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Grossbritannien
Prozess zu brutal ermordetem Soldaten

Mit Küchenmessern und Fleischerbeilen töteten im Mai zwei Islamisten einen jungen Soldaten im Londoner Stadtteil Woolwich. Die Tat war der Auslöser für eine Reihe anti-islamischer Vorfälle. Jetzt stehen die beiden mutmaßlichen Täter vor Gericht.

Von Jochen Spengler |
    Die Anklage lautet Mord an einem Soldaten, Mordversuch an Polizisten und illegaler Waffenbesitz. Die beiden Angeklagten haben sich Kampfnamen zugelegt, mit denen sie vor Gericht angesprochen werden wollen. Der 28-jährige Michael Adebolajo nennt sich nun Mujaahid Abu Hamza, der 22 Jahre alte Michael Adebowale Ismail Ibn Abdullah. Beide haben sich bei einer ersten Anhörung Ende September für nicht schuldig bekannt.
    Am 22. Mai sollen die beiden Briten nigerianischer Abstammung den 25-jährigen Soldaten und Familienvater Lee Rigby auf offener Straße ermordet haben. Eine Tat, die ihrer Brutalität wegen, ganz Großbritannien schockierte.
    Rigby, zu Fuß in Zivil, wurde wenige Meter vor seiner Kaserne im Südlondoner Bezirk Woolwich zum zufälligen Opfer. Die mutmaßlichen Täter fuhren ihn mit ihrem Wagen an. Dann schlachteten sie den Wehrlosen unter dem Ruf "Allahu Akbar – Gott ist Groß" mit einem Fleischerbeil regelrecht ab. In der Hand noch ein blutiges Messer sprach der ältere Adebolajo Haßparolen in die Kameras von Schaulustigen.
    "Ich entschuldige mich dafür, dass Frauen dies haben mitansehen müssen. Aber in unserem Land müssen sich unsere Frauen dasselbe anschauen. Ihr Leute werdet niemals sicher sein. Jagt Eure Regierung fort – sie kümmert sich nicht um Euch.
    Ihr denkt David Cameron wird in den Straßen gejagt, wenn wir unser Waffen sprechen lassen? Dass Politiker sterben müssen. Nein, es wird den normalen Briten treffen, Euch und Eure Kinder."
    Ingrid Loyau-Kennett, eine mutige Passantin, hatte dem Opfer vergeblich helfen wollen und Adebolajo in ein Gespräch verwickelt.
    "Er sagte, fass ihn nicht an, ich habe ihn getötet. Ich sagte: warum? Weil er ein britischer Soldat ist. Er hat Muslims in muslimischen Ländern getötet .Dann habe ich das Schlachtermesser und das Beil gesehen und Blut überall an ihm und dachte: Was um Himmels Willen ist hier passiert? Okay, ich war natürlich ein wenig aufgeregt, aber ich musste mit ihm reden."
    Vergeblich bat sie ihn darum, ihr seine Waffen zu geben. Stattdessen warteten die Männer nach ihrer Tat auf das Eintreffen der Polizei. Sie wurden niedergeschossen, als Adebolajo versuchte, die Polizisten anzugreifen. Beide wurden festgenommen. Sie stammen aus christlichen Familien und sind als Jugendliche zum Islam konvertiert. Sie hatten Kontakt zu islamistischen Hasspredigern. Später wurde bekannt, dass sie für die britischen Geheimdienste keine unbeschriebenen Blätter waren. Der MI 5 hatte sogar vergeblich versucht Adebolajo als V-Mann anzuwerben.
    Der Füsilier Lee Rigby wurde mit militärischen Ehren unter Teilnahme Tausender beigesetzt. Im ganzen Land war es unmittelbar nach der Tat zu Demonstrationen und Übergriffen Rechtsradikaler auf Moscheen und islamische Einrichtungen gekommen. Premierminister David Cameron, der den Nationalen Krisenstab hatte einberufen lassen, sagte:
    "Die Täter haben versucht, uns auseinanderzudividieren. Sie sollten wissen: So etwas bringt uns nur enger zusammen und macht uns stärker. Dieses Land steht absolut entschlossen gegen gewalttätigen Extremismus und Terror. Wir werden Terror und Terrorismus in all seinen Ausformungen niemals nachgeben."
    Den Terrorismusvorwurf hat die Anklage inzwischen fallen lassen. Der Geschworenenprozess ist auf drei Wochen angesetzt. Die Angeklagten müssen mit lebenslänglich rechnen.