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Industrie in grün

Der verträgliche Umgang mit Ressourcen ist das große Thema der Hannover Messe in diesem Jahr, zusammengefasst unter dem Leitbegriff "Greentelligence". Ein Rundgang zeigt, wie viele Ansatzpunkte es dafür gibt.

Von Michael Engel | 24.04.2012
    "Hightech is Greentech!" Auf diese kurze Formel bringt der Zentralverband Elektrotechnik und Elektronikindustrie die Intention der Branche. Noch einen Schritt weiter geht der Hersteller eines 250-KW-Generators: "Mit der Natur im Gleichgewicht", steht da unter dem Firmen-Logo. Und die Fraunhofer-Gesellschaft, bekannt für industrienahe Forschung, stellt ihre Produkte in der Forschungshalle 2 in einem "Haus der Nachhaltigkeit" aus. Hartmut Pflaum vom "Fraunhofer Netzwerk Nachhaltigkeit" weiß, was die Unternehmen wollen.

    "Die Fraunhofer-Gesellschaft arbeitet ja viel mit Unternehmen zusammen. Und wir erleben einfach mehr und mehr, dass gerade Unternehmen auf uns zukommen mit der Frage, sagt mal, wie können unsere Verfahren, wie können unsere Produkte nachhaltiger werden. Was müssen wir dazu erstens wissen, und zweitens, was müssen wir dafür tun? Wie können wir Innovationsprozesse so gestalten, dass am Ende nachhaltigere Lösungen da sind als vorher."

    Das ist aber nicht einfach, denn Rohstoffpreise und Energiekosten steigen, Ressourcen werden knapp, und die Wünsche der Konsumenten ändern sich. Deshalb denken sowohl kleine und mittelständische Unternehmen als auch Großkonzerne weltweit um. Nach "Green IT" – dem Motto der Computermesse Cebit – folgt nun "Greentelligence" als Motto für die Industrieschau in Hannover. Wolfram von Fritsch – Vorstandsvorsitzender der Deutschen Messe AG:

    "Das ist wie ein grüner Faden, wenn man so möchte, der sich in allen acht Teilen der Hannover Messe widerspiegelt. Die Hannover Messe und die Industrie hat sich nicht einfach ein grünes Mäntelchen angezogen, weil das jetzt schick wäre, sondern im Grunde hat sie ein grünes Herz und die Hannover Messe ist das EKG. Wir wollen zeigen, dass es in allen Bereichen, bei den erneuerbaren Energien, im Automationsbereich, in der Zulieferung, in der Forschungsmesse, die wir hier haben, Ansatzpunkte für die Fragen unserer Zeit gibt."
    So präsentiert die Smart Hydro Power GmbH eine Turbine, die schwimmend im Fluss Strom erzeugen kann, für abgelegene Gebiete oder Entwicklungsländer. Zu sehen ist auch ein Miniwasserkraftwerk für den Hausgebrauch oder Toiletten mit Vakuumsystem, die Wasser sparen und dabei auch noch Biogas gewinnen. Mehr Leistung – weniger Rohstoffe. Für Klaus Mittelbach – Vorsitzender der Geschäftsführung im Zentralverband Elektrotechnik und Elektronikindustrie - ist das keine neue Entwicklung, sondern uralte Ingenieurskunst.

    "Ich glaube, in der Vergangenheit war es eher so, dass man nicht genau sehen konnte, was ist eigentlich sozusagen das Grüne, was ist das Effiziente, weil es ja häufig in der Maschine drin ist. Da ist ein Deckel drauf. Man kann nicht reingucken, selbst wenn man reinguckt, kann man es nicht genau erkennen. Und auch wir haben gelernt, haben auch lernen müssen, dass man den Deckel eben mal aufmacht und den Menschen reingucken lässt. Denn Technologie ist ja kein Selbstzweck, es hat ein Ziel, soll ein Produkt herstellen und das effizient, das heißt mit möglichst wenig Energie und Rohstoffverbrauch."

    Und in dieser Beziehung können auch die Ingenieure in China und den Schwellenländern wie Brasilien oder Indien noch viel lernen von ihren deutschen Kollegen. Nachhaltigkeit spielt dort in mehrfacher Hinsicht immer noch eine eher untergeordnete Rolle, sagt Hannes Hesse – Hauptgeschäftsführer vom Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbauer. Mittlerweile sanieren deutsche Anlagenbauer Hochhäuser in Taipeh, bauen Wasserwerke in Nanjing und U-Bahnen in Xiamen. Das Umdenken hat also begonnen.