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Methylisothiazolinon
Konservierungsmittel als Problemstoff

Methylisothiazolinon - abgekürzt MI - ist ein Konservierungsmittel, das in den letzten Jahren in Produkten vermehrt verwendet wurde, auch als Ersatz für Parabene. Es findet sich zum Beispiel in Kosmetika, Feuchttüchern und Wandfarben. Allerdings wirkt es allergen.

Von Daniela Siebert | 18.04.2016
    Körperpflege-Produkte stehen in einer Reihe auf einem Badewannenrand
    Tatsächlich sei MI als Konservierungsmittel weniger problematisch als Parabene sagt der Facharzt. (dpa/picture alliance/Arno Burgi)
    Die gute Seite von Methylisothiazolinon oder abgekürzt MI ist schnell erzählt: Es wirkt gegen Bakterien und Pilze und verlängert dadurch die Haltbarkeit von Produkten. Die schlechte Seite ist etwas komplizierter, für Verbraucher aber umso bedeutsamer: MI wirkt allergen. Wer damit häufig in Berührung kommt läuft Gefahr, ein Kontaktekzem zu bekommen. Für Kosmetika gilt daher seit 2009 in der Europäischen Union ein Maximalwert für die Dosierung. Weitere Begrenzungen sind geplant sagt Annegret Blume, Biologin am Bundesinstitut für Risikobewertung:
    "Jetzt ist es so, dass in Kosmetika, die auf der Haut verbleiben, das ganz verboten werden soll, der entsprechende Verordnungsvorschlag ist bereits über unseren Schreibtisch gegangen, es ist zu erwarten, dass bis Ende des Jahres MI aus Kosmetika, die auf der Haut verbleiben ganz verschwunden sein wird. Gleichzeitig ist die EU-Kommission im Moment auch dabei einen Verordnungsvorschlag für die Verwendung von MI in Kosmetika zu machen, die abgewaschen werden und das ist also auch im Gange und da soll es begrenzt werden auf 15 parts per million und das ist eine Konzentration, in der der Stoff keine Allergien mehr auslöst."
    Körpercreme, Haarshampoo, Tusche und Tinte
    Beispielsweise Körpercreme wird also in Zukunft kein MI mehr enthalten, Haarshampoo und ähnlich Abzuwaschendes nur noch extrem wenig. Auch für wässriges Spielzeug wie Tusche oder Tinte sei MI ab 2017 in der EU verboten so Blume.
    Auch in Wandfarben macht Methylisothiazolinon Probleme. Das Umweltbundesamt beteiligt sich daher derzeit an der Erarbeitung eines Richtwertes für Innenräume. Der wird allerdings nur Empfehlungscharakter haben. Besonders frisch renovierte Räume können ein Problem darstellen, weil MI noch über Monate aus der Wandfarbe ausgasen kann. Das UBA empfiehlt daher, auf spezielle MI-freie Farben für Allergiker zu setzen, wenn man das Risiko minimieren möchte.
    Auch Reinigungsmittel enthalten oft Methylisothiazolinon. Entsprechende Dämpfe können sich womöglich auch über Klimaanlagen verbreiten heißt es im UBA, gesichert sei dieser Wirkungsweg über das Einatmen aber noch nicht.
    Torsten Zuberbier, leitender Hautarzt an der Berliner Charité und Sprecher des dortigen Allergie-Centrums warnt ohnehin vor Hysterie, vor zu großer Angst vor einer MI-Allergie:
    "Also ich persönlich habe in den letzten zehn Jahren einen Patienten gesehen, und ich habe auch mal nachgeschaut in unseren eigenen Daten, wir haben insgesamt acht Patienten gehabt, in den letzten zehn Jahren, bei denen eine sogenannte Sensibilisierung stattgefunden hat, allerdings bedeutet das nicht, dass diese auch automatisch allergisch krank sind."
    Eine Sensibilisierung ist die Vorstufe zur Allergie, sie macht aber noch keine Symptome und lässt sich im Hauttest feststellen.
    MI als Konservierungsmittel
    Tatsächlich sei MI als Konservierungsmittel weniger problematisch als Parabene, sagt der Facharzt, doch auch er plädiert für MI - Schwellenwerte in allen Produktgruppen. Verbraucher sollten chemische Produkte grundsätzlich so wenig wie möglich an die Haut lassen und MI besonders dann meiden, wenn die Haut vorgeschädigt sei, etwa durch Neurodermitis, rät Zuberbier, weil Allergene dann noch leichter durch die Haut penetrieren könnten. Und weil Methylisothiazolinon auch in vielen Geschirrspülmitteln vorkommt gibt der Arzt diese praxisnahen Tipps:
    "Jeder Dermatologe wird ihnen raten auch Geschirrspülen mit Handschuhen zu machen, weil Geschirrspülmittel sollen ja entfetten, und das ist gar nicht gut für die Hautfette, denn sonst wird ja die Pfanne nicht sauber."
    Ohne Handschuhe sollte man nur möglichst kurz spülen und das Mittel nicht zu stark dosieren. Kontaktekzeme als allergische Reaktion auf Methylisothiazolinon treten vor allem an den Händen und im Gesicht auf. In der Fachliteratur finden sich aber auch Fälle von Kontaktekzemen an Babypopos durch Feuchttücher und am Erwachsenengesäß durch MI-haltige Lederpflegemittel. Grundsätzlich können Kontaktekzeme überall an der Haut auftreten.
    MI häufig im Kleingedruckten aufgelistet
    Einen Trumpf halten die Verbraucher bei dem Thema zum Glück in den eigenen Händen: MI ist auf vielen Verpackungen im Kleingedruckten gelistet. Es lassen sich also entsprechende Produkte durchaus meiden, bis der Stoff ganz oder weitgehend verboten ist. In diesem Sinne berät auch die MI-Expertin beim Bundesinstitut für Risikobewertung Annegret Blume die Verbraucher:
    "Es ist in der Kosmetik so: Die Inhaltsstoffe müssen alle gelistet werden und da kann sich der Verbraucher informieren, ob MI in so einem Produkt enthalten ist oder nicht und kann das Produkt dann vermeiden und das ist auch der Fall für Wasch- und Reinigungsmittel, also auch da kann man schauen, ob der Stoff enthalten ist. Wenn man eine Neigung zu Allergien hat, sollte man vielleicht darauf verzichten, ansonsten ist das eine Entscheidung, die jeder Bürger für sich treffen muss, ob er da ein Risiko für sich sieht oder nicht."