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Mit deutscher Technik Auslandsmärkte erobern

Es ist das zweite Jahr, in dem die Deutsche Energie-Agentur mit ihrer Exportinitiative nun so richtig aktiv ist. Ausgestattet mit Geldern aus dem Wirtschaftsministerium – und somit sind natürlich allenfalls vorsichtige Bilanzen möglich – heute Vormittag aber beherrschte vor allem ein Wort diese Pressekonferenz – das ist der Begriff der Internationalisierung. Und eindeutig verweist die Dena dabei auch auf die vor ein paar Wochen stattgefundene Konferenz für Erneuerbaren Energien in Bonn – dies habe Anstöße gegeben – es wurden ja über 150 Absichtserklärungen dort ausgehandelt, davon könne man profitieren, sagt Stephan Kohler, der Geschäftsführer der Deutschen Energie-Agentur. Er nennt das Beispiel China.

Von Dieter Nürnberger | 06.07.2004
    Wir haben mit dem zuständigen Ministerium dort vereinbart, dass wir eine Strategie entwickeln, wie China bis zum Jahr 2020 17 Prozent ihres Primär-Energieverbrauchs durch regenerative Energiequellen decken kann. Und von chinesischer Seite ist uns eindeutig gesagt worden, wenn es um die Einführung dieser Technologien geht, dass dann für sie Deutschland an der ersten Stelle steht. Weil wir es eben auf dem Heimatmarkt geschafft haben, diese erneuerbaren Energien marktreif zu entwickeln.

    Und diese Liste ließe sich fortführen. Solartechnik für afrikanische Länder, Windkraft zum Beispiel auch für Russland – ganz konkret für Sibirien. Der Wille zur weltweiten Nutzung erneuerbarer Energien sei vorhanden, auch um die Abhängigkeit vom Öl zu verringern, sagt Rezzo Schlauch, er ist parlamentarischer Staatssekretär im Wirtschaftsministerium.

    Deutsche Unternehmen haben in den vergangenen Jahren hochwertige Technologien zur Nutzung regenerativer Energien entwickeln und anwenden können. Zu nennen sind hier vor allem Windkraft- und Solaranlagen. Aber auch bei der Wasserkraft können wir auf eine über 100-jährige Erfahrung zurückblicken. Biomasse- und Geothermieanlagen sind ebenfalls erprobt. Beste Voraussetzungen also, um deutsche Technologie für die Nutzung erneuerbarer Energien in die Länder zu exportieren, die sich entschieden haben, diese zu einem festen Bestandteil ihrer Energiepolitik zu machen.

    Die Ausgangslage wird also ganz positiv eingeschätzt – nicht zuletzt auch, weil durch die Reformen beim Erneuerbaren-Energien-Gesetz hierzulande die Rahmenbedingungen für die einzelnen Branchen, wie es heute hieß, weiterhin verlässlich sind. Das schafft Ruhe im Markt und so kann man sich nach außen hin orientieren. Dena-Chef Stefan Kohler.

    Bei der Windenergie haben wir derzeit einen Anteil von knapp 30 Prozent, also 30 Prozent der Produktion deutscher Windkraftanlagen geht in den Export. Bei der Photovoltaik sind es rund 12 Prozent. Wir wollen bei Windenergie ein Ziel von 50 bis 60 Prozent erreichen. Wir bekommen natürlich so langsam eine Sättigung auf dem heimischen Markt und auch deshalb ist es für die Unternehmen unabdingbar, dass sie in den Export gehen.
    Und somit hofft man auch bis zum Jahre 2020 rund 200.000 neue Arbeitsplätze in Deutschland schaffen zu können – allein durch den Export dieser Technologien. Die Deutsche Energie-Agentur will auch weiterhin Brücken zu den Auslandsmärkten bauen, die Zeiten der Marktsichtung seien längst vorüber, nun könne man mit dem Marketing in den konkreten Zielländern beginnen. Wobei deutsche Unternehmen im globalen Markt für Erneuerbare Energien nicht nur darauf hoffen können, ihre Waren abzusetzen. Noch einmal Stefan Kohler.

    Der Standort ist für den europäischen Markt sehr gut positioniert. Sprich: Spanien oder auch Norwegen. Aber bei Ländern wie China, da müssen die Unternehmen auch dort Produktionsanlagen aufbauen. Um auch die Vorteile der dortigen Rahmenbedingungen auszunutzen. Das ist nicht ein Abbau von deutschen Arbeitsplätzen, das ist eine wirtschaftlich solide Positionierung von Unternehmen – so wie sie auch in jedem anderen Wirtschaftssektor stattfindet.

    Und noch eine Anmerkung: Vor lauter internationaler Geschäftstüchtigkeit hätte man heute Vormittag in Berlin fast ein wichtiges Argument für die Erneuerbaren Energien vergessen: Nämlich, dass ja auch das Klima und die Umwelt davon profitieren