Samstag, 04. Mai 2024


Juni 2013: NaturWunder

Im Juni ist »lyrix« gemeinsam mit dem Schriftsteller Steffen Popp zu Gast im Museum für Naturkunde Berlin. Im Zentrum des Wettbewerbsmonats steht die Biodiversitätswand des Museums, die eindrucksvoll mittels 3000 präparierter Tierarten das Thema "Artenvielfalt" veranschaulicht.

01.06.2013
    Unsere Natur ist ein kaum vollständig erkundbares Phänomen, sie beherbergt zahlreiche Tierarten und bietet ihnen ein Zuhause. Im Museum für Naturkunde Berlin können wir einige dieser Arten besichtigen, beispielsweise an der Biodiversitätswand. Diese Installation zieht den Museumsbesucher durch die ungeheure Anzahl einzelner Exponate in seinen Bann und bietet sicherlich interessante Anregungen für eure Texte.

    Die Wand zeigt die Farben- und Formenvielfalt der belebten Natur in Form von 3000 präparierter Tierarten und kann auch im Internet bis ins Detail erforscht werden. (Die Biodiversitätswand ist auf Grund ihrer Größe am besten in der Zoom-Version auf der Seite des Museums zu sehen.)
    Die heute existierende Artenvielfalt ist sehr viel höher, man schätzt sie auf 4 bis 40 Millionen. Doch heute ist erst ein kleiner Teil der existierenden oder bereits ausgestorbenen Arten erforscht und ständig werden neue Arten entdeckt und dokumentiert.

    Wir freuen uns auf eure Gedichte über die erforschte und auch unerforschte Artenvielfalt unserer Natur.

    Der passende Text zum Museum und Exponat entstammt im Juni der Feder des zeitgenössischen Lyrikers Steffen Popp. Dieser ließ sich während eines Besuchs im Museum für Naturkunde nicht nur zu seinem Gedicht "Gesten, die uns entgegenkamen wie Wild" inspirieren, sondern schrieb es auch direkt vor Ort.

    Wer sich auch direkt vor Ort inspirieren lassen will: Am Freitag, den 14. Juni 2013, findet ab 14.00 Uhr im Museum für Naturkunde eine Schreibwerkstatt mit Steffen Popp statt. In der Schreibwerkstatt können die Teilnehmerinnen und Teilnehmer erste Erfahrungen auf dem Gebiet des Kreativen Schreibens machen.

    Hier findet ihr unsere E-Mail Vorlage.
    Die aktuellen Wettbewerbsbedingungen könnt ihr online nachlesen.

    Gesten, die uns entgegenkamen wie Wild

    – ein Streichelzoo, ausgestopft, oder die geologische Sammlung
    darin wir küssten. Namenlose Ammoniten im Glanz der Vitrinen
    schnäbelten besser in ihrem silurischen Schiefer, saugten ewiger
    schwärmten harmonischer, zögerten königlich – wir, ungelenk
    aufrecht an Innenskeletten, zwei Hominiden in Wollüberzügen
    lederumhüllte Senkfüße auf Parkett, die uns in entlegene Kabinette
    zu den Wurmartigen trugen, den Schnecken. Dieses Geziefer
    war in uns, nicht nur als totes Genom – ich ahnte, du schwiegst
    eine Membran für das Ausstellungsklima, nahe den Präparaten.
    Wandhohe Fenster, der Abend pflanzenverhangen, mit Regen
    Wagen, kompakte Reptilien, spurten im eigenen Licht über Brücken.
    Ähnelten uns diese Trassen, Steinlagen am Grund, frequentiert
    von Gedanken – Erinnerungskegel, die aufschienen, sich formten
    bewegten und, unbegriffen, wieder in Dunkelheit lösten.

    (aus: Steffen Popp, Kolonie Zur Sonne, kookbooks 2008)

    Steffen Popp, 1978 in Greifswald geboren, lebt und arbeitet nach einem Studium der Philosophie und Germanistik in Berlin. Er publizierte die Gedichtbände "Wie Alpen", "Kolonie Zur Sonne" und "Dickicht mit Reden und Augen", den Roman "Ohrenberg oder der Weg dorthin", der u.a. für den Deutschen Buchpreis nominiert war. Zahlreiche Auszeichnungen, zuletzt: Rauriser Literaturpreis, Leonce-und-Lena-Preis, Preis für Internationale Poesie der Stadt Münster.

    Das Museum für Naturkunde Berlin umfasst über 30 Mio. Sammlungsobjekte und ist damit eines der bedeutendsten naturhistorischen Forschungsmuseen weltweit. Das wohl bekannteste Ausstellungsstück ist der Brachiosaurus brancai. Bei diesem Dinosaurier handelt es sich um das größte, aus Originalknochen aufgebaute Dinosaurierskelett der Welt.

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    Lyriker Steffen Popp (Renate von Mangoldt)
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    Museum für Naturkunde Berlin (Museum für Naturkunde, Berlin)