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Kontrollen
Verbraucherschützer finden Blei und Cadmium in Modeschmuck

Verbraucherschützer warnen vor gefährlichen Rückständen in Modeschmuck: Bei Kontrollen wurde in zehn von hundert Proben mehr Blei als erlaubt gefunden, der Grenzwert für Cadmium wurde sogar in zwölf von 100 Proben überschritten. Die Kontrolleure untersuchten auch Kräuter auf belastende Rückstände - gaben hier aber Entwarnung.

Von Philipp Banse | 30.11.2016
    Modeschmuck mit farbigen Perlen als Nahaufnahme
    Die Kontrolleure empfehlen, keinen billigen Modeschmuck zu kaufen. (imago/JuNIArt)
    Die Lebensmittelkontrollbehörden der Länder untersuchen regelmäßig pflanzliche Lebensmittel. Im vergangenen Jahr haben sie erstmalig auch die vier folgenden Kräuter untersucht: Rosmarin, Dill, Oregano, Schnittlauch.
    "Hier fielen etwa acht Prozent aller Proben durchschnittlich durch eine Überschreitung der Grenzwerte durch Pflanzenschutzmittelrückstände auf," sagt der Präsident des Bundesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit, Helmut Tschiersky.
    Bei den einzelnen Kräutern wurden die gesetzlichen Grenzwerte für Pflanzenschutz- und Schädlingsbekämpfungsmittel unterschiedlich überschritten: Bei Rosmarin waren von 100 Proben neun über dem Grenzwert, bei Dill 6,5 Prozent. Das deckt sich mit Kontrollergebnissen der letzten Jahre, dabei fanden sich stets in knapp zehn Prozent der Proben Pflanzenschutzmittelrückstände über dem Grenzwert, Tendenz aber sinkend. Lebensmittel-Schützer Tschiersky sieht jedoch keine akute Gefahr, weil Kräuter nur in geringen Mengen verzehrt werden:
    "Das ist richtig. Kräuter werden nur in geringen Mengen verzehrt, dienen nur Abrundung von Speisen. Deswegen bedeutet das auch kein akutes Risiko für den Verbraucher, aber natürlich müssen gesetzliche Grenzwerte eingehalten werden."
    Karabiner-Haken aus reinem Blei
    Etwas anders sieht die Gefahr bei Schmuck aus, vor allem billigem Modeschmuck. Den haben die Kontrolleure der Bundesländer im vergangenen Jahr stärker untersucht, weil es immer wieder Auffälligkeiten gegeben hatte. Ergebnis: In zehn von hundert Proben enthielt Modeschmuck mehr Blei als erlaubt, der Grenzwert für Cadmium wurde in zwölf von 100 Proben überschritten. Juliane Becker, Vorsitzender der Länderarbeitsgemeinschaft Verbraucherschutz, vertritt die Kontrollbehörden der Bundesländer und sagt, die Gefahr durch Blei und Cadmium kann erheblich sein:
    "Das kommt drauf an, um wie viel sie die Grenzwerte überschreiten. Wir hatten zum Beispiel so einen Mode-Anhänger, einen Karabiner-Haken, der bestand aus reinem Blei und dann ist er natürlich sehr gesundheitsgefährlich, wenn sie so ein Teil verschlucken, können sie ernsthaft Gesundheitsgefährdungen haben, sogar dass sie daran sterben können, wenn es mehr wäre."
    Forderung nach mehr Transparenz
    Gesundheitsgefährdende Produkte würden vom Markt genommen und veröffentlicht. Das sei aber nur in 0,1 Prozent der Kontrollen passiert. Wie aber erkennt man dann solch schädlichen Schmuck oder riskante Kräuter? Gar nicht. Die Lebensmittelkontrolleure sagen, man solle halt keinen billigen Modeschmuck kaufen. Als Verbraucher würde man sich zumindest wünschen, dass man zumindest beanstandete Produkte und Firmen nachlesen könnte. Kann man aber meistens nicht. Nicht mal das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit erfährt von den Ländern die genauen Namen der beanstandeten Produkte und Firmen mit dem Hinweis auf den Datenschutz. Einige Länder wie Nordrhein-Westfalen planen zumindest die kontrollierten Firmen zu veröffentlichen.
    "Für Nordrhein-Westfalen ist es, dass wir mehr Transparenz bringen, weil wir auch glauben, dass durch Transparenz Betriebe letztlich noch besser an Recht und Gesetz halten und letztlich auch die schwarzen Schafe dann öffentlich werden, was ja im Moment recht schwierig ist, wenn es nicht um Gesundheitsgefahren geht."
    Autor: "Das machen ja nicht alle Länder."
    "Nein! Aber wir hoffen, dass wir da ein Vorbild sind."