Montag, 13. Mai 2024

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Impact Journalism Days
"Wir kleben zu sehr an der Aktualität"

Impact Journalism heißt das, was derzeit zu einer neuen Bewegung wird - lösungsorientierter Journalismus. An diesem Wochenende findet die zweite Ausgabe des Impact Journalism Days statt – 40 der größten Tageszeitungen rund um den Globus veröffentlichen eine Sonderbeilage voll mit good news.

Von Suzanne Krause | 20.09.2014
    Impact Journalism gehört für die traditionsreiche französische Nachrichtenagentur AFP heute zum alltäglichen Repertoire, sagt AFP-Chef Emmanuel Hoog:"
    Die Revolution des Internet, die neuen Wege des Informationsflusses haben die AFP-Teams gezwungen, mehr auf unsere über 4.000 Medien-Kunden in der ganzen Welt zu hören. Die sagen häufig, dass unsere Eilmeldungen natürlich wesentlich für sie sind. Aber immer mehr wünschen sie sich auch andere Berichte: Themen, die lokaler sind, persönlicher, näher dran am Leben der Leute. Und die nicht nur von Problemen und Tragödien erzählen, sondern auch mögliche Lösungen aufzeigen."
    AFP-Chef Hoog nennt ein gutes Beispiel für das neue Angebot: Eine TV-Reportage über einen Stromgenerator, der mit Urin betrieben wird - erfunden von einer 14-jährigen Schülerin im nigerianischen Lagos. Christian de Boisredon kennt Dutzende ähnlicher "good News". Der Franzose hat vor zweieinhalb Jahren einen außergewöhnlichen Medien-Webdienst ins Leben gerufen: Sparknews - Zündfunk-Nachrichten.
    "Wenn ich meiner Großmutter verständlich erklären wollte, was Sparknews ist, würde ich sagen: Sparknews will den Medien dabei helfen, öfter von positiven Vorgängen in der Welt zu berichten."
    Sparknews: eine Goldgrube für Journalisten auf der Suche nach neuen Themen - die von nachahmenswerten Initiativen und Erfindungen rund um den Globus berichten. [Auf der Webplattform stehen, frei verfügbar, unzählige Videos zu Themen wie Umweltschutz, nachhaltige Entwicklung, Projekte, die den sozialen Alltag verbessern. Christian de Boisredon:]
    "Der Chefredakteur von Le Monde hat einmal zu mir gesagt: Unser Blatt beschäftigt 350 Journalisten, aber es gelingt uns nicht, solche Themen wie Sparknews sie hat auszugraben. Denn wir kleben zu sehr an der Aktualität, an all dem, was lärmt. Von Gandhi stammt der Spruch: Ein fallender Baum macht viel mehr Krach als ein aufkeimender Wald. Unser Job bei Sparknews ist es, keimende Wälder aufzuspüren."
    Das französische Referenzblatt Le Monde ist auch einer von Sparknews Partnern beim 2. Impact Journalism Day dieses Wochenende. Christian de Boisredon hat 40 unter den bedeutendsten Zeitungen der Welt für das Projekt gewinnen können. Darunter in Italien La Stampa, die norwegische Aftenposten, den Tagesanzeiger aus der Schweiz, die China Post oder auch die Yemen Times. Jede unter ihnen bringt eigene Reportagen in den gemeinsamen Pool ein. Die Reichweite der Aktion: 100 Millionen Leser. Doppelt so viele wie bei der ersten Ausgabe des Impact Journalism Days, im Juni letzten Jahres. Damals machte auch die TAZ mit. Doch dieses Jahr ist kein deutsches Blatt dabei, bedauert Initiator de Boisredon:
    "Im letzten Jahr haben wir über einen Holländer berichtet, der eine Brille für die Dritte Welt entwickelt hat: Sie besteht aus zwei übereinandergelegten, verschiebbaren Gläsern und lässt sich auf jede individuelle Sehschwäche einstellen. Die Produktion einer solchen Brille kostet gerade mal 4 Dollar. Der Bericht erschien auch in der wichtigsten Tageszeitung von Singapur. Von dort hat uns dann ein Leser kontaktiert - er vertritt einen der größten Brillenglas-Hersteller der Welt. Wir haben das Unternehmen mit dem holländischen Erfinder zusammengebracht - derzeit arbeiten sie an einem Prototyp."