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Hochschulfinanzierung wird transparent

Die sicherste Möglichkeit einen der begehrten Studienplätze an den britischen Elite-Universitäten Oxford und Cambridge zu erhalten , ist ... Weltklasseruderer zu sein. Wer nicht über die sportlichen Fähigkeiten verfügt, um beim prestigeträchtigen Ruderrennen Oxford-Cambridge in einem der beiden Uni- Achter auf der Themse zu sitzen, für den bleibt nur eine Möglichkeit: Blechen.

Von Udo Seiwert-Fauti | 19.02.2004
    Dann allerdings hat er seine Karriere so gut wie sicher. Andrew Raniecki ist Professor für Mathematik an der Uni Edinburgh.

    Zum Beispiel die meisten meiner Kollegen am Mathematischen Institut haben entweder Ihr Diplom oder ihren Doktor entweder in Oxford oder Cambridge gemacht, insofern sie in Großbritannien ausgebildet worden sind. Also das System funktioniert, aber es hat Nachteile. Die schwächeren Studenten fühlen sich sehr unwohl, aber für die besten Studenten ist das die beste Ausbildung.

    Ein Think Tank, eine Art politische Zukunfts-Vordenkergemeinschaft, hat jetzt erstmals konkrete Daten zum Oxford-Studium veröffentlicht. Das Oxford Centre for Higher Education Policy Studies, kurz: Oxcheps, fordert in einer Untersuchung zur finanziellen Lage die Universität Oxford auf, die jährlichen Studiengebühren auf 10.500 Pfund bzw. 14.700 Euro pro Student zu erhöhen. Das Problem nämlich ist: Die Kosten pro Oxford-Student belaufen sich aktuell auf 18.600 Pfund oder 26.000 Euro im Jahr. Oxcheps muss es wissen. Direktor David Paifreyman ist auch zuständig für die Anwerbung von Fördergeldern für die Uni Oxford. Bisher lebte die Elite Uni immer sehr gut vom britischen Steuerzahler. 47 Prozent der Studiengebühren bezahlt die britische Regierung, 6 Prozent jeder einzelne der 11.000 Studenten, die restlichen 47 Prozent muss die Uni zum Beispiel durch Fördergelder oder die Vermietung von Räumlichkeiten für beispielsweise Tagungen hereinholen. Unterstützung war bislang immer vorhanden. Rund 50 Prozent der Oxford-Studenten kommen aus Familien, die zwischen 40 und 60.000 Pfund im Jahr verdienen, zw. 56.000 und 84.000 Euro. Bei 17 Prozent der Studenten sichern Familien-Einkommen von jährlich weit mehr als 60.000 Pfund das sichere Studieren. Zum Vergleich: Das durchschnittliche UK-Jahreseinkommen liegt bei 22.000 Pfund. Prof. Andrew Raniecki ist über das finanzielle Missverhältnis Elite und normale Unis im Land nicht gerade begeistert.

    Ich glaube es ist ein Fehler nur nach dem Nobelpreis zu schielen. Das ist eigentlich nicht so unbedingt wichtig. Es ist wichtig, was die Mehrzahl der Professoren macht und nicht die ganz Bedeutenden. Es ist irgendwie wichtiger das Soziale zu berücksichtigen.

    Das hat wohl auch Oxcheps erkannt und zwei Alternativen zur Studiengebührerhöhung erarbeitet. Alternative 1: Die 20 Prozent der Studenten, die aus Familien mit einem Jahreseinkommen bis zu 30.000 Pfund kommen, können kostenlos studieren. Ärmere sollen Stipendien erhalten. Die nächsten 40 Prozent mit einem Familieneinkommen bis zu 40.000 Pfund, sollen im Schnitt 3.000 Pfund oder 4.200 Euro pro Jahr bezahlen. Bei den verbleibenden 40 Prozent, das sind die Söhne und Töchter aus den reichsten Familien des Landes, wird allerdings erbarmungslos hingelangt. Für sie gilt: Der Studienplatz kostet 10.500 Pfund. In diesem Modell bezahlen also die Reichen die nicht ganz so Reichen, und die Uni könnte ihren jährlichen Haushalt um gut 25 Prozent aufstocken. Die 2. Alternative betrifft die Ausländer. Da Oxford weltweit einen herausragenden Ruf als Elite-Uni geniest, sollen in Zukunft mehr ausländische Studenten angeworben und zur Kasse gebeten werden. Ausländer bezahlen aktuell zwischen 16.800 und 32.000 Euro im Jahr. Zum Ausgleich möchte Oxcheps dann die Anzahl der britischen Studenten gesenkt sehen.

    Auch die Damen und Herren Professoren sind nicht vergessen worden. Verdient derzeit ein Oxford Professor jährlich im Schnitt 40.000 Pfund oder 56.000 Euro, sollen zukünftig steigende Gehälter vor allem junge Wissenschaftler anlocken. An den US-Elite Unis Harvard oder Princeton verdienen diese leicht 60-70.000 Pfund, stellt Oxcheps fest. Vor diesem Vorgehen aber warnt Professor Ranicki eindringlich. Er möchte in den USA wie auch in Deutschland die Breite der Studenten besser gefördert sehen als ausländische Wissenschaftler mit Geld zu ködern.

    Sehr viele junge Forscher in Amerika sind Ausländer und die amerikanische Regierung bemüht sich sehr, auch amerikanischen Nachwuchs zu fördern. Aber das ist nicht so einfach. Selbst mit den Geldmitteln. Sie haben eigentlich das Gleiche Problem, was die eigene Bevölkerung betrifft, wie Deutschland. Nur sie haben die Geldmittel, um die Hilfskräfte aus dem Ausland zu bekommen. Eigentlich auch in Amerika ist es nicht so wunderbar, was die eigene Bevölkerung betrifft.