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Ist die Zukunft digital?

In den USA ist es eine Massenbewegung, in Deutschland noch ein Nischenprodukt: Elektronische Bücher, die auf Tablet-PCs gelesen werden. Auf der Frankfurter Buchmesse will man weiterhin in das neue Zeitalter aufbrechen. Das gedruckte Buch wird es jedoch immer geben.

Von Brigitte Scholtes | 11.10.2011
    Der Markt des gedruckten Buchs wird wachsen – langfristig gesehen. Davon sind zumindest die Verleger überzeugt. Kurzfristig sieht das etwas anders aus, sagt Gottfried Honnefelder, Vorsteher des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels:

    "Wir haben bis jetzt in diesem Jahr noch ein erhebliches Minus zu verkraften, das liegt zwischen zwei und drei Prozent, je nachdem in welchen Vertriebskanal sie da hineingehen. Da sieht es also nicht so aus, dass wir in Zukunft Wachstum haben. Aber ein Zeitraum von 15 Jahren ist ja doch noch mal was anderes als ein Jahr 2011, wo in diesem Jahr wo auf hohem Niveau nach den letzten Jahren, wo ja nur eine positive Entwicklung war, sich das Ganze sich jetzt etwas schwieriger anfühlt."

    2010 war der Buchmarkt noch leicht gewachsen mit einem Umsatzplus von 0,4 Prozent auf gut 9,7 Milliarden Euro. Doch die Branche ist verunsichert: Die elektronischen Bücher sind zwar am Umsatz gemessen noch recht unbedeutend mit einem Anteil von nur gut einem Prozent. Der dürfte in fünf bis zehn Jahren auf vielleicht fünf oder zehn Prozent steigen, glaubt Honnefelder:

    "Jedenfalls ist der Markt nicht so bedeutend, als dass man hingehen und sagen könnte: Hier frisst das eine Format das andere. Also, es wird so sein, dass sich das gedruckte Buch und auch das digitale Buch – und beides liegt ja im Zentrum verlegerischen und auch buchhändlerischen Tuns – dass die sich in den nächsten Jahren zusammen auf den Weg machen und nicht gegenseitig auffressen."

    Doch trotz des nur kleinen Anteiles macht die Buchbranche schon jetzt ähnliche Erfahrungen wie die Musikindustrie vor einigen Jahren. So würden derzeit schon 60 Prozent der elektronischen Bücher illegal heruntergeladen:

    "Das halte ich für eine relativ erschreckende Ziffer. Der Schaden, der dadurch angerichtet wird, der liegt ja, glaube ich, nicht nur auf der Ebene eines wirtschaftlichen Schadens für die Beteiligten. Das ist kein Problem der Piraterie von Verlegern oder Buchhändlern, glauben Sie es mir. Das ist ein gesamtgesellschaftliches Problem. Das hat wenig zu tun mit der Marke an der Stelle. Das hat etwas damit zu tun, dass Tausende von Menschen vom Urheberrecht leben."

    Ein neues Urheberrecht brauche es nicht, meint der Vorsteher des Börsenvereins. Man benötige Regeln für die Freiheit im Netz:

    "Es geht darum, eine im Grundsatz freie Bewegung, nämlich, dass es einen "free flow of information" gibt, dass jeder eigentlich an jede Information kommen kann, dass man das über einen Markt hin auslegt und regelt, und auch für einen gewissen Preis. Und da gibt es gewisse Vorbilder in der Papierindustrie, die sich sozusagen über Jahrhunderte bewährt haben, und das kann man auf die digitale Welt genauso ausdehnen."

    Es müsse spürbare Sanktionen für rechtswidriges Handeln geben, meint der Börsenverein. Eine Flatrate sei da der falsche Ansatz. Damit werde man dem Urheberrecht nicht gerecht.

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