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Milliarden von Tieren wandern. Sie suchen unterschiedliche Gebiete, Rastplätze auf innerhalb ihres Lebens oder auch innerhalb einer kurzen Zeit, während der Brutzeiten. Wale z.B. durchqueren Ozeane oder z.B. die Küstenseeschwalbe, die fliegt ungefähr 16 000 km in einem Jahr und es ist eminent wichtig, diese Tiere zu schützen, und wir müssen eben dafür Sorge tragen, dass das nicht nur an einem Ort passiert, sondern eben auch international, denn den Tieren wäre nicht damit gedient, wenn sie in dem einen Staat erhalten werden, aber diesen weitergehenden Schutz nicht in anderen Staaten gewährleisten kann.

Von Johannes Kaiser | 23.06.2004
    Veronika Lenarz, Sprecherin des UN-Sekretariats der Bonner Konvention kennt viele Gefahren, die den reisenden Tieren drohen. Pestizide aus der Landwirtschaft, chemische Abfälle aus der Industrie bedrohen ihre Rückzugsgebiete ebenso wie Unwissen oder Armut:

    In der früheren Sowjetunion, wo für viele Menschen die Lebensgrundlage weggebrochen ist, wird man sich natürlich da erst mal an den Tieren schadlos halten, um erst mal kurzfristig seine eigenen existentiellen Bedürfnisse zu decken. Also in Russland ist das z.B. die Saiga-Antilope, die ganz massiv bejagt wird. Sie wird natürlich so als Fleischlieferant gejagt, aber auch deshalb, weil die männlichen Tiere also ein Horn haben, was für die chinesische Medizin sehr interessant ist, und das ist natürlich noch ein riesenweiter Weg, in diesen Ländern einen Bewusstseinsprozess dann in Gang zu setzen, der die Tiere auf Dauer davor schützen könnte, und dazu würde natürlich auch gehören, dass solche Länder der Konvention beitreten und also China ist z.B. auch noch ein weißer Fleck auf unserer Landkarte. Aufgrund allein der schieren Dimension des Landes ist es für uns also auch eminent wichtig, China als Vertragsstaat zu gewinnen.

    Doch nicht nur China gilt es zu gewinnen. Bis heute frönt Japan der Waljagd. Besonders bedroht sind derzeit die Walhaie. Die bis zu 15 Meter Länge heranwachsenden, bis zu 15 Tonnen schweren Tiere, trotz ihres angsterregenden Namens friedlichen Plantonfresser, erzielen in Asien, insbesondere in Taiwan und Hongkong als gefragte Delikatesse Höchstpreise von 3000 € pro Exemplar. Das lockt zahlreiche Wilderer auf den Plan, die die Walhaie inzwischen an den Rand der Auslöschung gebracht haben. Hier soll nächstes Jahr eine internationale Konferenz endlich für bessere Schutzbestimmungen sorgen.
    Die Bonner Konvention hat schon manches nützliche Abkommen auf den Weg gebracht, wie das Beispiel der Seehunde in der Nordsee zeigt, so Holger Wesemüller, stellvertretender Vorsitzender der Europarc Deutschland, der Europäischen Nationalparkvereinigung, die eng mit dem UN-Sekretariat zusammenarbeitet:

    Es wurde ein Managementplan aufgestellt, der läuft von 2002 bis 2006. Ich glaube, so gut ist kaum eine Tiergruppe untersucht im marinen Bereich wie die Seehunde im Wattenmeer von Dänemark bis in die Niederlande und es ist im Grunde genommen bekannt, jeden Tag wie viele neue Tiere, Heuler sind geboren, wie geht es der Population und man ist also sehr im Bilde über den gesamten Seehundbestand, wie wohl nirgends sonst auf der Welt.

    Das Bonner Sekretariat bemüht sich aber nicht nur um Schutzabkommen, man kümmert sich auch um die Erforschung der Lebensgewohnheiten der bedrohten Arten, um besser abschätzen zu können, wie sich sie am wirkungsvollsten schützen lassen. Dabei setzt man auch auf die Propagierung neuer Techniken wie z.B. so genannter Pinner an Fischereinetzen, die akustische Signale aussenden, durch die Wale oder Delphine von den Netzen ferngehalten werden.
    Allerdings leidet die Bonner Konvention darunter, dass sie keinerlei Sanktionen gegen diejenigen Vertragsstaaten verhängen kann, die die Schutzbestimmungen verletzen. Dennoch ist Markus Nipkow, Vogelschutzreferent des Naturschutzbundes Deutschland, vom Nutzen des UN-Sekreatriats überzeugt:

    Die Bonner Konvention bietet für einen Naturschutzverband wie den Nabu auch ein sehr hilfreiches Netzwerk, nicht. Sie haben die Möglichkeit, sehr viele Staaten zu erreichen, die dieser Konvention beigetreten sind und bsw. mit den Resolutionen, die regelmäßig verabschiedet werden zu ganz bestimmten Themen, haben wir die Möglichkeit, international Druck auszuüben bsw. wie bei der letzten Vertragsstaatenkonferenz, als es um das Thema Vogelschutz an Energiefreileitungen ging. Die Konvention macht natürlich zunächst mal aufmerksam auf viele Probleme, die sonst gar nicht so sichtbar würden, sie kommuniziert sie weltweit in ihrem Netzwerk. Dann hat sie die Möglichkeit, bestimmte Forderungen zu stellen, bestimmte Empfehlungen zu geben und vor allen Dingen, es wird ja auch überprüft, welche Erfolge erzielt werden, also die Vertragstaaten verpflichten sich ja auch darüber Rechenschaft abzulegen, was sie in punkto Schutzbemühungen im einzelnen erreicht haben und wenn da nichts passiert, dann steht so ein Land natürlich schlecht da.