssicherheit" biete.

Christian Schäfer im Gespräch mit Ulrike Burgwinkel | 30.07.2014
    Zwei Studierende mit Doktorhut und Talar
    Das neue Förderprogramm P.R.I.M.E. soll Postdoktoranden nach einem Auslandsaufenthalt zurück nach Deutschland holen (picture alliance / dpa / Alaa Badarneh)
    Ulrike Burgwinkel: Wer eine Karriere in der Wissenschaft anstrebt, für den ist ein Forschungsaufenthalt im Ausland nahezu obligatorisch. Viele Nachwuchswissenschaftler nutzen diese Karrierestufe. Aber: Viele bleiben dann aber auch gleich ganz gern an der Uni ihrer Wahl im Ausland und kehren nicht zurück. Ein Verlust für den Wissenschaftsstandort Deutschland. Ein neues Förderprogramm des DAAD, des Deutschen Akademischen Austauschdienstes, möchte den Nachwuchs jetzt nun gerne wieder zurückholen. Es heißt P.R.I.M.E., also ein für sich sprechendes Akronym für Postdoctoral Researchers International Mobility Experience. Dr. Christian Schäfer beim DAAD ist da zuständig für Internationalisierung und wissenschaftlichen Nachwuchs. Herr Schäfer, was genau ist denn P.R.I.M.E.?
    Christian Schäfer: P.R.I.M.E. ist ein neues Förderangebot, mit dem wir drei Aspekte der Nachwuchsförderung aufgreifen wollen. Und zwar der eine Aspekt ist die Frage, wie Sie eben angesprochen haben, der Reintegration nach Deutschland, wenn man zurückkommen möchte nach Deutschland, und wir haben in diesem Programm sechs Monate finanzierte Reintegrationsphase dabei. Aber was in diesem Zusammenhang wichtig ist: Die Antragsteller sollen sich vorher überlegen, an welcher Universität in Deutschland sie das von ihnen geplante Postdoc-Projekt am besten realisieren können.
    Und dann stellen sie einen Antrag, wo sie bereits sagen, sie wollen an diese Institution für die Reintegrationsphase zurückkehren. Sie werden dann, und das ist die zweite Besonderheit von P.R.I.M.E., angestellt, sie bekommen einen normalen Anstellungsvertrag mit Sozialversicherung an dieser deutschen Institution, können die ersten zwölf Monate, die sie im Ausland sind, während sie dort forschen, bereits mit dieser Institution zusammenarbeiten, ihre Reintegration vorbereiten und nachher an diese Institution zurückkommen.
    "Auf beiden Seiten ein offenes Verfahren"
    Burgwinkel: Wenn die Leute dann wirklich zurückkommen, was erwartet sie dann hier – ein weiteres, vielleicht auch prekäres Arbeitsverhältnis oder vielleicht sogar was Unbefristetes?
    Schäfer: Nein, es sind keine unbefristeten Stellen, aber es ist ja, für einen ersten Postdoc wäre es auch etwas zu früh für eine unbefristete Stelle. Es ist ja auf beiden Seiten ein offenes Verfahren. Also es kann sein, dass sie jetzt nach dem Auslandsaufenthalt und der Reintegrationsphase erkennen, dass eine andere Institution viel besser ist für das, was sie machen wollen. Es kann auch sein, dass sie gemerkt haben, dass das ganze Leben Wissenschaft doch nicht das ist, was sie am liebsten machen, und dass sie in die Industrie oder in die Wirtschaft gehen wollen.
    Also es ist eine mittelfristige Planungssicherheit, die beiden Seiten – der deutschen Universität und dem Geförderten – Möglichkeiten gibt, sich näher kennenzulernen und Pläne für die Zukunft zu machen.
    Kein Verlust einer Anbindung an Deutschland
    Burgwinkel: Warum wurde es denn eigentlich entwickelt, Herr Schäfer? Also ich meine, wir haben das gerade gesagt, man will die Leute wieder zurückholen.
    Schäfer: Wie gesagt, eine Möglichkeit, bessere Integration, zweiter Punkt ist bessere soziale Absicherung, und der dritte Punkt ist, und das ist die weitere Besonderheit von P.R.I.M.E., es gibt keine Einschränkungen bezüglich der Nationalität. Einzige Einschränkung ist, dass man in den letzten 36 Monaten nicht länger als zwölf Monate im Zielland gewesen sein kann. Das heißt, ausländische Doktoranden, die wir sehr gerne in Deutschland sehen, haben dann die Möglichkeit, wenn sie langfristig in Deutschland bleiben wollen, aber trotzdem für ihre Karriere einmal in einer Eliteuniversität in den USA geforscht haben müssen, dann können sie das machen, aber sie verlieren die Anbindung an Deutschland nicht.
    "Die Resonanz hat uns alle überrascht"
    Burgwinkel: Und Sie sagten, Herr Schäfer, Sie müssen noch Erfahrungen sammeln, der erste Testlauf hat ja nun gerade begonnen. Wie ist denn da die Resonanz?
    Schäfer: Ja, die Resonanz hat uns alle überrascht, denn dieses Angebot war, die Ausschreibungsfrist dauerte nur einen Monat, was relativ kurz ist, und es waren keine langen Vorankündigungen möglich, und trotzdem haben wir 344 Bewerbungen bekommen, was viel mehr ist, als wir in vergleichbaren Stipendienprogrammen bekommen.
    Also sehr großes Interesse, sehr große Nachfrage nach dieser Kombination an Förderelementen. Und wir hatten dann eine international zusammengesetzte Auswahlkommission, die aus diesen Anträgen 31 Geförderte, also so etwa zehn Prozent Förderquote, ausgewählt hat.
    Produktion der Forschungsergebnisse
    Burgwinkel: Und wie geht es mit denen jetzt weiter?
    Schäfer: Ja, wir hatten vorgestern eine Einführungstagung, wo sie informiert werden über weitere Förderangebote, über Fragen Sozialversicherung und arbeiten im Ausland und aber auch über ihre Forschung berichten, dass wir sie auch gegenseitig kennenlernen. Und jetzt planen sie mit ihren Hochschulen, wie das von der vertraglichen Umsetzung ist, und dann geht's los.
    Dann gehen sie für ein Jahr ins Ausland, werden dabei auch weiter in Kontakt bleiben mit uns und mit einem Mentor einer deutschen Hochschule, und jetzt müssen sie dann erst mal zeigen, dass sie die Forschungsergebnisse produzieren, die ihnen dann für die weitere Karriere nützlich sein sollen.
    Burgwinkel: Vielen Dank! Das war Dr. Christian Schäfer vom DAAD über das neue Förderprogramm P.R.I.M.E., das Postdoktoranden zurück nach Deutschland holen soll.
    Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.