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Giovanni Schiaparelli

Heute vor 175 Jahren wurde in der Kleinstadt Savigliano in Norditalien einer der bedeutendsten und vielleicht umstrittensten Marsforscher des 19. Jahrhunderts geboren. Giovanni Schiaparelli hat bei der sehr günstigen Sichtbarkeit im Jahr 1877 ausgiebig Mars beobachtet - und dabei eine fatale "Entdeckung" gemacht.

Von Dirk Lorenzen |
    Zwischen den markanten Oberflächenstrukturen meinte er, lange dunkle Linien erkannt zu haben. Schiaparelli hielt sie für auf natürliche Weise entstandene Senken von teilweise mehr als 1000 Kilometern Länge, durch die möglicherweise Wasser strömte.

    Er bezeichnete die Linien als "canali". Die korrekte englische Übersetzung wäre "channel" gewesen. Doch plötzlich war von "canals" die Rede, was aus den Linien Kanäle machte, die offenbar eine Zivilisation auf dem Planeten angelegt hatte. Es folgten Jahrzehnte einer unglaublichen Marshysterie, bei der viele Forscher glaubten, die Kanäle zu sehen.

    Heute wissen wir, dass die vermeintlichen Kanäle eine optische Täuschung sind. Blickt man durch ein Okular auf ein kleines Planetenscheibchen, so neigt unser Auge dazu, zwischen den dunklen Strukturen auf der Oberfläche Linien zu ziehen. In den 60er Jahren setzten Raumsonden dem Spuk ein Ende.

    Tragischerweise gilt Schiaparelli bis heute als einer der "verrückten" Kanalseher. Dabei hat er viel für die Astronomie geleistet. Er entdeckte unter anderem, dass die Perseiden-Sternschnuppen im August auf den Kometen Swift-Tuttle zurückgehen.

    Giovanni Schiaparelli ist 1910 im Alter von 75 Jahren verstorben.

    (Anm.: In der Sendung wurde versehentlich 1900 als Todesjahr genannt.)

    Kurzbiographie von Giovanni Schiaparelli

    Umfangreiche Informationen zu den Beobachtungen des Planeten Mars