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Is was?!

Thomas Gottschalk muss seinen Sendeplatz räumen. Hätte er doch nur die richtigen Gäste eingeladen: den Papst und Margot Honecker im Doppelpack, beispielsweise. Oder einen somalischen und einen deutschen, also politischen, Piraten.

Von Sigrid Fischer | 20.04.2012
    Rrrrreschpekt, so leicht gibt sich der Mann nicht geschlagen, fährt alles auf, was seine klägliche Quote noch aufpumpen könnte – Heidi Klum zugeschaltet vom kalifornischen Straßenrand, im Studio und quasi zum Anfassen die Oberweite von Pamela Anderson. Doch zu spät.

    Gottschalk: "Mir haben sie gekündigt."

    Rein in die Todeszone, raus aus der Todeszone, finito - am 7. Juni ist - Fronleichnam. Dieser verdammte Quotendruck bei den Öffentlich-rechtlichen – springt der gleich gebeutelte Harald Schmidt ihm bei. Im Unterschied zu dessen Late Night war ja "Gottschalk live" "ein Experiment", " (Piel) man hat mal ""was Neues am Vorabend" (Piel) ausprobiert – das sechste Talkformat in einer Woche in einem Programm. Das ist nicht zu viel, wie der WDR-Rundfunkrat moppert, man muss nur die richtigen Gäste einladen.

    WikiLeaker Julian Assange hat’s doch vorgemacht diese Woche, Talk mit dem Kopf der Hisbollah! Der eine im libanesischen Geheimversteck, der andere im britischen Hausarrest - via Monitor über eine russische Fernsehleitung und direkt ins Internet. So was bringt Quote und Schlagzeilen.

    Das kriegt die ARD wohl auch hin: Gottschalk hätte sich die Geburtstagskinder der Woche in den Quotenkeller laden können: Papst Benedikt und Margot Honecker – beide frische 85, im rechten wie im falschen Glauben.

    Oder Maischberger stellt ihre Polstergarnitur mal in die Fußgängerzone und spielt mit Salafisten ein knallhartes Bibelquiz. Und Beckmann holt zum Doppelschlag aus – mit einem somalischen und einem deutschen, also politischen Piraten im Erfahrungsaustausch über Themen wie Freiheit der Netze und fremdes Eigentum.

    Westerwelle:"Es ist notwendig, dass wir die Waffen der Piraten zerstören"

    Mitten in diversen Wahlkämpfen allemal , da gibt es keinen fieseren Gegner als die Piraten. Aus nix machen die 10,x Prozent nix. Da muss man sich auf einmal bewegen: Maulkorb für Abgeordnete mit eigener Meinung? Wie? Was? Wer? Mit uns doch nicht.

    Nahles: "Mit der SPD ist keine Einschränkung des Rederechts im Bundestag zu machen."

    Neeeein, und mit der CDU auch nicht, und mit der CSU ebenso wenig, und mit der FDP schon gar nicht. Wer hat sich das überhaupt mal ausgedacht? Wahrscheinlich Kristina "Danke – ne Fehlbesetzung bin ich selber" Schröder. Die hat ja schon mal komische Ideen.

    Unter www.nichtmeineministerin.de wird die Frauen- und Familienminister-strich-in gerade an den Herd zurück komplimentiert. Mit dem anonymen Bewerbungsverfahren wäre sie da vermutlich gar nicht erst von los gekommen. Da machen ja abgesetzte Showkerle nen besseren Job.

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    Und? Was wird nun aus Tommy? Einer wie er bewirbt sich nicht, den holt man sich und wird ihn nicht wieder los. Die ARD denkt schon über ein neues Experiment nach. Kleiner Tipp: der Freitagabend im Ersten, der ist bisher noch Talkshowfrei.

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