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Karriereberatung
Der Motivation auf den Grund gehen

Kaum eine Karriere verläuft ohne Brüche. Menschen, die ihren Arbeitsplatz wegen Mobbing oder Personalumstrukturierung wechseln möchten, lassen sich oft beraten. Karriereberater wie Markus Väth helfen dabei, die eigenen Stärken und Schwächen herauszuarbeiten.

Von Constanze Elter | 06.08.2015
    Ein Hinterhaus in der Nürnberger Altstadt. Vor dem Gebäude laufen Touristen vorbei, die den Weg zum Hauptmarkt suchen. Wer hier stehen bleibt, bewundert entweder die Auslage des Handarbeitsladens an der Ecke. Oder er ist auf einem anderen Weg – dem Weg zum besseren Job.
    In der dritten Etage des Hinterhauses liegt das Büro von Markus Väth. Der studierte Diplom-Psychologe arbeitet seit zehn Jahren als Coach, Trainer – und als Karriereberater. Wer zu Markus Väth kommt, befindet sich meist in einer beruflichen Sackgasse. Zum Beispiel, weil ihm plötzlich Verantwortung entzogen wurde. Oder weil der Chef gewechselt hat. Manche quälen sich über Jahre. Andere brauchen einen Sparringspartner, um über einen Jobwechsel nachzudenken. Der Karriereberater Väth versucht, mit ihnen eine andere Richtung einzuschlagen.
    Berufliche Sackgasse
    "Die meisten Leute kommen mit so einer Minusmotivation. Ich will da weg, aus dem und dem Grund. Böser Chef, zu wenig Geld, blöde Kollegen, Mobbing usw. Und die erste Frage, die ich den Leuten stelle, ist: Pass auf, wir wissen jetzt, wovon du weg willst. Das reicht aber nicht. Das reicht für dich nicht, das reicht für mich nicht, das reicht auch nicht für den Arbeitgeber. Wohin willst du, was ist dir überhaupt wichtig?"
    Fragen zu stellen: Darin sieht der Karrierecoach seine Hauptaufgabe. Wo andere Berater esoterische Methoden anwenden, möglicherweise sogar Tarotkarten legen, versucht Väth den Lebenslauf abzuschreiten. Seine Klienten bekommen als erste Hausaufgabe, einen ganzheitlichen Lebenslauf zu erstellen: Nicht nur die normalen beruflichen Stationen gehören dazu, sondern auch eine abgebrochene Ausbildung, eine Weltreise oder ausgefallene Hobbies. Auch die Herkunft und die Familie spielen für die Beratung bei Markus Väth eine Rolle. Lebenslaufarbeit nennt er das:
    "Nach und nach formt sich dann ein Bild, und zwar ein Bild der Ausbildung, ein Bild der Motivation, auch ein Bild, wie so jemand mit Entscheidungen umgeht, mit Initiative, mit Aufgabe, was er so eine Sicht hat auf die Menschen. Und aus diesem Gesamtbild heraus haben Sie als (...) handfestes Ergebnis einen tadellosen Lebenslauf, der so ausgerichtet ist, dass er die Informationen über den Kunden transportiert, die ein Arbeitgeber interessant findet."
    Glatte Lebensläufe bringen nicht weiter
    Von schablonenhaften Lebensläufen oder Karrierewegen hält Väth nicht viel. Jedem sei etwas anderes wichtig – dem einen Geld, dem anderen Kollegialität, dem dritten Verantwortung. Auch Routine an sich ist nach Einschätzung des Karriereberaters nicht immer verkehrt:
    "Nur weil jemand viel Routine hat, heißt es noch nicht, dass der Job an sich schlecht ist. Denn den super-herausfordernden, total abwechselnden Job, den gibt's sehr selten. Den wird's auch im neuen Job vielleicht geben, aber vielleicht auch nicht. Deswegen ist es ein ganz gefährlicher Gradmesser, wenn man sagt: Wie viel Routine habe ich im Job? Wie viel muss ich gerade abarbeiten? Und daraus schöpfe ich dann eine Wechselmotivation. Das ist ein Punkt, aber das muss wirklich sorgfältig geprüft werden."
    Unbedingt wechseln sollte aber jeder, dem die Arbeit im wörtlichen Sinne auf den Magen schlägt. Trotzdem: Auch eine Karriereberatung bietet keine Erfolgsgarantie. Auch nicht für einen neuen Job.
    "Das mindeste, was jemand zum Beispiel aus einer Karriereberatung herausholt und der dann doch im alten Job bleibt, ist: dass er dieses Wissen über sich und über seine Stärken und über seine Mentalität und auch zum Beispiel, wie er mit Menschen umgeht, dass er dieses Wissen besser in seinen Job einbringen kann. Und wenn er das kann, dann verbessert sich hoffentlich auch sein tägliches Arbeitsdasein."