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"Ich bin ein Wesen der leichteren Art"

Wir stellen zwei neue Alben vor, die in althergebrachte Rubriken kaum passen. Was auf diesen Platten erklingt, pendelt zwischen Kuriosum und Drama, zwischen Hörstück und Liederprogramm - es erzählt von zwei sehr verschiedenen Frauen und gehorcht bestenfalls dem Oberbegriff Theatermusik. * Musikbeispiel: Anonym - "Als ich zur Bühne kam ..." Sie gibt die Naive, beherrscht den Kasernenhofton, sie bietet den Jodler und die klassische Koloratur. Dagmar Manzel, singende Schauspielerin am Berliner Deutschen Theater, vermag stimmlich alle Register zu ziehen und gibt mit präzisem, schnell wechselndem Gestus den verschiedensten Bühnenfiguren Klang und Gestalt.

Frank Kämpfer | 07.07.2002
    Ein musikalisches Elternhaus stand am Beginn. Im Schauspielstudium studierte sie Volkslieder, in Dresden, am Ort ihres Bühnendebüts, sang sie die Lieder der Maria Stuart. Am Deutschen Theater schließlich, jener Berliner Bühne, mit der man ihren Namen verbindet, entdeckte Reiner Bredemeyer ihre Gesangstalent Mitte der 80er Jahre bei einem Tucholsky-Programm. 1990 sang Dagmar Manzel in Heiner Müllers "Hamletmaschine" ein Stück aus Schönbergs "Pierrot", in anderem Zusammenhang verblüffte sie mit Gesängen Lully's oder mit Strauss' Arie der Marschallin.

    Mit Hilfe Günter Gieses, ihres Gesangspädagogen, baute die Manzel sich Stück um Stück ein kleines Repertoire an Theaterliedern zusammen, die ihrer Stimme und ihrem Gestaltungstalent entsprechen. Darunter sind Komponisten wie Schubert, Beethoven, Eisler, Friedrich Holländer - auch Mark Lothar. Und immer Jacques Offenbach.

    Verschiedene Arien, Couplets und Lieder aus Oper, Operette, Revue und Schauspiel finden sich auf einer neuen CD, die unter dem Titel "Ich bin ein Wesen der leichteren Art" beim Patmos Hörbuchverlag in Düsseldorf erschien. Mehr oder weniger handelt es sich um den Premieren-Mitschnitt des gleichnamigen Bühnenprogramms vom Oktober 2000 im Deutschen Theater Berlin.

    Die 22 Lieder, die einzurichten Alexander Weigel und Uwe Hilprecht, Chef der Theatermusik des Hauses, tatkräftig halfen - die 22 Lieder ergeben einen Abend, der Heiteres und Nachdenklichkeiten höchst subtil ineinander vermischt. Unüberhörbar darin die schnelle stimmliche Verwandlungsfähigkeit der Solistin.

    Unüberhörbar auch die große Begabung für Witz und Parodie, die übrigens auch die kleine Begleitband aus Jürgen Kupke (Klarinette) Dragan Lawford (Barockvioline), Carlos Bica (Bass) und Uwe Hilprecht (Klavier und Akkordeon) treffend charakterisiert. * Musikbeispiel: André Asriel - "Lied des Trygaios" * Offenbach - "Ach, wie lieb ich die Soldaten" Dagmar Manzel mit André Asriels "Lied des Trygaios", das 1962 zu Peter Hacks' Komödie "Der Frieden" entstand, gefolgt von einem Couplet aus Offenbachs Opéra Bouffe "Die Großherzogin von Gerolstein". Sie finden sich auf einer neuen CD, die unter dem Titel "Ich bin ein Wesen der leichteren Art" beim Patmos Hörbuchverlag in Düsseldorf erschien und dort telefonisch unter der Nummer 0211/16795-0 bestellt werden kann.