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Kapitän Jürgen Schwandt
Eine Stimme gegen Rechts verstummt

Die sogenannten Sozialen Medien trauern, zumindest ein Teil: Kapitän Jürgen Schwandt hat seine letzte Kolumne geschrieben. Die machte ihn über die Grenzen seiner Heimatstadt Hamburg hinaus bekannt - aber auch zum Ziel von Hassbeiträgen.

    Der ehemalige Kapitän Jürgen Schwandt, hier im Hafen in Hamburg
    Der ehemalige Kapitän Jürgen Schwandt, hier im Hafen in Hamburg (picture alliance / dpa / Christian Charisius)
    Schwandt war sein Leben lang unterwegs. Seit seinem 16. Lebensjahr zu See, zunächst als Schiffsjunge, später als Kapitän. Und zuletzt in Fernsehen, Zeitung und Internet. Dort schrieb und sagte der 80-Jährige, was ihn bewegte: Warb für mehr Menschlichkeit und Unterstützung, wandte sich gegen Rechtsextremisten (sein eigener Vater war Nationalsozialist gewesen) und kritisierte Rechtspopulisten von Donald Trump bis AfD.
    Seinem Facebook-Auftritt folgten mehr als 150.000 Menschen, Auftritte in Talksendungen sahen Millionen, seine erst vor einem halben Jahr erschienene Biografie "Sturmwarnung" wurde zum Bestseller.
    Doch Schwandt erlebte auch die Schattenseiten, die eine öffentlich vertretene Haltung, wie die seine, in diesen Tagen provoziert. In Kommentaren wurde er als "Kapitän der Linknazis" bezeichnet, als "Kinderschänder", als "Trottel", der "sterben gehen" solle.
    Sein Biograf Stefan Kruecken beschrieb im August in einem Beitrag die Angriffe: Dass diese zuletzt zunehmend von Menschen erfolgt seien, "die dies unter ihrem 'Klarnamen' tun, mit ihren Kindern und Haustieren im Profilbild, und sie scheinen überhaupt keine Furcht vor einer strafrechtlicher Verfolgung zu haben". Wie die AfD in seiner Gemeinde für ein Klima sorge, von dem sich lokale Politiker eingeschüchtert fühlten.
    "Zeit von der Brücke zu gehen"
    Nun bereitet sich Schwandt auf den letzten Weg vor. Er sei krank und habe nicht mehr die Kraft, sich "um die Themen zu kümmern, mit denen ich Sie zum Grinsen, zum Nachdenken oder ein paar Reeder und rechtsdrehende Trottel zum Ärgern bringen kann". Ein alter Kapitän wisse, "wann es für ihn an der Zeit ist, von der Brücke zu gehen", schreibt der Ex-Kapitän in seiner letzten Kolumne für die "Hamburger Morgenpost", der 126. Folge. Er unterstreicht in seinem Beitrag, dass es ihm wichtig gewesen sei, klar Position zu beziehen.
    "Als Leidtragender des Dritten Reiches hatte ich mir geschworen, aufzustehen gegen die neuen Rechten, gegen die AfD und NPD. Mir gefiel es, dass ich meine Popularität für Schwache und Außenseiter einsetzen konnte." Jetzt müsse er seine Kräfte sammeln für den letzten Abschnitt seines Lebens.
    (bor/fwa)