Donnerstag, 25. April 2024

Archiv

Jubiläum
Elf Jahre SPRING-Magazin

Seit seinen Anfängen 2004 bewegt sich das jährlich erscheinende "SPRING"-Magazin irgendwo zwischen Illustration, Comic und Kunst und ist mittlerweile zu einer festen Größe im deutschsprachigen Comic-Geschehen geworden. Das elfjährige Bestehen feiern die Macherinnen nun mit einer Ausstellung in Hamburg.

Von Anette Selg | 07.07.2014
    Bunte Stifte.
    Am 11. Juli erscheint die neue Ausgabe des SPRING-Magazins. (picture-alliance / dpa / Horazny Josef)
    "Ich pack jetzt mal diese Wunderschachtel aus, da sind ganz viele Plakate drin. 15, um genau zu sein, und ein Heft. Und diese Plakate sind von den Zeichnerinnen gestaltet – und tatsächlich ist diese Schachtel wie eine Wunderkammer, die man betritt."
    Die Berliner Illustratorin Nina Pagalies ist eine von 15 Zeichnerinnen, die an der diesjährigen Ausgabe des "SPRING"-Magazins mitgearbeitet haben. Alle Plakate changieren zwischen den zwei Druckfarben: Tiefrot und Türkisgrün. Besonders auffallend: eine großflächige leuchtende Scherencollage der Illustratorin Stephanie Wunderlich oder auch die surrealen Körper-Landschaften, gezeichnet von der Comic-Künstlerin Ulli Lust.
    "Man entfaltet dann diese Bildwelten und Geschichten und wundersamen Berichte. Es gibt musikalische Wunder, One-Hit-Wonder. Es gibt die religiösen, poetischen und die ganz persönlichen, und sogar erotische Wunder sind dabei."
    Vor dem Wunder ging es bereits um Verbrechen, Familiensilber, Happyendings oder auch um das ABC of Tragedy – das Tragödien-Alphabet, mit Werken von über 30 Zeichnerinnen.
    Zwischen Illustration, Comic und Kunst
    Seit seinen Anfängen bewegt sich das jährlich erscheinende SPRING-Magazin immer irgendwo zwischen Illustration, Comic und Kunst und ist mittlerweile zu einer festen Größe im deutschsprachigen Comic-Geschehen geworden.
    "Das Projekt hat sich auch ausgewachsen über das Magazin hinaus. Es gibt inzwischen Workshops, die von "SPRING" gegeben werden, also von jeweils verschiedenen Gruppenmitgliedern."
    Gegründet wurde "SPRING" im Jahr 2004 von Claudia Ahlering und Claire Lenkova, die damals bei der Comic-Zeichnerin und Kunstprofessorin Anke Feuchtenberger an der Hamburger Hochschule für Angewandte Wissenschaften studierten.
    "Vor zehn oder mittlerweile elf Jahren war die Comic-Szene natürlich noch viel stärker männerdominiert. Mit dem Gebiet Graphic Novel, mit diesem neuen Interesse an anderen Geschichten, ist auch die Seite der Frauen, glaub ich, gestärkt worden. Es sind inzwischen viel mehr bekannte Comic-Zeichnerinnen, eben Leute, die Bildergeschichten erzählen aus weiblicher Sicht, dazugekommen in diesen Kreis. Vielleicht hat SPRING ja auch dazu beigetragen."
    Entscheidung ist Chefinnensache
    Das "SPRING"-Magazin erscheint im Selbstverlag, alle teilnehmenden Zeichnerinnen arbeiten umsonst für das Heft. Ein Frauen-Heft ist "SPRING" seit der ersten Ausgabe.
    "Der innere Zirkel der Entscheidung, der wird immer noch von den Frauen beherrscht. Das ist uns auch wichtig. Wir funktionieren gut als Frauengruppe, das haben wir gemerkt. Das ist wahrscheinlich auch nicht zufällig so. Deshalb sind wir bisher dabei geblieben. Als Gäste sind Männer auch durchaus willkommen, vielleicht nicht unbedingt in diesem Gruppenzirkel."
    Tatsächlich finden sich auch Männer im diesjährigen "SPRING"-Schuber, der wunderschön mit Menschen, Tieren und rätselhaften Gestalten in Scherenschnittoptik bedruckt ist. Im Innern gibt es neben den Plakaten noch ein Heft mit sechs Prosatexten zum Thema Wunder, unter anderem von dem Berliner Schriftsteller Jochen Schmidt .
    "Ich glaube nicht an Gott, aber ich glaube an Wunder, weil ich schon so viele im Leben gesehen habe."
    "Die riesigen ausgelatschten Pantoffeln von meinem Vater. Fleischfressende Pflanzen. Spielzeugautos, die man mit einer Fernsteuerung bewegen kann. Menschen, die Selbstgespräche führen."
    "Das ist so ne Philosophie von "SPRING" eben auch, dass man ohne Auftraggeber frei wirken kann. Natürlich am besten noch, wenn man unkommerziell ist. Weil dann hat man noch nicht einmal den Druck, irgendetwas auf dem Markt platzieren zu müssen.
    Da machen wir dann eher so verrückte Sachen, dass wir in so einen Wunderschuber investieren und all unser erspartes SPRING-Geld auf'n Kopf hauen. Aber das ist so ein Ideal, eine Kulturproduktion auch entstehen zu lassen, die unabhängig ist von kommerziellen Beweggründen. Das ist ja schon auch ein Wert, den wir da hochhalten wollen."
    "Tiefflieger. Gebratene Flunder. Blutorangen. Lebensmüde Menschen. Lianen im Urwald. Der Hohlraum, in dem der Bäcker geschlafen hat."
    Ausstellungstipp:
    In Hamburg eröffnete am 5. Juli eine "SPRING"-Magazin-Ausstellung. Vom 7. bis 10. Juli gibt es täglich WUNDER-Ausstellungen zum Jubiläumsheft sowie Kinovorführungen im Projektor Kultureller Raum in der Sternstraße 4, 20357 Hamburg.