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Neue Prozessoren
Brücke zwischen zwei Welten

X86 ist der Name des gängigsten PC-Prozessoren. Smartphones laufen meist mit ARM-Prozessoren. Diese beiden völlig unterschiedlichen Systeme sollen sich demnächst annähern. Der Intel-Konkurrent AMD will die beiden Prozessoren kompatibel machen. Das könnte ihnen die technologische Führung auf dem Markt bringen.

Von Achim Killer | 17.05.2014
    Ein Mann tippt eine Nachricht in sein iPhone.
    AMD will die Trennung zwischen Computer- und Smartphone-Prozessoren aufheben (picture alliance / dpa)
    Den fantasievollen Namen Skybridge trägt ein Projekt des ewigen Intel-Konkurrenten AMD. Das deutet eine Brücke zwischen zwei Welten an: X86- und ARM-Prozessoren sollen trotz ihres unterschiedlichen Innenlebens nach außen hin gleich funktionieren. Im nächsten Jahr kommen die ersten Skybridge-Prozessoren auf den Markt, kündigt die AMD-Vize-Chefin Lisa Su an:
    "Das Projekt Skybridge nähert zum aller ersten Mal x86- und ARM-System-Chips einander so an, dass sie pin-kompatibel sind. Sie können also auf einer Hauptplatine einen ARM-Prozessor arbeiten lassen und auf der nächsten einen x86-Prozessor."
    Und der Chef des Nischenanbieters Rory Read hofft, damit eine gewaltige Nachfrage für AMD erschließen zu können.
    "Beide zusammen, ARM und x86, ermöglichen die technologische Führung auf einem Markt, der größer ist als alle davor."
    Zusätzlich eine Nische des PC-Markts abdecken
    Allerdings hat AMD bislang nicht erkennen lassen, auch Smartphones mit Prozessoren bestücken zu wollen. Halbleiter-Konzerne produzieren in der Regel für zwei unterschiedliche Märkte, einen für Hochleistungs-Chips, für den sie ihre Prozessortechnologie entwickeln, und einen Massenmarkt, auf dem sie diese Technologie dann mit hohen Stückzahlen vergolden. AMD ist bereits gut auf einem Massenmarkt aufgestellt, dem für Spiele-Prozessoren. Das Unternehmen produziert für Microsofts Xbox und für Sonys Playstation, so wie zuvor Mips und IBM. Neue Technologien entwickelt AMD für Server. So brachte das Unternehmen den ersten 64-Bit-fähigen x-86-Prozessor heraus. Heute ist AMD stark bei sogenannten Micro-Servern, Rechnern, die wenig Strom verbrauchen und deswegen auch kaum gekühlt werden müssen. Die Micro-Server arbeiten mit Low-Power-Chips sowohl auf ARM-, als auch auf x86-Basis. Darauf zielt das Skybridge-Projekt ab, sagt Sergis Muschell vom Beratungs- und Marktforschungsunternehmen Gartner. Und eine Nische des PC-Markts könnte AMD damit zusätzlich abdecken.
    "Ihr Fokus liegt einerseits auf Servern und zum anderen auf PCs. Pin-kompatible Bauelemente ermöglichen es dem Geräte-Hersteller, ein- und denselben Entwurf für ARM und für x86 zu verwenden und so zwei verschiedene Plattformen anzubieten. Das lässt sich auf Bauarten anwenden."
    Also Skybridge-Chips könnten es PC-Herstellern ermöglichen, es auch einmal mit ARM-Prozessoren zu versuchen, ohne viel dafür investieren zu müssen. Zwar hat der Entwickler der Prozessor-Architektur, die britische ARM limited, kein Interesse an diesem Markt. Aber AMD hat von ihm eine Lizenz erworben und darf das Prozessor-Design deshalb künftig nach Bedarf verändern, also beispielsweise auch für PCs optimieren. Umgekehrt allerdings wird Skybridge wohl nicht zum Einfallstor für die x86-Architektur auf dem Handymarkt. Das wäre eine Nummer zu groß für AMD.
    "Intel will Hauptakteur auf dem Markt werden"
    Von Intel hingegen erwartet sich Sergis Muschell heuer den Durchbruch. Der Konzern habe das Handy-Geschäft lange nicht beachtet, allein schon weil die Konkurrenz dem Monopolisten dort zu hoch und die Gewinnmargen entsprechend zu niedrig seien. Nach den Zahlen des Markforschungsunternehmens Strategy Analytics hatte Intel 2013 einen Marktanteil von gerade mal 0,2 Prozent. Mittlerweile aber bröckelt Intel's angestammter Massenmarkt, der für PC-Prozessoren. Die Nachfrage verschiebt sich zu Smartphones und Tablets. Deshalb muss sich Intel diesen für ihn weitgehend neuen Markt erschließen. 2014 werden deshalb x86-Chips in großen Stückzahlen in Smartphones verbaut, ist sich Sergis Muschell sicher:
    "Intel engagiert sich mit seinen ganzen wirtschaftlichen Ressourcen auf dem Markt für mobile Geräte. Offenkundig hat das Unternehmen sich vorgenommen in diesem Jahr, 2014, Millionen von mobilen Prozessoren auszuliefern. Das unterstreicht, dass es ein Hauptakteur auf diesem Markt werden will."