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So geht Elterninitiative

Die Eltern in der Kita "Schmuddelkinder" haben sich teils bewusst dafür entschieden, teils ihre einzige Chance auf einen Kita-Platz genutzt. Erst nach und nach wird ihnen klar, was es bedeutet, Mitglied einer Elterninitiative zu sein. Viel Arbeit, aber auch viel Mitspracherecht und ein enges Miteinander.

Von Jessica Sturmberg | 14.01.2016
    Kinderspielzeug hängt an einem Rahmen. Im Hintergrund spielt eine Erzieherin mit zwei kleinen Kindern
    Die Eltern müssen mit ran, haben dafür aber auch was zu sagen (dpa / Julian Stratenschulte)
    Eine kleine Feier in der Kita "Schmuddelkinder" in Köln. Die Erzieherinnen haben sich ein liebevolles Kasperle-Theaterstück ausgedacht, die Kinder sitzen wie gebannt vor der Bühne, lauschen aufmerksam und fiebern mit dem Kasperle mit.
    Das Besondere: Eltern, Erzieher und Kinder sind alle voll eingebunden. Sie haben die Feier zusammen geplant, die Kita geschmückt, gebacken und sich Spiele ausgedacht. Dieses Miteinander gibt es nicht nur bei Feiern, sondern generell. Auch wenn die Aufgaben grundsätzlich klar verteilt sind:
    "Die Elterninitiative hat einen Vorstand, der ist der Arbeitgeber, die Erzieher sind von uns angestellt, wir reden denen aber nicht in die pädagogische Arbeit hinein. Das ist ein Geben und Nehmen."
    Erzählt Martina Braun, Mutter eines der Kinder und bis vor kurzem Vereinsvorsitzende. Was es bedeutet, Mitglied einer Elterninitiative zu sein, wird neuen, interessierten Eltern sehr genau und intensiv erklärt.
    "Hallo ich bin die Astrid, herzlich willkommen, seht euch um, nehmt euch was zu Essen, zu Trinken, wir treffen uns gleich alle hier vorne."
    Tag der offenen Tür am Wochenende. Die kleine Turnhalle - ein ehemaliger Gemeindesaal - ist vollbesetzt. Viele Eltern sind gekommen, teils aus Not, rechtzeitig einen Kita-Platz zu finden oder weil sie sich bewusst für eine Elterninitiative interessieren.
    Hier kennt jeder jeden
    Die Schmuddelkinder sind eine Gruppe mit 16 Kindern ab 4 Monate bis zum Schulalter. Es ist wie in einer Großfamilie. Die ganz Kleinen und die großen Kinder wachsen zusammen auf, kennen fast alle Eltern und umgekehrt kennen auch die Eltern alle Kinder.
    Am Tag der offenen Tür wollen die meisten Eltern wissen, wie viel sie sich einbringen müssen und wie groß die Chance ist, einen Platz zu bekommen. Beides hängt miteinander zusammen, erläutert Martina Braun:
    "Elterninitiative heißt: Die Eltern müssen hier auch schon mitmachen, es geht nicht, dass man sich komplett hier rauszieht und danach treffen wir auch die Auswahl auch. Wir sehen ja auch direkt, will jemand den Platz haben, nur weil er jetzt unbedingt einen Platz braucht oder will er den Platz haben, weil er sich Gedanken gemacht hat."
    Gedanken, darüber, was eine Elterninitiative so mit sich bringt. An Vor- sowie an Nachteilen. Beides kommt deutlich zur Sprache. Ein Vorteil sind etwa die Gestaltungsmöglichkeiten. Bei den Schmuddelkindern gibt es beispielsweise nur Bio-Essen, Frühstück und Nachspeise gern frisch vom Biobauern, Mittagessen vom Bio-Caterer, alles vegetarisch, weil Biofleisch zu teuer wäre.
    100 Euro im Monat - den Elternbeitrag haben die Eltern festgelegt
    Auch den Elternbeitrag, der zusätzlich zur städtischen Gebühr anfällt, bestimmen die Eltern selbst. 100 Euro im Monat für Essen, Windeln, Basteln, Ausflüge, Geschenke. Alles drin. Nachteil einer Elterninitiative: jedes Elternpaar muss eine oder mehrere Aufgaben übernehmen. Von der Vorstandsarbeit bis hin zum Spüldienst. Und das kann die Eltern gelegentlich herausfordern, manchmal auch überfordern. Von den vielen Interessierten am Tag der offenen Tür sind die meisten bis zum Schluss geblieben. Die potenziellen neuen Eltern sehen es pragmatisch:
    "Ist natürlich schon bequemer ohne, aber erstens ist man ja froh über alles, was man bekommt und uns ist bewusst, dass man auf die eine oder andere Weise Zeit investiert und wenn wir weit fahren, ist das ja auch ein täglicher Zeitverlust. Ist wahrscheinlich besser investiert, in der Kita zu arbeiten."