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Heim mit Zukunftsaussichten

Ein Passivhaus zeichnet sich durch eine gute Wärmedämmung aus. Im Vergleich zu herkömmlichen Neubauten brauchen sie nur ein Viertel der Energie. Bauherren und Planer können sich derzeit auf einer internationalen Tagung in Hannover über Trends und Neuheiten in Sachen Energiesparhäuser informieren.

Von Michael Engel | 04.05.2012
    Keine Bange: Ein Passivhaus ist kein Nullenergiehaus. Auch im Passivhaus darf die Heizung durchaus einmal eingeschaltet werden. Im Vergleich zum gegenwärtigen Neubaustandard verbrauchen die modernen Häuser dennoch nur ein Viertel der Energie. Schwachstelle war bislang vor allem das Fenster, und dort besonders der Fensterrahmen. Aber Energie, so Franz Freundorfer von der Passivhaus Consulting aus Oberaudorf, geht jetzt kaum noch verloren.

    "Und das heißt, dass beim Rahmen nur noch ein Viertel durchgeht als beim Konventionellen. Man muss immer daran denken, dass das Fenster ein Leben lang im Gebäude bleibt. Und das sind 30, 40, 50 Jahre. So ein hochqualitatives Passivhausfenster, das verdient sich bei den heutigen Energiekosten, wenn wir die über 40 Jahre fortschreiben würden, das verdient sich zurück."

    Mehr als 1000 Kongressbesucher informieren sich auf der "Internationalen Passivhaustagung" in Hannover über den neuesten technischen Stand - nicht nur bei Fenstern. Auch Lüftung, Dämmung und effiziente Heiztechnik sind Thema der begleitenden Industrieausstellung, die übrigens kostenlos für alle offen steht. Mehr als die Hälfte der Tagungsteilnehmer kommt aus dem Ausland. Für den Tagungspräsidenten Wolfgang Feist vom "Passivhaus Institut Darmstadt" ein Beleg für die innovative Rolle Deutschlands auf diesem Gebiet.

    "Wir haben dieses Mal Delegationen von so ziemlich überall her. Es kommt eine sehr große Delegation aus Korea. Auch China. Aus Chile. Aus den Vereinigten Staaten von Amerika sind natürlich eine ganze Reihe von Experten mit anwesend. Das heißt, die gesamte Orientierung, die Gäste, die wir hier haben, beschäftigen sich mit diesem Thema, weil es hier die ersten Projekte in Mitteleuropa und in Deutschland ursprünglich gegeben hat. Also es ist inzwischen eine umfassend internationale Konferenz geworden."

    Und so werden in den kommenden Tagen viele Tüftler aufeinandertreffen, über Dinge wie "Lüftungseffizienz" und andere technische Details sprechen. Es soll aber auch um die politischen Weichenstellungen gehen - vor allem auf kommunaler Ebene. Nürnberg, Stuttgart, Köln – die Beispiele für Pilotprojekte sind vielfältig. In Hannover fördern die Stadtwerke mit "proKlima" den Ausbau auch von öffentlichen Gebäuden, so Pressesprecher Markus Glombik.

    "Im öffentlichen Bereich verzeichnen wir jetzt hier elf Passivhausschulen, die von "proKlima" gefördert worden sind. 16 Kindertagesstätten und zusätzlich sogar auch drei Pflegeheime. Was jetzt bei Pflegeheimen das Besondere ist, ist eben auch die hohe Luftqualität. Jeder kennt ja Pflegeheime vom Besuch. Und wenn man ein Passivhaus-Pflegeheim betritt, dann hat man frische Luft permanent durch diese Dauerlüftung."

    Keine Frage: Passivhäuser verbrauchen weniger Energie und das schont die Umwelt. Aber sind sie auch ökologisch nachhaltig? Dürfen etwa Kunststoffe verbaut werden? Sybille Frank von der "puren GmbH", einem Hersteller von Dämmstoffen, hat da eine eindeutige Meinung. Sie wirbt damit, dass ihre Firma die Dämmstoffmaterialien zurücknimmt und recycelt. Sogar noch nach 50 Jahren.

    "Also, es ist auch so, dass wir jetzt auch schon teilweise von unseren Kunden die Reststoffe zurück bekommen. Die liefern uns das an in sogenannten Big Bags. Da haben wir dann ein Recyclingwerk, da werden die Wertstoffe dann hergestellt."

    Ist das eine Marktlücke? Viele Kunden kämen nur aus diesem Grund, versichert die Mitarbeiterin der Marketingabteilung.

    Passivhäuser sind heute kaum noch teurer als konventionelle Neubauten. Und doch, es gibt schon einen neuen Trend: Das "Plus-Energie-Haus". Es produziert sogar mehr Energie, als es verbraucht.