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Jugend forscht und tauscht sich aus

In Darmstadt geht am Wochenende das "International Summer Science Camp" zu Ende. 63 Jugendliche und junge Erwachsene mit besonderem Hang zur Naturwissenschaft haben Forschungseinrichtungen besucht und miteinander diskutiert. Veranstalter ist der Verein "JuForum", in dem sich junge Naturwissenschaftler zusammengeschlossen haben.

Von Thomas Wagner | 10.08.2007
    Mehrere Rechner stehen in dem nüchternen Laborraum, ebenso ein merkwürdiges transparentes Gehäuse mit einer sich drehenden Scheibe - davor der Mitarbeiter des Max-Planck-Institutes für Astronomie Heidelberg, der das alles auf Englisch erklärt. 63 junge Frauen und Männer hören ihm aufmerksam zu. Einer von ihnen ist Thomas Berndt aus Bremen, der im Wintersemester sein Physik-Studium beginnen wird:

    "Es geht darum, Teleskope für Satelliten zu bauen, und dass die im Weltraum gekühlt werden müssen. Und das wird hier im Labor entwickelt und getestet."

    Frühmorgens schon ging es los, mit dem Bus von der Jugendherberge Darmstadt zum Institut nach Heidelberg. Busfahren sind die Schüler und Studierenden der Gruppe gewöhnt. Tags zuvor ging es zum ESOC-Testzentrum der Europäischen Weltraumorganisation ESA. Wenig später steht die Biochemie der Uni Frankfurt auf dem Programm. Sommerzeit - das ist "Science - Camp - Zeit":

    "Es geht darum, dass viele junge Menschen zusammen kommen, verschiedene Institute, verschiedene Wissenschaftsbereiche kennen lernen, sehen, was dort geforscht wird aktuell, aber natürlich auch der Austausch naturwissenschaftlich interessierter Menschen untereinander."

    Nora Wender aus Heidelberg hat soeben ihr Studium der Biotechnologie abgeschlossen. Als sie von der Möglichkeit erfuhr, am einwöchigen Science Camp teilzunehmen, hat sie sofort zugesagt:

    "Ich finde es eben in erster Linie interessant, so viele naturwissenschaftlich interessierte Leute aus so vielen Ländern zu treffen, zu hören: Was ist dort gerade interessant, was wird dort gerade aktuell besprochen und was sind dort die Organisationen, in denen sich naturwissenschaftlich interessierte Menschen treffen?"

    Die jüngste Teilnehmerin ist 14, die älteste 28 Jahre alt. Und sie kommen unter anderem aus Portugal, aus Litauen, aus Norwegen und aus Schweden. Wie alt gediente Naturwissenschaftler auf internationalen Kongressen können sie sich auf dem "Summer Science Camp" über fachliche Themen unterhalten. Und nicht nur das: Zwischen den Besuchen der verschiedenen Institute knüpfen die Junior-Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler schon mal auch die notwendigen Kontakte, aus denen später einmal grenzüberschreitende Forschungsprojekte hervorgehen. Tobias Bladini, Jung-Informatiker aus Göteborg:

    "Wenn wir den Kontakt noch halten, dann ist die Zusammenarbeit über die Grenzen viel, viel einfacher. Man hat eben schon ein Gesicht vor sich. Ich stelle mir auch vor, dass wissenschaftliche Zusammenarbeit einfacher ist, wenn man schon einige Leute kennen gelernt hat."

    Dass sich die jungen Nachwuchswissenschaftler auf dem Science Camp untereinander kennen lernen, ist wiederum das Verdienst des Vereins "JuForum e.V.":

    "Das ganze Netzwerk ist im Jahre 2000 entstanden, wo zwölf Teilnehmer am Wettbewerb ‚Jugend forscht' auf Bundesebene den Kontakt zueinander nicht verlieren wollten und den Gedanken, dass auch junge Menschen Naturwissenschaft vorantreiben können, begreifen können, etwas aktiv machen können, so gut fanden, dass sie am Anfang eher ein Ehemaligen-Netzwerk, nun aber einen Verein von naturwissenschaftlich interessierten jungen Leuten gegründet haben."

    Marco Möller aus Darmstadt studiert neben Physik auch Informatik und gehört zum Organisationsforum des "JuForums". In den Unis präsent sein, in diesem Jahr das "Summer Science Camp" organisieren - das sind schon mal zwei wesentliche Aufgaben. Daneben gehen die Mitglieder des "JuForums" in die Schulen, um für Physik, Chemie, Bio und Mathe zu begeistern:

    "Gerade beim Wettbewerb ‚Jugend forscht', mit dem einige von uns verwurzelt sind, ist uns aufgefallen: Die meisten kamen per Zufall zu dem Wettbewerb. Und damit ist ihre Karriere Richtung Wissenschaft gestartet. Es sind nach unserer Erfahrung viele, die Interesse haben. Bloß, es fehlt der initiale Funke, dass jemand sagt: Macht doch mal, es ist gar nicht so schwer - und dann geht es los."

    Deshalb sind etwa ein Drittel der Teilnehmer am "Summer Science Camp" auch naturwissenschaftlich interessierte Schüler, die mit einem naturwissenschaftlichen Studium liebäugeln, aber nicht so recht wissen, was da auf sie zukommt. Alexandra Sodina aus Düsseldorf:

    "Ich bin als externer Schüler quasi hier. Für mich ist ganz besonders daran interessant, dass es ansonsten ja sehr wenig Möglichkeiten gibt, mit der Forschung in Kontakt zu kommen, als Schüler insbesondere. Von daher ist der Austausch der Informationen auch sehr wichtig, aber auch die persönliche Seite, dass man Leute kennen lernt, die die gleichen Interessen haben."

    Das sagen alle Teilnehmer, was seinen guten Grund hat: Denn Kontakte, die beim "Summer Science Camp" des JuForums zu Stande kommen, können später einmal hilfreich sein - bei der Jobsuche oder bei dem Wunsch, für ein paar Semester an einer anderen Uni, möglicherweise im Ausland, zu studieren. Marco Möller nennt ein Beispiel:

    "Mein Bruder hat gerade angefangen zu studieren. Und vorher war die Frage: Wo könnte man gut Geologie, Geowissenschaften studieren? Was ist das überhaupt? Ich konnte ihm da gleich zig Leute aus ganz Deutschland nennen, die so etwas studieren, die da Erfahrung haben, die ihm etwas zu den einzelnen Fächer sagen können. Da haben wir mittlerweile die kritische Masse überschritten, so dass wir da auf jeden Fall Hilfestellung leisten können."

    "Everyone: We meet at 7'0 clock at the mensa Marstall."

    Letzte Instruktionen vom Organisations-Team, bevor der Bus die Junior-Wissenschaftler in die Heidelberger Innenstadt bringt. Das gesamte Science Camp Programm haben die JuForum-Mitglieder in Eigenregie geplant und organisiert. Dabei lernen die Nachwuchswissenschaftler Dinge, die ihnen an der Hochschule zumeist nicht vermittelt werden, die aber im späteren Wissenschaftsbetrieb überaus wichtig sind. Rolf Behrendorf, JuForum-Mitglied und Physik-Student:

    "Ich habe letztes Jahr in Hamburg so eine Veranstaltung mit organisiert. Da habe ich sehr viel über die Organisation solcher Dinge gelernt. Wenn man Sponsoren gewinnen will, muss man wissen, dass man ein Jahr vorher anfragen muss, bevor die Gelder verplant sind. Man muss Räume organisieren, der Professor muss Zeit haben. Also, es ist auf jeden Fall nützlich."